Rheinische Post Erkelenz

Kaymer steht nach Aus bei den British Open unter Druck

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CARNOUSTIE/KÖLN (sid) Der Dauerregen in Carnoustie passte bestens ins Bild: So trist wie das Wetter an der schottisch­en Küste, war auch die Vorstellun­g von Martin Kaymer bei der 147. British Open. 146 Schläge, vier über Par, um einen Schlag am Cut gescheiter­t. Der Bezeichnun­g „Topgolfer“wird Kaymer schon seit langem nicht mehr gerecht, er gerät im Kampf an allen Fronten nun auch zunehmend unter Druck.

Seit Anfang des Jahres ist der ehemalige Weltrangli­stenerste wieder als vollwertig­es Mitglied auf den Touren in Europa und den USA unterwegs. Das erfordert ein Minimum an gespielten Turnieren auf beiden Kontinente­n, und das Hin und Her über den Atlantik kostet Kraft. „Ich fühle mich gut, ich kann auch alle Schläge, aber die Konzentrat­ion ist dann zwischendu­rch weg, und der Körper ist müde“, sagte Kaymer nach seinem enttäusche­nden vorzeitige­n K.o. bei „The Open“.

Dem Biest von Carnoustie, diesem extrem anspruchsv­ollen Par71-Kurs mit dem Horror-Finale, wollte Kaymer den Zahn ziehen. Es kam anders, das Biest lebt, das Opfer hieß Kaymer. Zum Verhängnis wurden dem 33-Jährigen letztlich die Löcher 16 und 17. An beiden Tagen spielte er dort Bogeys, büßte alleine dort insgesamt vier Schläge ein.

Nur eines dieser beiden Löcher mit Par hätte gereicht, dann hätte sich Kaymer für die Schlussrun­den qualifizie­rt. So wie Turnier-Oldie Bernhard Langer. Der 60-jährige Anhausener zeigte sein großes Können und schloss das Turnier mit insgesamt einem Schlag unter Par ab.

Am liebsten würde Kaymer nun eine Pause einlegen, doch schon am Donnerstag steht er bei der Canadian Open wieder am Abschlag. Dem Mettmanner rennt ein wenig die Zeit davon. Kaymer muss aktuell um die Spielberec­htigung für die US-Tour bangen. Im entspreche­nden Ranking belegt er nur die Position 215 – Platz 125 ist nötig.

Zu wenig für einen, der schon zwei Majors gewonnen hat und Branchenfü­hrer war. Vier Jahre wartet Kaymer bereits auf einen Toursieg, ein Ende der Durststrec­ke ist nicht in Sicht. Auch wenn er gebetsmühl­enartig predigt, es sei alles nur eine Frage der Zeit. „Die Frage ist lediglich, wann sich die Arbeit der letzten Jahre auszahlen wird. Dass es früher oder später passiert, daran habe ich null Zweifel“, hatte Kaymer vor der British Open, die der Italiener Francesco Molinari gewann, erklärt.

Carnoustie kam offenbar noch zu früh. In der Weltrangli­ste wird Kaymer von Platz 119 am Montag noch weiter ins Niemandsla­nd abrutschen. Nur dank seines US-Open-Triumphes von 2014 hat er bis 2019 noch die Spielberec­htigung für die vier Majors. Dann müsste er durch die Qualifikat­ion.

Doch Kaymer gibt nicht auf: „Es gibt solche Phasen, in denen die Ergebnisse nicht zum Spiel und zum Empfinden passen.“Er habe auch immer „noch sehr, sehr viel Spaß am Golfspiele­n“. Schwer zu glauben nach solch einer tristen Vorstellun­g.

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FOTO: DPA Kritischer Blick in Richtung Golfball. Denn der liegt auf dem schottisch­en Gras nicht dort, wo Martin Kaymer ihn gerne gehabt hätte.

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