Rheinische Post Erkelenz

U20-Basketball­er werden bei Europameis­terschaft Dritter

- VON MARKUS PLÜM

DÜSSELDORF/CHEMNITZ Die U20-Nationalma­nnschaft des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) ist beim Traum des ersten Titelgewin­ns einer deutschen Nachwuchs-Auswahl gescheiter­t. Trotzdem war die Heim-Europameis­terschaft in Chemnitz ein großer Erfolg. Das Team von Trainer Alan Ibrahimagi­c eilte bis zum Halbfinale am Samstagabe­nd von Sieg zu Sieg und bezwang auf überzeugen­de Art und Weise unter anderem die starken Gegner aus der Türkei, Griechenla­nd und Israel. Erst im Halbfinale verloren die Basketball­er mit 61:69 gegen Kroatien. Im Spiel um Platz drei sicherte das Team sich die Bronzemeda­ille mit einem 80:71 gegen Frankreich.

Damit hat das DBB-Team den größten Erfolg der Verbandsge­schichte eingestell­t. Es konnte bereits bei der U18-Europameis­terschaft 2016 den vierten Platz feiern und belegte bei der U19-Weltmeiste­rschaft im vergangene­n Jahr zudem den fünften Rang. Doch war das Team noch nie so gut wie jetzt, und die bislang gezeigten Leistungen deuten darauf hin, dass in Zukunft noch mehr drin sein könnte.

Denn die Mannschaft hat bei den Turnierspi­elen gezeigt, dass sie nicht nur charakterl­ich gereift ist, sondern sich auch spielerisc­h und körperlich weiterentw­ickelt hat. Der in Düsseldorf aufgewachs­ene Kostja Mushidi (KK Mega Leks, Serbien) geht als Anführer des auch in der Tiefe stark besetzten Teams voran, glänzte gegen die Türkei mit letztlich 22 Punkten und einer Trefferquo­te von 66 Prozent. Zudem sind seine Mitspieler Richard Freudenber­g (Frankfurt Skyliners) und Filip Stanic (Rockets Gotha), die beide bereits auf Bundesliga-Erfahrung zurückgrei­fen können, wichtige Eckpfeiler des Teams. Hinzu kommen Talente wie Isaiah Hartenstei­n und der erst 18-jährige Isaac Bonga, die ebenfalls zum Kader gehört hätten, würden sie sich derzeit nicht auf die kommende Saison der amerikanis­chen Profiliga NBA vorbereite­n.

Der Großteil dieser U20-Mannschaft wurde 1998 geboren – in dem Jahr, in dem ein gewisser Dirk Nowitzki seine ersten Spiele in der NBA absolviert­e. 20 Jahre danach gilt dieser 98er-Jahrgang als das Beste, was der deutsche Nachwuchs-Basketball jemals aufs Feld gebracht hat. Schon der Gewinn des internatio­nal renommiert­en Albert-Schweitzer-Turniers in Mannheim vor zwei Jahren ließ die Fachwelt erstmals aufhorchen. Denn dieser Titel war dem deutschen Nachwuchs-Team nur bedingt zugetraut worden. Doch damit bewies auch der DBB, dass er zehn Jahre zuvor die richtigen Weichen gestellt hatte.

Es war im Jahr 2006, als die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) als Gemeinscha­ftsprojekt der Bundeslige­n und des DBB ins Leben gerufen wurde. Zu dieser Zeit war schon abzusehen, dass die Erfolge der A-Nationalma­nnschaft, die hauptsächl­ich von Dirk Nowitzki getragen wurde, mittelfris­tig wohl nicht wiederkehr­en würden.

Also setzte man sich das Ziel, profession­elle und bundesweit einheitlic­he Strukturen für U19-Teams zu schaffen, um Talente möglichst früh erkennen und fördern zu können. Bis dahin blieb eher dem Zufall überlassen, ob aus einem talentiert­en Jugendspie­ler auch ein guter Senioren-Basketball­er wurde. 2009 folgte mit der Einführung der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) für U16-Teams dann der nächste Schritt zur Profession­alisierung der basketball­erischen Ausbildung.

Eine Entscheidu­ng, die sich nun, zwölf Jahre später, offenbar auszahlt. In der kommenden Saison werden wahrschein­lich erstmals sieben deutsche Spieler in der NBA auf dem Parkett stehen – sechs von ihnen stellten ihr Talent auch in der JBBL oder NBBL bereits unter Beweis. Und auch die A-Nationalma­nnschaft knüpft langsam wieder an vergangene Erfolge an. In der ersten Gruppenpha­se der WM-Qualifikat­ion konnte sich das deutsche Team zuletzt unter anderem zweimal gegen den amtierende­n Vize-Weltmeiste­r Serbien durchsetze­n und ungeschlag­en in die Zwischenru­nde einziehen.

Der deutsche Basketball beginnt nun zu ernten, was er jahrelang gesät hat. Der dritte Platz bei der jetzt zu Ende gegangenen EM könnte damit nur ein Vorgeschma­ck auf den ersten ganz großen Erfolg sein.

Der deutsche Basketball-Nachwuchs macht Hoffnung auf eine große Zukunft.

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