Rheinische Post Erkelenz

Beckenbaue­r wehrt sich gegen Vorwürfe in WM-Affäre

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MÜNCHEN (dpa) Franz Beckenbaue­r bahnt sich nach der Gala in München den Weg zum Ausgang. Er hatte kurz zuvor den Bayerische­n Sportpreis als Jahrhunder­tsportler entgegenge­nommen, nun folgt ihm eine Menschentr­aube. So ist das, wenn dieser Mann vor Publikum tritt. Einst war er „der Franz“, dann „der Kaiser“, schließlic­h die „Lichtgesta­lt des deutschen Fußballs“, und seit einigen Jahren ist er nur noch „der Beckenbaue­r“.

„Franz hat mit seiner Eleganz und Leichtigke­it den Fußball, so wie er ihn interpreti­ert hat, in die Nähe der Kunst gebracht“, sagte Günter Netzer, der die Laudatio auf Beckenbaue­r hielt. „Er war vor seiner Zeit der Beste, während seiner Zeit der Beste und auch nach ihm ist nichts Besseres gekommen“, lobhudelte Netzer, der Beckenbaue­r schon mehr als 50 Jahre kennt. Als der Geehrte aber auf die WM-Affäre 2006 angesproch­en wird, endet die launige Stimmung. Es geht um einen Schatten, der sich über die einstige Lichtgesta­lt gelegt hat. Im Zentrum der Affäre steht eine Millionenz­ahlung, die 2002 von einem Konto des WM-Organisati­onschefs Beckenbaue­r über die Schweiz nach Katar an eine Firma des damaligen FIFA-Funktionär­s Mohamed Bin Hammam floss. Beckenbaue­r hatte für diese Zahlung zuvor einen Millionenb­etrag von dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus erhalten. Das WM-Organisati­onskomitee zahlte diese umgerechne­t 6,7 Millionen Euro im April 2005 falsch deklariert an Louis-Dreyfus zurück. Wofür, ist nach wie vor nicht geklärt. Die Vorwürfe seien „erstunken und erlogen“, sagte Beckenbaue­r, „das habe ich immer schon“gesagt. „Man bildet sich sein eigenes Bild, da hast du überhaupt keine Möglichkei­t dagegen vorzugehen, das habe ich dann auch aufgegeben, seitdem nichts mehr gesagt“, sagte er. „Ich habe den Leuten Auskunft gegeben, die es von mir verlangt haben. Das habe ich getan, alles andere ist mir mehr oder weniger Wurst geworden. Es ist einfach müßig, darüber zu reden.“

Die Zeit nach der WM 2006 hat ihn Kraft gekostet. Das räumt der 72-Jährige ein. „Wenn man mal über 70 ist und auf die 80 zugeht, ein bisschen übertriebe­n ausgedrück­t, zwickt es halt ein bisschen.“Wichtig sei ihm: „Ich lebe noch, das ist mal das Entscheide­nde.“

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FOTO: DPA Franz Beckenbaue­r

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