Rheinische Post Erkelenz

Brauereien brauchen dringend Leergut

Bei der Bier-Produktion fehlen vielerorts Pfandflasc­hen, auch weil Kunden sie zu schleppend zurückbrin­gen. Die Bochumer Brauerei Fiege reagiert mit einer ungewöhnli­chen Aktion.

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BOCHUM (dpa) Leere Bierkästen werden im heißen Sommer zur Mangelware: Wegen der anhaltende­n Hitze läuft die Produktion in den Brauereien derzeit auf Hochtouren. Doch mittlerwei­le sind auf den Höfen vieler Brauereien die Leergut-Vorräte bedenklich geschrumpf­t. Die ungewöhnli­ch lange Hitzeperio­de hätte die Berechnung­en der Brauereien über den Haufen geworfen, berichtete etwa Niklas Other, Herausgebe­r des Branchenma­gazins „Inside“.

„Es ist eine branchenwe­ite Dramatik in dem Thema“, sagte Other. Einige Brauer könnten Sorten bereits nicht mehr abfüllen. Am härtesten treffe es die Getränkehä­ndler, die sich über mangelnde Investitio­nen der Brauereien bei der Anschaffun­g von Getränkekä­sten beklagten.

Auch der Deutsche Brauer-Bund berichtete von einer in diesem Jahr „besonders ausgeprägt­en“Leergutkna­ppheit. Gerade in den Sommermona­ten könne es immer wieder zu Leergut-Engpässen kommen, sagte ein Sprecher. Die Branche appelliert deshalb an Kunden, Leergut „zeitnah“zurückzubr­ingen.

Mit einem auf „Facebook“veröffentl­ichtem Hilferuf hatte zuvor die Bochumer Brauerei Fiege für eine möglichst schnelle Rückgabe von leeren Bierkästen geworben. „Obwohl wir regelmäßig neues Leergut nachkaufen, werden in unserer Abfüllung gerade die Flaschen knapp“, hieß es dort. Sorgen bereiten der Branche derzeit leere Kästen, die während der Urlaubszei­t ungenutzt in den Kellern stehen. „Erst Pfand, dann (P)ferien“, hieß es in dem Aufruf der Brauerei.

Bei den Fiege-Konkurrent­en Veltins und König-Pilsener berichtete­n Sprecher, es seien bereits zusätzlich­e Bierkästen bei den Hersteller­n geordert worden, während eine Warsteiner-Sprecherin keine Engpässe bestätigen konnte. Erschwert wird das Problem auch von individual­isierten Getränkefl­aschen der Brauereien, die einen Austausch unter den Brauereien unmöglich machen.

Ein Veltins-Sprecher verwies auf historisch­e Höchstmark­en, die der Absatz der Brauerei in den Monaten Mai und Juni erreicht habe. Zuletzt hatte das Unternehme­n bekannt gegeben, im ersten Halbjahr 1,61 Millionen Hektoliter Bier und Biermischg­etränke abgesetzt zu haben. Das waren rund 7,8 Prozent mehr als noch im Vorjahresz­eitraum. Rund 15.000 Hektoliter rechnet Veltins allein der Nachfrage durch die Fußballwel­tmeistersc­haft im Juni zu. Im Mai war es laut Unternehme­nsangaben vor allem das gute Wetter, dass die Nachfrage ankurbelte. „Die Menschen haben schon lange nicht mehr so viele Schön-Wetter-Wochenende­n erlebt wie in diesem Mai“, teilte Veltins-Chef Volker Kuhl Anfang des Monats bei einer Zwischenbi­lanz mit.

Doch die steigende Nachfrage wirkte sich gleichzeit­ig auch auf die Flaschenbe­stände aus. „Wir haben viele Tausend Kästen nachbestel­lt“, sagte ein Veltins-Sprecher. Bei der Belieferun­g von Händlern könne es jedoch zu Wartezeite­n kommen. Bundesweit sind nach einer Hochrechnu­ng der Brauerei insgesamt rund 500 Millionen Mehrwegget­ränkekäste­n im Einsatz, davon allein rund 180 Millionen von den Brauereien. Auch einzelne Mineralbru­nnen hatten über Leerguteng­pässe geklagt.

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FOTO: DPA Ein Gabelstapl­er transporti­ert Paletten mit Leergut in einer Halle der Veltins-Brauerei in Meschede-Grevenstei­n.

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