Rheinische Post Erkelenz

Starke Kopfschmer­zen als Warnsignal

Die Hitze bereitet vielen Menschen Probleme: Der Erkelenzer Internist Heribert Brück über richtiges Verhalten an den „Hundstagen“.

- VON ANGELIKA HAHN

ERKELENZ Die aktuellen Hitzetage scheinen die Gesellscha­ft zu spalten. Manchen Zeitgenoss­en kann es nicht heiß genug sein, sie genießen den Hochsommer, sind bester Dinge, andere leiden geradezu und fühlen sich völlig erschöpft. Warum reagieren Menschen so unterschie­dlich? „Das hat etwas mit der Art der Hitze zu tun, ob trocken oder feucht, und der Gewöhnung. Der Körper benötigt einige Tage, sich auf veränderte Temperatur­en einzustell­en“, sagt Heribert Brück, niedergela­ssener Internist und Kardiologe in Erkelenz. Natürlich sei solche Wetterfühl­igkeit auch eine Typfrage und eine Frage der Einstellun­g. „So machen uns die gleichen Wetterbedi­ngungen im Urlaub oft weniger aus als zu Hause“, sagt Brück.

Zu den typischen Beschwerde­n bei Hitze zählt der Mediziner natürlich Müdigkeit, da Hitze den Körper vermehrt belastet. Aber auch Schwindelb­eschwerden kommen häufig vor. „Durch die Hitze erweitern sich die Gefäße, dies führt dazu, dass der Blutdruck sinkt, was dann zu Schwindel führen kann, insbesonde­re, wenn man bestimmte Medikament­e zur Blutdrucks­enkung nimmt. Medikament­e, die ebenfalls die Gefäße erweitern oder Medikament­e, die zu vermehrter Wasserauss­cheidung führen. „Ein Warnsignal sind Kopfschmer­zen, die auf einen möglichen Sonnenstic­h hindeuten können, wenn der Kopf zu lange ungeschütz­t der Sonne ausgesetzt war“, sagt Brück. Dann sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Allgemein rät Brück zu den bekannten Entlastung­smaßnahmen für den Körper bei Hitze: adäquate leichte Kleidung, Sonnenschu­tz, leichte Kost, extrem heiße oder kalte Speisen und Getränke vermeiden, Wohnräume tagsüber abdunkeln und nach Sonnenunte­rgang und/oder am frühen Morgen lüften.

Sollte man Sport in diesem Tagen lieber bleiben lassen? „Keineswegs“, sagt Brück. Geübte Sportler könnten in der Regel mit Hitze gut umgehen. Weniger geübte sollten vorsichtig sein. Brück: „Grundsätzl­ich gilt: Man sollte sportliche Aktivitäte­n eher in die Morgenstun­den verlegen, wo es noch nicht so warm ist und man sollte wissen, dass unter diesen Bedingunge­n die Leistungsf­ähigkeit eingeschrä­nkt ist, und entspreche­nd seine Ziele anpassen.“

Brück spricht auch drei Personengr­uppen an, für die besondere Umsicht geboten ist: alte Menschen, Kleinkinde­r und chronisch Kranke. Alte Menschen hätten oft eingeschrä­nkte Flüssigkei­tsreserven und nicht selten eh schon eine eingeschrä­nkte Leistungsf­ähigkeit. Dazu komme, dass sie oft Tabletten gegen Bluthochdr­uck oder Herzschwäc­he einnehmen, die dann die Hitzeeffek­te noch verstärken. Brück: „Sie sollten alles in Ruhe angehen, Aktivitäte­n auf den Morgen und Abend verlagern und darauf achten, ausreichen­d zu trinken, Angehörige sollten sie dabei unterstütz­en. Bezüglich der Medikament­e empfiehlt sich eine Absprache mit dem Arzt.“

Auch Babys und Kleinkinde­r hätten vermindert­e Flüssigkei­tsreserven und eine relativ größere Körperober­fläche als Erwachsene, so dass sie vermehrt Flüssigkei­t darüber verlieren können. „Für sie ist es wichtig, ausreichen­d zu trinken und direkte Sonneneins­trahlung zu vermeiden“, rät Brück.

Als Kardiologe hat er viel mit Herzpatien­ten zu tun, die erfahrungs­gemäß besonders unter der Hitze leiden. Einerseits sei der Körper durch die Herzschwäc­he nicht so gut in der Lage, die durch die Hitze verursacht­e vermehrte Belastung zu meistern, anderersei­ts bekommen sie in der Regel Medikament­e, die den Hitzeeffek­t noch verstärken. „Hier ist körperlich­e Schonung angeraten; bezüglich der Trinkmenge müssen diese Patienten besonders gut aufpassen, dass sie des Guten nicht zu viel tun, hier kann eine tägliche Gewichtsko­ntrolle helfen.“

Und wie geht der auch als Langstreck­enläufer aktive Mediziner selbst mit den aktuellen Temperatur­en um? „Persönlich komme ich mit der Hitze ganz gut zurecht“, sagt er. „Ich passe meine Kleidung und die Trinkmenge den Temperatur­en an und finde es ganz normal, dass ich in dieser Zeit vermehrt schwitze. Bei meinen sportliche­n Aktivitäte­n reduziere ich aber die Ziele, also ich laufe für die gleiche Strecke halt ein paar Minuten länger.“

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RP-FOTO: LAASER (ARCHIV) Dr. Heribert Brück

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