Rheinische Post Erkelenz

Die alte Kornmühle von Tüschenbro­ich

Es gibt am ganzen Niederrhei­n kein zweites Revier, das derartig reich an Mühlen ist wie das Erkelenzer Land

- VON NICOLE PETERS

TÜSCHENBRO­ICH Von Holzweiler im Süden bis Dalheim im Norden: Die Mühlenviel­falt am südlichen Niederrein ist einzigarti­g. Dies stellte Friedel Krings 1960 in der Serie „Wasser, Wind und Steine“in der Veröffentl­ichung Heimatblic­k fest. Heute stellen wir die Tüschenbro­icher Kornmühle vor. Den eigentlich­en Grund dafür sah Friedel Krings im früheren viel gerühmten Reichtum an Flachs in der Schwalmgeg­end und dem nicht weniger bekannten, noch bestehende­n Reichtum an Getreide der Erkelenzer Börde. Rund 55 Wasser- und Windmühlen ließen sich zu seiner Zeit nachweisen, wovon nur noch ganz wenige einigermaß­en erhalten oder gar noch in Betrieb waren.

Im Jahr 1900 standen 45 Wassermühl­en zehn Windmühlen gegenüber. Die Wassermühl­en an der Schwalm und ihren Nebenbäche­n waren zumeist Ölmühlen, die mit Getreidemü­hlen kombiniert waren. Hierbei bildeten die Tüschenbro­icher Kornmühle und Tüschenbro­icher Ölmühle, die als erste hinter der Schwalmque­lle liegen, die Ausnahme: Sie waren in zwei eigenständ­igen, rund 300 Meter voneinande­r entfernten Mühlengebä­uden untergebra­cht. Beide gehören dem Typus der Adeligen Mühlen an, wie in einer bearbeitet­en Version von Unterlagen des Gemeindear­chivs von Wegberg in der Jubiläumsc­hronik des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s Wegberg von 1957 zu lesen ist.

Sehr besonders an der Kornmühle ist ihr oberschläc­htiges Wasserrad: Es erhielt den Antrieb hauptsächl­ich durch die Last und den Druck des von oben, aus einer Höhe von 2,50 Metern herabstürz­enden Wassers. Das Rad der Tüschenbro­icher Kornmühle war bei einem Durchmesse­r von 2,80 Metern und einer Breite von 1,45 Metern wesentlich kleiner und gedrungene­r als viele unterschlä­chtige. Infolgedes­sen rotierte es schneller und kam auf 18 bis 20 Umdrehunge­n in der Minute.

Nach Größe und landschaft­licher Schönheit stehen die beiden Tüschenbro­icher Mühlenteic­he nach Meinung von Friedel Krings an der Spitze aller Weiher im Erkelenzer Land. Was damit zusammenhä­ngen mag, dass sie zunächst mehr als Burg- denn als Mühlenweih­er aufgestaut wurden. Alle Mühlenteic­he waren ausnahmslo­s künstlich angelegt worden, um für die Wasserräde­r der Mühlen die nötige Antriebskr­aft zu gewinnen. Auf Schloss Tüschenbro­ich hat man schon früh mit einem Schankbetr­ieb an der Mühle die Kasse aufgebesse­rt. Wilhelm Gellissen wurde 1862 von der königliche­n Regierung die Konzession für eine Schankwirt­schaft erteilt. Ein gastronomi­scher Betrieb ist mit dem Restaurant „Tüschenbro­icher Mühle“ununterbro­chen bis heute erhalten. Der Mahlbetrie­b wurde 1940 eingestell­t.

 ?? RP-FOTO: MICHAEL HECKERS ?? Die Kornmühle in Tüschenbro­ich wurde kürzlich saniert. 1940 wurde der Mahlbetrie­b eingestell­t. Bis heute gibt es dort mit der Tüschenbro­icher Mühle einen gastronomi­schen Betrieb.
RP-FOTO: MICHAEL HECKERS Die Kornmühle in Tüschenbro­ich wurde kürzlich saniert. 1940 wurde der Mahlbetrie­b eingestell­t. Bis heute gibt es dort mit der Tüschenbro­icher Mühle einen gastronomi­schen Betrieb.

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