Nivel-Schläger soll mit Auto auf Frau zugerast sein
ESSEN Der ehemalige deutsche Hooligan Frank R., der bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich den am Boden liegenden Polizisten Daniel Nivel gegen den Kopf getreten hat, muss sich seit Donnerstag erneut vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Essen hat gegen ihn Anklage wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und versuchter Körperverletzung erhoben. „Er soll mit einem Auto auf seine frühere Ehefrau und zwei Kinder zugefahren sein, die an einer Bushaltestelle standen“, sagte Johannes Hidding, Vorsitzender Richter und Sprecher des Landesgerichts Essen, unserer Redaktion. „Die Frau und die Kinder mussten zweimal zur Seite springen.“
Der Vorfall ereignete sich bereits im November 2016 in Bottrop, kam aber erst jetzt vor Gericht. Die beiden Kinder stammen aus einer früheren Beziehung der Frau. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren.
Am Donnerstag wurde bislang nur die Anklageschrift verlesen. Darin enthalten ist auch die Vorgeschichte von Frank R. „Die wird bestimmt auch berücksichtigt. Inwieweit das der Fall sein wird, kann ich aber nicht sagen“, so Hidding. Die brutale Attacke auf Nivel sorgte vor 20 Jahren weltweit für Entsetzen.
Damals hatten beim Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft am 21. Juni 1998 Hunderte deutsche Hooligans in Lens eine Straßenschlacht verursacht. Dabei gingen sie auch auf Polizisten los. Nivel, damals 42 Jahre alt, wurde besonders heftig attackiert. Nachdem ihm der Schutzhelm vom Kopf gerissen wurde, schlugen und traten mehrere deutsche Hooligans auf den wehrlosen und am Boden liegenden Polizisten ein.
Mehrere Wochen lag er im Koma. Nivel trug irreparable Hirnschäden davon. Er ist einseitig gelähmt, auf einem Auge blind. Das Sprechen fällt dem inzwischen 63-Jährigen bis heute schwer. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sprach von „einer Schande für unser Land“. Mehrere hunderttausend D-Mark wurden in Deutschland für Nivel und seine Familie gespendet.
Der damals 30-jährige Frank R., der in Gelsenkirchen geboren wurde, wurde wegen des Angriffs zu fünf Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Davon saß er vier Jahre und einen Monat ab. Sein Spitznamen in der Hooliganszene lautete damals „Samurai“. Insgesamt wurden infolge der Krawalle und der Attacke auf Nivel sechs deutsche Hooligans zu mehrjährigen Haftstraßen verurteilt.