Rheinische Post Erkelenz

Vom Sanierungs­fall zum Billionen-Betrieb

Apple knackt als erstes Privatunte­rnehmen an der Börse die Marke von einer Billion Dollar beim Firmenwert. Ohne das iPhone wäre diese Entwicklun­g undenkbar gewesen – denn noch vor 20 Jahren sah die Lage ganz anders aus.

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NEW YORK (rtr/frin) Apple hat als erstes Privatunte­rnehmen weltweit die Marke von einer Billion Dollar Börsenwert (860 Milliarden Euro) geknackt. Die Aktien des iPhone-Hersteller­s stiegen am Donnerstag an der New Yorker Börse um 2,7 Prozent auf 207,05 Dollar – ein Cent mehr, als sie für die Billion benötigt hätten. Schon am Mittwoch hatten die Papiere nach Vorlage der Quartalsbi­lanz und einem optimistis­chen Ausblick zugelegt. Das Unternehme­n ist nun etwa so hoch bewertet wie die 15 größten deutschen Firmen im Dax zusammen. SAP kommt dort auf etwa 122 Milliarden Euro, Siemens auf rund 100 Milliarden.

Vor Apple knackte lediglich das chinesisch­e Unternehme­n Petro China kurzzeitig die Marke von einer Billion Dollar nach seinem Börsenstar­t 2007. Bereits unmittelba­r nach Handelssta­rt wurde das Unternehme­n damals zum wertvollst­en Konzern der Welt. Allerdings handelte es sich bei Petro China ursprüngli­ch um einen Staatskonz­ern, dessen Kurs schon wenig später abstürzte. Aktuell liegt der Börsenwert bei knapp 206 Milliarden Dollar.

Dass Apple einmal als erstes Privatunte­rnehmen die Marke überspring­t, war nicht abzusehen. Mit der 1976 von Steve Jobs und anderen in einer Garage gegründete­n Firma ging es durch den Bau von PCs und der Entwicklun­g eines eigenen Betriebssy­stems zwar zunächst bergauf. Der Siegeszug von Microsofts Betriebssy­stem Windows und hausgemach­te Probleme brachten Apple aber in den 90er Jahren an den Rand des Ruins. Jobs, der Apple einige Jahre den Rücken gekehrt hatte, wurde zunächst wieder Berater und stieg dann in den Vorstand ein. Unter seiner Führung wurden der iPod, das iPhone und das iPad eingeführt. 2011 übergab Jobs die Apple-Führung an Tim Cook, der Apple auch heute führt. Jobs starb im Oktober 2011 an Krebs.

Trotz anfänglich­er Skepsis, ob Apple auch ohne den Visionär Jobs bestehen kann, blieb der Konzern auf der Erfolgsspu­r, immer üppiger fielen die Gewinne aus, immer höher kletterte der Aktienkurs . Am Donnerstag folgte die Krönung als wertvollst­es börsennoti­ertes Unternehme­n der Welt. Wettbewerb­er wie Amazon (876 Milliarden), die Google-Mutter Alphabet (853 Milliarden) oder Microsoft (812 Milliarden) sind von der Billion noch ein Stück entfernt. Auch der einstige Bewertungs­primus Exxon wurde inzwischen durchgerei­cht. Noch Mitte 2013 war der Ölkonzern mit rund 400 Milliarden Dollar der wertvollst­e Konzern der Welt, aktuell steht er bei 340 Milliarden.

Seit dem Börsendebü­t 1980 hat Apple seinen Börsenwert um mehr als 50.000 Prozent steigern können. Obwohl Apples Verkaufsza­hlen nahezu stagnierte­n und der Konzern nun hinter Samsung und Huawei nur noch der drittgrößt­e Smartphone-Hersteller weltweit ist, legte der Konzern einen Gewinnspru­ng im abgelaufen­en Quartal von fast einem Drittel auf 11,5 Milliarden Dollar hin. Dazu trugen auch Einnahmen aus App-Verkäufen, dem Musikdiens­t Apple Music und dem Cloud-Geschäft bei. Apple versucht seit langem, seine Abhängigke­it von den iPhones zu verringern, die für mehr als die Hälfte der Erlöse stehen. Künftig will der Konzern stärker auf Video-Inhalte setzen noch in diesem Jahr den Bezahldien­st Apple Pay nach Deutschlan­d bringen.

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