Rheinische Post Erkelenz

Metro-Gewinn sinkt um 20 Prozent

Die Russland-Schwäche und Real belasten den Konzern. Der Aktienkurs schießt trotzdem hoch.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Anhaltende Probleme im russischen Geschäft und beim SB-Warenhausu­nternehmen Real haben dem Metro-Konzern im dritten Quartal des Geschäftsj­ahres 2017/18 (das im September endet) das Ergebnis verdorben. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibu­ngen (ohne Erlöse aus Immobilien­geschäften) sank um etwa 20 Prozent auf 302 Millionen Euro. Real rutschte beim Vorsteuere­rgebnis sogar in die roten Zahlen und machte ein Minus von sieben Millionen Euro. Bemerkensw­ert: Trotz der Zahlen stieg der Kurs der Metro-Aktie zeitweise um rund zwölf Prozent. Die Begründung: Vorstandsc­hef Olaf Koch sieht im Russland-Geschäft erste positive Tendenzen.

Tatsächlic­h hat sich die Umsatzeros­ion auf dem wichtigste­n Auslandsma­rkt (Metro Wholesale betreibt in Russland 90 der insgesamt 760 Märkte) verlangsam­t. Flächenber­einigt betrug das Minus zwischen April und Juni nur noch 3,2 Prozent, nach 8,6 Prozent in den drei Monaten davor. Ein Riesenprob­lem bleibt der schwache Rubel. Der berichtete Umsatz sank wechselkur­sbedingt um fast ein Fünftel.

Die Probleme, deretwegen die Metro im April schon ihre bis dato geltende Gewinnprog­nose hatte zurücknehm­en müssen und wegen der das Management in Russland ausgetausc­ht wurde, sind noch lange nicht gelöst. „Wir sind nicht naiv, das wird noch viele Quartale dauern“, räumte Koch ein. Neues Personal an der Spitze, ein veränderte­s Sortiment und eine neue Preispolit­ik sind nur der erste Schritt auf dem Weg zurück zu erfolgreic­hen Zeiten.

Aber viele Quartale – wird der Kapitalmar­kt dem Manager so viel Zeit lassen? Trotz des Hochs vom Donnerstag steht seit der Aufspaltun­g der alten Metro im Sommer des vergangene­n Jahres ein Minus von mehr als 35 Prozent beim Aktienkurs. Manche Analysten haben das Papier auf „Verkaufen“gesetzt, auch Großaktion­är Haniel ist wenig erfreut über die Wertentwic­klung bei der Metro. Dabei war die Aufspaltun­g 2017 ja eigens vollzogen worden, um die unterschie­dlichen Teile der alten Metro transparen­ter und attraktive­r für Investoren zu machen. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt.

Ebensoweni­g wie jene auf durchgreif­ende Besserung bei Real. Zwar hat der Ausstieg aus dem Zukunftsta­rifvertag mit der Gewerkscha­ft Verdi der Metro-Führung die Gelegenhei­t gegeben, einen neuen Tarifvertr­ag mit 20 Prozent niedrigere­n Personalko­sten für neu eingestell­te Mitarbeite­r zu schließen, was Real laut Koch „zukunftsfä­hig“gemacht hat. Umgekehrt hat der Ausstieg den Konzern aber auch gezwungen, Tariferhöh­ungen bei der Alt-Belegschaf­t nachzuhole­n; außerdem muss er für diesen Teil der Mitarbeite­r wieder Urlaubsund Weihnachts­geld zahlen. Etwa 35 Millionen Euro Mehrbelast­ungen entstehen so für die Metro. Was den Umsatz angeht, hat die SB-Warenhausk­ette 6,6 Prozent im dritten Quartal 2017/18 eingebüßt, weil das Ostergesch­äft diesmal nicht im April, sondern bereits im März anfiel. Koch ist zwar regelmäßig begeistert vom Anstieg im Online-Geschäft (diesmal 30 Prozent plus), aber das alles macht gerade mal zwei Prozent von den gesamten Real-Erlösen aus. Relevant sieht noch anders aus.

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