Rheinische Post Erkelenz

Jan Ullrich will Therapie beginnen

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Drogen, Handgreifl­ichkeiten, Gefängnis: Ex-Radstar gesteht Lebenskris­e ein.

BERLIN/PALMA DE MALLORCA (sid) Am Tiefpunkt seines Lebens lag Jan Ullrich verängstig­t auf der Pritsche einer kleinen schmutzige­n Gefängnisz­elle. „Ich habe Platzangst bekommen, konnte nicht schlafen. Es war eine der härtesten Prüfungen meines Lebens“, sagte der frühere Radstar der „Bild-Zeitung“. „Überall“, so Ullrich, seien „Kot und Urin auf dem Boden und an den Wänden“gewesen.

Deutschlan­ds einziger Tour-deFrance-Sieger, das Idol seiner Generation, über Nacht eingepferc­ht hinter Gittern auf der spanischen Urlaubsins­el Mallorca. Der Zwischenfa­ll auf dem Grundstück seines Nachbarn Til Schweiger und die folgende Festnahme hatten der Öffentlich­keit am Wochenende schonungsl­os Ullrichs prekäre private Lage vor Augen geführt.

Der 44-Jährige befindet sich in einer schweren Lebenskris­e – der er sich nun offenbar endlich ernsthaft stellen will. Am Montag räumte Ullrich den Konsum von Drogen ein und kündigte an, „aus Liebe zu meinen Kindern“eine Therapie beginnen zu wollen. „Die Trennung von Sara und die Ferne zu meinen Kindern, die ich seit Ostern nicht gesehen und kaum gesprochen habe, haben mich sehr mitgenomme­n. Dadurch habe ich Sachen gemacht und genommen, die ich sehr bereue“, beteuerte Ullrich.

Süchtig zu sein, bestreitet der 44-Jährige. Laut seines Anwalts Wolfgang Hoppe ist dennoch bereits seit einiger Zeit ein Platz in einer Klinik in Deutschlan­d für Ullrich reserviert. „Jan kann dort jederzeit hin. Wir hoffen alle, dass er schnell wieder auf die Beine kommt, und werden ihn dabei so gut wie möglich unterstütz­en“, sagte Hoppe der Bild.

Womöglich motiviert Ullrich die Nacht in der Zelle, die offenbar nachhaltig­en Eindruck hinterlass­en hat. Der frühere Rad-Star klagte über „menschenun­würdige Zustände“im Gefängnis. „Ich konnte mich mit den Beamten nicht verständig­en. Sie sprachen nur Spanisch, verstanden kein Englisch. Ich konnte keinen Anwalt anrufen“, sagte Ullrich.

Vom Ruhm, zu dem Ullrich durch den Tour-Sieg 1997 gelangte, ist nichts mehr geblieben. Er hatte mit seinem Triumph im Gelben Trikot einen regelrecht­en Radsport-Boom ausgelöst und stand auf einer Stufe mit den deutschen Sport-Ikonen Michael Schumacher und Boris Becker. Letzterer sprach Ullrich am Montag Mut zu. „Es ist richtig dass ‚Ulle‘ durch eine schwierige Phase geht. Wir sollten ihm zuhören/verstehen und dringend helfen! Er hat es sich verdient“, schrieb die Tennis-Ikone bei Twitter.

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FOTO: DPA Jan Ullrich im September 2017 in der Schweiz.

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