Mieter bekommen Energie vom Dach
Solarstrom in Mehrparteienhäusern – seit 2017 ermöglicht ein neues Gesetz, auch dort für die Mietparteien wirtschaftlich auf Sonnenenergie zu setzen. Die WEP setzte ein erstes Projekt in Erkelenz um.
ERKELENZ/HÜCKELHOVEN Die Wärme-, Energie- und Prozesstechnik GmbH aus Hückelhoven sieht für Mieterstromprojekte eine Zukunft. Jetzt stellte die WEP ihr erstes derartiges Solarstromprojekt in Erkelenz vor, das nach Unternehmensangaben das erste im Versorgungsgebiet der NEW ist, und kündigte weitere Mieterstromprojekte an, die derzeit in Erkelenz und Baal vorbereitet werden.
Bisher war es nur Eigenheimbesitzern und Unternehmen wirtschaftlich möglich, Solarstrom vom eigenen Dach selbst zu nutzen. Ein neues Gesetz erlaubt es seit Mitte des vergangenen Jahres jetzt aber, den günstigen Sonnenstrom zu attraktiven Konditionen auch direkt an Mieter eines Hauses zu liefern, wenn die dafür benötigte Technik installiert ist. Zu einem ersten Mieterstromprojekt nach Maßgabe des neuen Gesetzes fanden sich am Bauxhof in Erkelenz die WEP, der Solarunternehmer Groob-Dohmen und das Architekturbüro Viethen zusammen.
In dem von Josef Viethen realisierten Mietshaus befinden sich 16 Wohnungen für Menschen mit Behinderung sowie ein Büro der evangelischen Stiftung Hephata aus Mönchengladbach. Sie alle können grünen Strom vom eigenen Dach beziehen, wo die WEP von Karsten Groob eine Photovoltaikanlage hat installieren lassen. Sie können aber auch Strom von anderen Anbietern abnehmen. „Je mehr Mieter sich beteiligen, umso besser ist das für ein solches Projekt“, erklärt Christoph Langel, Geschäftsführer der WEP, weist aber ausdrücklich auf die Wahlfreiheit hin. Wohnt man in einem Haus, in dem ein solches Mieterstromprojekt betrieben wird, gibt es seiner Meinung nach allerdings wenige Gründe, Strom anderswo einzukaufen: „Der Strom ist grün, und der Strompreis ist sehr niedrig sowie durch die Eigenproduktion konstanter im Preis als am Markt.“
Der Weg zu einem Mieterstromprojekt ist kein leichter, berichtet Christoph Langel: „Die Hürden, die das Gesetz setzt, sind ziemlich hoch.“Vielleicht seien deshalb bundesweiter bisher erst 140 solcher Anlagen gemeldet.
Die WEP jedenfalls, die in die Anlage am Bauxhof investiert hat, ist von dieser Möglichkeit überzeugt: „Wir sind ziemlich vorne mit dabei, und die nächsten Projekte befinden sich schon im Bau.“Und auch Architekt Josef Viethen sieht darin eine Zukunft: „Das Angebot rundet die Möglichkeiten, die unser Passivhaus bietet, zusätzlich ab.“
Die relativ komplizierte Messund Abrechnungstechnik sowie die Anlage mit 52 Solarmodulzellen installierte das Unternehmen Groob-Dohmen aus Hückelhoven in weniger als einer Woche. „Wir können für dieses Haus damit 30 bis 40 Prozent des realen Verbrauchs abdecken, mit einem Akku im Haus würde die Anlage sogar für 80 Prozent reichen“, erläutert Karsten Groob.
Die WEP hat sich in ihrem ersten Mieterstromprojekt zunächst jedoch darauf beschränkt, ohne Akku auszukommen. Nicht im Haus abgenommener Strom wird somit ins Netz eingespeist, während zusätzlich benötigter Strom ebenfalls von dort bezogen werden kann, beschreibt WEP-Geschäftsführer Christoph Langel: „Auch nach Sonnenuntergang geht das Licht nicht aus. Dann liefern wir günstigen WEP-Strom.“