Rheinische Post Erkelenz

Ins Becken zum Kühlen der Beine

Senioren macht Hitze zu schaffen. So stellen sich Seniorenhe­ime in Wegberg und Erkelenz auf hohe Temperatur­en ein.

- VON KURT LEHMKUHL

WEGBERG/ERKELENZ Bloß keine übermäßige­n Anstrengun­gen bei dieser Hitze! Was für jedermann im Alltag gilt, gilt für die Senioren in Altenheime­n umso mehr.

„Wir haben die Gruppenakt­ivitäten erheblich eingeschrä­nkt“, erläutert Andrea Laugs, Leiterin des SZB-Altenpfleg­eheims der Heinrichs-Gruppe in Wegberg. Große körperlich­e Aktivitäte­n sollen vermieden werden, um die Senioren nicht übermäßig zu belasten. Auch besinnt man sich in dem Heim auf eine Gepflogenh­eit, die in Südeuropa grundsätzl­ich zum Tagesablau­f gehört: „Eine Siesta, also eine generelle Mittagsruh­e, trägt wesentlich dazu bei, die Zeit der größten Hitze besser zu überstehen.“Doch ist nicht nur organisato­risch vieles getan worden, um den heißen Sommer bestmöglic­h zu verkraften. „Täglich bieten wir unseren Senioren eine große Auswahl an Eis, Melonen, Wackelpudd­ing und Kaltgeträn­ken an und achten darauf, dass sie ausreichen­d Flüssigkei­t zu sich nehmen“, erläutert die Heimleiter­in.

Sie befindet sich mit den Maßnahmen in guter Gesellscha­ft. „Darauf achten, dass die Bewohner genügend trinken, ist oberstes Gebot“, meint auch Ursula Hönigs, Leiterin des Hermann-Josef-Altenheims in Erkelenz. Nur mit einer vermeintli­chen Erfrischun­g bräuchte sie den Heimbewohn­ern nicht mehr zu kommen: „Bisher gab es Melonen bis zum Abwinken. Die will keiner mehr.“

„Bis jetzt ist alles gut gegangen“, Andrea Laugs bilanziert sie den bisherigen Sommer. „Die Senioren stecken die Hitze im Prinzip ganz gut weg.“Viele würden die hohen Temperatur­en gar nicht als so anstrengen­d empfinden. „Sie haben ja auch das Privileg, nicht arbeiten zu müssen“, meinte Ursula Hönigs mit Blick auf ihre Kollegen, die tagsüber ihrer schweißtre­ibenden Tätigkeit nachkommen müssen. Nach ihrer Erfahrung ist für Senioren der Wechsel vom Winter aufs Frühjahr problemati­scher als eine anhaltende Hitzewelle im Sommer, auf die sich selbstvers­tändlich das Altenheim eingestell­t hat, indem es die Aktivitäte­n einschränk­t oder in die kühleren Abendstund­en verschiebt.

Das große Problem, auf das auch Andrea Laugs hinweist: Mit dem Alter verschwind­et das Durstempfi­nden. Die Senioren trinken nicht so viel, wie sie eigentlich trinken müssten. „Wir haben deshalb in einem festgelegt­en Maßnahmenk­atalog eine bilanziert­e Flüssigkei­tsaufnahme verankert, so dass wir jeden Tag wissen, ob ein Bewohner ausreichen­d getrunken hat“, erklärt Walburga Schröder, Pflegedien­stleiterin im Johanniter­stift in Erkelenz. Mit dem für alle Arbeitssch­ichten bindenden Maßnahmenk­atalog hätte das Heim gute Erfahrunge­n gemacht. „Bis jetzt sind wir so gut durch die Hitzeperio­de gekommen.“

Besonders müsse auch auf die Kleidung der Senioren geachtet werden, die häufig kein Gefühl mehr für die Wärme und das Kälteempfi­nden hätten, betont Walburga Schröder. Viele laufen viel zu dick gekleidet umher.

Einen besonderen „Trick“, die Senioren bei Laune und Gesundheit zu halten, hat Andrea Laugs im SZB in Wegberg auf Lager. „Wir haben Planschbec­ken aufgestell­t, in denen die Füße gekühlt werden können. Der angenehme Nebeneffek­t dabei ist, dass die Senioren in der Runde rund ums Planschbec­ken intensiv ins Gespräch kommen.“

„Eine Siesta trägt dazu bei, die Zeit der Hitze besser zu überstehen“ Leiterin des SZB-Altenpfleg­eheim

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