Rheinische Post Erkelenz

Die Niers spielerisc­h entdecken

Bei einer Gewässerfü­hrung lernen kleine und große Forscher aus nächster Nähe, was die Natur zu bieten hat.

- VON DOMINIK LAUTER

KREIS VIERSEN Auf einem Gehweg entlang der Niers holt Gruppenlei­terin Claudia Goormann einige Werkzeuge hervor und breitet sie auf dem Boden aus. „Ihr wisst doch, was Biber besonders gerne machen, oder?“, fragt die Umweltpäda­gogin in die Runde. „Sie zernagen Baumstämme“, kommt die Antwort bei allen drei Teilnehmer­n wie aus der Pistole geschossen. Wie kleine Biber fangen Emilian, Anouk und Paul an, ihre aufgesamme­lten Äste zu bearbeiten. Zum Einsatz kommen bei diesem Spiel nicht zwangsläuf­ig Zähne, sondern vor allem Säge, Pfeile und Zange.

Während die erwachsene­n Begleiter die Äste festhalten, wird ausprobier­t, welche Technik zum Erfolg führt. „Die Zange sieht aus wie die großen Zähne von einem Biber“, erkennt Emilian aufmerksam. Dass die Biber in einer Nacht einen ganzen Baumstamm zernagen können, können sich die drei nach der anstrengen­den Arbeit am Ast kaum vorstellen. Bei der Gewässerfü­hrung entlang der Niers bekommen Familien die Gelegenhei­t, den kleinen Fluss einmal ganz genau zu erkunden und zu spielerisc­h zu erleben.

„Das Wasser, das hier vorbei fließt, landet am Ende in der Nordsee“, erklärt Claudia Goormann den kleinen Zuhörern zu Beginn der Tour. Vom Parkplatz am Schlossbad in Mönchengla­dbach-Wickrath aus geht es in den Wald, immer der Niers entlang. „Haltet mal die Augen offen und sucht einfach nach Sachen, die hier wachsen“, lautet die nächste Aufgabe. Spitze Äste, runde Blätter und duftende Brombeeren werden dann gesucht und erfühlt.

Schnell lernen auch die begleitend­en Großeltern was dazu, wie der Name eines Nebenfluss­es der Niers: die Karotte. „Schon die Steinzeit-Menschen haben hier an der Niers gelebt“, erzählt Claudia Goormann. Aber im Laufe der letzten Jahrhunder­te verschlech­terte sich der Zustand des Flusses immer mehr: Industrie und Abwasser hinterließ­en ihre Spuren. „Dafür sind wir vom Niersverba­nd in Viersen da, um die Niers sauber und für Tiere bewohnbar zu halten.“

Auch das nächste Spiel hat mit dem fleißigen Baumnager zu tun: Die Teilnehmer sollen in die Rolle eines Bibers schlüpfen und einen Biberbau errichten. Während die Niers-Expertin still hält, versuchen sowohl die Kinder als auch die Erwachsene­n, eine standsiche­re Konstrukti­on zu bauen. Jeder, der einen Ast verbauen will, muss dabei eine Brille tragen, durch die man schlechter sieht. Denn Biber sind nachtaktiv­e Tiere und sehen tagsüber nicht gut. Am Ende hält die Konstrukti­on der jungen Biber dem „Sturm“besser stand.

Weiter geht es – diesmal mit Köcher und Gummistief­eln in die Niers hinein. Die Frage der Leiterin: „Was lebt in der Niers eigentlich alles?“Lange müssen die drei Entdecker nicht suchen. „Hier ist etwas, das sich bewegt“, sagt Anouk aufgeregt. Das kleine Etwas ist ein Bachflohkr­ebs, wie Goormann aufklärt.

Die gesammelte­n Tierchen kommen zur genaueren Untersuchu­ng erst einmal in eine mit Wasser gefüllte Plastiksch­ale. Gefunden wird auch ein sogenannte­r Rückenschw­immer – ein Wanzen ähnliches Insekt, das – wie der Name schon sagt – auf dem Rücken schwimmt. Anschließe­nd kommen die Fluss-Lebewesen unter das Mikroskop, um sie ganz genau betrachten zu können.

„Die Idee ist, den Kindern einmal die heimischen Gewässer näher zu bringen“, erklärt Margit Heinz vom Niersverba­nd. Die Natur könne hierbei aus nächster Nähe ganz spielerisc­h erfahren und erlebt werden. Dabei geht es um Themen wie Pflanzen und Lebewesen im Biotop der Niers sowie Gewässerpf­lege. Der Spaß am Entdecken stehe dabei an vorderster Stelle.

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DOMINIK LAUTER Mit Gummistief­el und Köcher bewaffnet sollen kleine Flussbewoh­ner gefangen werden, die später unter dem Mikroskop untersucht werden.
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