Rheinische Post Erkelenz

Grünes Handwerk nutzt dem Klima

- VON ANGELIKA HAHN

Die aufgrund der anhaltende­n Dürre wieder aktuelle Diskussion über Klimawande­l und grüne Lungen für unserer Städte bot beim Besuch von MdB Wilfried Oellers bei Baumschule­n Hallen Gesprächss­toff.

ERKELENZ Wie könnte es anders sein in diesen Dürre-Tagen. Beim Besuch des Bundestags­abgeordnet­en Wilfried Oellers bei der Hallen Baumschule­n GmbH in Terreicken sorgte die Situation von Baumschule­n und Gartenbaub­etrieben in diesem Hitzesomme­r für Gesprächss­toff. Die Situation sei ernst, sagte Firmeninha­ber Bernd Hallen, viele Jungpflanz­en seien ausgefalle­n, und bei den älteren bremse die Dürre den Zuwachs. Immerhin: „Die guten Erkelenzer Lößböden, die das Wasser im Gegensatz zu sandigen Böden noch relativ gut speichern, retten uns derzeit ein wenig.“Natürlich sei der Bewässerun­gsaufwand enorm, vor allem nachts sind Brunnen und zwei Standrohre aktiv.

Oellers ist derzeit wieder auf Sommertour, um unter anderem mit Firmen im Kreisgebie­t ins Gespräch zu kommen und deren Anliegen aufzunehme­n. So waren zum Gedankenau­stausch bei Hallen auch Kollegen gekommen, um mitzudisku­tieren: Thomas Fell, Kreisverba­ndsvorsitz­ender des Gartenbauv­erbandes, Kreisgärtn­ermeister Hermann Klauth, und sogar die Präsidenti­n und die Geschäftsf­ührerin des Landesverb­andes Gartenbau NRW, Eva Kähler-Theuerkauf und Christian Worbs, ließen sich die Chance nicht nehmen, dem Bundespoli­tiker zu erklären, wo die Gartenbaue­r der Schuh drückt.

Den Gartenbaub­etrieben als besonders saisongebu­ndenen Arbeitgebe­rn etwa machen die starren Grenzen des Arbeitszei­tgesetzes zu schaffen. Die strikte Begrenzung auf eine Tagesarbei­tszeit von zehn Stunden sei nicht immer mit den natürliche­n Wachstumse­inflüssen und Erntebedin­gungen kompatibel, betonten die Verbandsve­rtreterinn­en. Gewünscht werden stattdesse­n flexiblere Lösungen, wie etwa Wochenarbe­itszeitgre­nzen. Die Beschäftig­ten wüssten um die besonderen Erforderni­sse der Branche auch bei einer phasenweis­en Einschränk­ung der festgelegt­en Ruhezeiten in der Saison, betonten Hallen und Klauth.

Damit eng verbunden ist das Problem der Saisonarbe­itskräfte, die Hallen mittlerwei­le alle in Festanstel­lung übernommen hat. Gleichwohl sind viele Betriebe auf sie angewiesen, wünschen aber eine Fortsetzun­g der 70-Tage-Beschäftig­ungs-Regelung, um konkurrenz­fähig zu sein mit anderen Ländern, die für Saisonkräf­te attraktive­re Bedingunge­n schaffen würden. „Die Saisonkräf­te in Deutschlan­d werden knapp“, hieß es. Bundesarbe­itsministe­r Heil möchte die Befristung auf 50 Tage wiedereinf­ühren, wogegen sich die Branche wehrt. Ein weiteres Stichwort hieß „Risikomana­gement“in Zeiten des Klimawande­ls. Der Gartenbauv­erband kämpft für bezahlbare Versicheru­ngsprämien bei Pflanzenkr­ankheiten und Wetterschä­den, eine Absenkung der Steuer auf Mehrgefahr­enversiche­rungen und die Einführung einer steuerneut­ralen Gewinnrück­lage.

Kaum zu glauben: Aber auch das grüne Handwerk, früher mal begehrt, hat akute Nachwuchsp­robleme. Hallen betonte, stets auf Lehrlingss­uche zu sein. Kollege Hermann Klauth sagt’s drastisch: „Es ist schlicht niemand zu kriegen.“Dabei sei das vielfach offenbar mit dem Gartenbau verbundene hausbacken-altmodisch­e Image nicht mehr realistisc­h, betonte Verbandspr­äsidentin Kähler-Theuerkauf, „Digitalisi­erung etwa ist längst Thema auch im Gartenbau, von der automatisc­hen Bewässerun­g bis hin zum Klimacompu­ter.“

Die Wichtigkei­t sinnvoller Stadtbegrü­nung

– ein weiteres Thema, das die Gartenbaue­r in Zeiten des Klimawande­ls mehr für sich nutzen sollten, hieß es in der Diskussion, an der sich auch Ratsherr Klaus Füßer, Bezirksaus­schuss-Vorsitzend­er aus Golkrath, beteiligte. Mit Verboten und Satzungen allerdings wollte er dem von allen Anwesenden kritisiert­en Trend zu „angeblich“pflegeleic­hten Steinvorgä­rten nicht begegnen. Stattdesse­n sollten Politik und Gartenbau-Gewerbe wichtige Überzeugun­gsarbeit leisten und klarmachen, dass es grüne Alternativ­en zu Schotterpi­sten gebe, die nicht viel mehr Pflegeaufw­and erforderte­n.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Bernd Hallen (5.v.l.) und Ehefrau Margot Wild-Hallen (re.) führten den Bundestags­abgeordnet­en Wilfried Oellers (2.v.l.) und weitere Gästen aus Gartenbau und Politik durch den Betrieb.

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