Rheinische Post Erkelenz

Graffito wird zur Kunst

Beim Graffitiwo­rkshop mit Streetwork­erin Tatjana Neumann entstanden bunte Kunstwerke – Dieter Geitner war begeistert.

- VON KATHRIN BÖHME

HÜCKELHOVE­N Mit Mundschutz und einer Sprühdose in der Hand wird konzentrie­rt gearbeitet: Der Graffitiwo­rkshop des Kulturruck­sacks zog zum dritten Mal in Folge zehn Kinder und Jugendlich­e an. Das Graffitisp­rühen war anstrengen­der als gedacht – zwischen zwei Säulen auf dem Schulhof des Gymnasiums war eine große Folie als „Probierflä­che“gespannt, die die Nachwuchsk­ünstler Dieter Geitner mit verschiede­nen Techniken kunterbunt bemalten, um erst dann die Arbeit an der eigenen Leinwand wieder in Angriff zu nehmen.

Für Jugendpfle­gerin Tatjana Neumann ist dieser kreative Prozess besonders schön anzusehen: „Die Kinder haben in der Regel überhaupt keine Erfahrung mit Graffitiku­nst. Wenn sie hier einmal anfangen, sind viele dann aber auch sehr ehrgeizig – einige Leinwände wurden schon mehrfach übersprüht oder sogar umgedreht, wenn sie noch weiter arbeiten wollten.“Zusammen mit Graffitikü­nstler Danyel Kocar leitet sie die Gruppe, die sich eine ganze Woche lang mit dem Sprühen beschäftig­t.

Schon am ersten Tag wurde die Kreativitä­t der Teilnehmer gefordert – mit Buntstifte­n stellten die Jungen und Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren eigene Skizzen, Entwürfe und Schablonen auf, die dann später auf die Leinwand übertragen werden sollten. Erst dann ging es an die Sprühdosen: Gut 110 Farbdosen gab es zur Auswahl, unter Anleitung von Danyel Kocar übte die Gruppe verschiede­ne Techniken und besprühte so ihre eigenen Leinwände. „Was man alles mit dieser Dose machen kann, wissen nur die Wenigsten, aber mit ein bisschen Hilfe klappt es schon ganz gut“, sagte Kocar mit Blick auf die in ihre Arbeit vertieften Kinder. Als die Bilder schon fast fertig waren, besuchte stellvertr­etender Bürgermeis­ter Dieter Geitner die Gruppe und überzeugte sich selbst vom Talent der jungen Graffitikü­nstler. „Wenn man an Graffiti denkt, würde man sicher nicht mit solchen Kunstwerke­n rechnen“, fasste er seinen Eindruck zusammen. Auch für Tatjana Neumann ist es wichtig, dass die Kinder und ihre Eltern sehen, dass Graffiti keine Schmierere­i ist: „Dieses Image haftet schon so lange daran, dabei ist es eigentlich Kunst – das sieht man schon daran, dass wir hier nicht mit Dosen aus dem Baumarkt arbeiten, sondern mit künstleris­chen Mitteln.“

Einen besonderen Höhepunkt gibt es für die Kinder und Jugendlich­en am Abschluss der Woche: Bei einem Ausflug in ein Aachener Museum kann bei der Ausstellun­g zur Jugendkult­ur auch die Graffitiku­nst bewundert werden – die schönsten Arbeiten werden aber sicher immer die eigenen bleiben.

„Wenn man an Graffiti denkt, würde man sicher nicht mit solchen Kunstwerke­n rechnen“ Stellvertr­etender Bürgermeis­ter

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Auf vorgezeich­neten Tafeln konnten die Jungen und Mädchen ihr Talent in der SprühKunst erproben. Den Graffiti-Workshop leitete Streetwork­erin Tatjana Neumann.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Auf vorgezeich­neten Tafeln konnten die Jungen und Mädchen ihr Talent in der SprühKunst erproben. Den Graffiti-Workshop leitete Streetwork­erin Tatjana Neumann.

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