Graffito wird zur Kunst
Beim Graffitiworkshop mit Streetworkerin Tatjana Neumann entstanden bunte Kunstwerke – Dieter Geitner war begeistert.
HÜCKELHOVEN Mit Mundschutz und einer Sprühdose in der Hand wird konzentriert gearbeitet: Der Graffitiworkshop des Kulturrucksacks zog zum dritten Mal in Folge zehn Kinder und Jugendliche an. Das Graffitisprühen war anstrengender als gedacht – zwischen zwei Säulen auf dem Schulhof des Gymnasiums war eine große Folie als „Probierfläche“gespannt, die die Nachwuchskünstler Dieter Geitner mit verschiedenen Techniken kunterbunt bemalten, um erst dann die Arbeit an der eigenen Leinwand wieder in Angriff zu nehmen.
Für Jugendpflegerin Tatjana Neumann ist dieser kreative Prozess besonders schön anzusehen: „Die Kinder haben in der Regel überhaupt keine Erfahrung mit Graffitikunst. Wenn sie hier einmal anfangen, sind viele dann aber auch sehr ehrgeizig – einige Leinwände wurden schon mehrfach übersprüht oder sogar umgedreht, wenn sie noch weiter arbeiten wollten.“Zusammen mit Graffitikünstler Danyel Kocar leitet sie die Gruppe, die sich eine ganze Woche lang mit dem Sprühen beschäftigt.
Schon am ersten Tag wurde die Kreativität der Teilnehmer gefordert – mit Buntstiften stellten die Jungen und Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren eigene Skizzen, Entwürfe und Schablonen auf, die dann später auf die Leinwand übertragen werden sollten. Erst dann ging es an die Sprühdosen: Gut 110 Farbdosen gab es zur Auswahl, unter Anleitung von Danyel Kocar übte die Gruppe verschiedene Techniken und besprühte so ihre eigenen Leinwände. „Was man alles mit dieser Dose machen kann, wissen nur die Wenigsten, aber mit ein bisschen Hilfe klappt es schon ganz gut“, sagte Kocar mit Blick auf die in ihre Arbeit vertieften Kinder. Als die Bilder schon fast fertig waren, besuchte stellvertretender Bürgermeister Dieter Geitner die Gruppe und überzeugte sich selbst vom Talent der jungen Graffitikünstler. „Wenn man an Graffiti denkt, würde man sicher nicht mit solchen Kunstwerken rechnen“, fasste er seinen Eindruck zusammen. Auch für Tatjana Neumann ist es wichtig, dass die Kinder und ihre Eltern sehen, dass Graffiti keine Schmiererei ist: „Dieses Image haftet schon so lange daran, dabei ist es eigentlich Kunst – das sieht man schon daran, dass wir hier nicht mit Dosen aus dem Baumarkt arbeiten, sondern mit künstlerischen Mitteln.“
Einen besonderen Höhepunkt gibt es für die Kinder und Jugendlichen am Abschluss der Woche: Bei einem Ausflug in ein Aachener Museum kann bei der Ausstellung zur Jugendkultur auch die Graffitikunst bewundert werden – die schönsten Arbeiten werden aber sicher immer die eigenen bleiben.
„Wenn man an Graffiti denkt, würde man sicher nicht mit solchen Kunstwerken rechnen“ Stellvertretender Bürgermeister