Und ewig schnattert die Ente
Die legendäre Ente feiert 70. Geburtstag. In den Sechzigern gebaut als einfaches Auto für einfache Leute, steht der Citroën 2CV bei Sammlern heute hoch im Kurs.
Was dem Deutschen der VW Käfer und dem Italiener der Fiat 500, das ist dem Franzosen der Citroën 2CV. Denn mehr noch als der Renault R4 steht der als Ente bekannt gewordene Kleinwagen für die Massenmobilisierung unserer westlichen Nachbarn.
Und dabei hat er nicht nur über den kleinen Preis und die große Stückzahl Bedeutung erlangt oder durch seine einfache, aber deshalb besonders robuste Technik. Sondern mehr als alle anderen Fahrzeuge aus Frankreich steht die Ente für ein ganz spezielles Lebensgefühl, sagt Stephan Joest von der Amicale Citroen Internationale (ACI), der Dachorganisation aller Citroën-Clubs weltweit.
Denn kaum sinkt man in die dünnen Sesselchen, lässt sich vom butterweichen Fahrwerk über die Straße wiegen wie auf einer Hollywood-Schaukel und genießt den Fahrtwind, der durch das Faltdach streift, riecht die Luft nach filterlosen Gauloises, und am Gaumen kitzelt der Geschmack von Baguette und Bordeaux.
Wer in Zeiten von Zentralverriegelung, Servolenkung und Klimaautomatik dem 2CV erstmals begegnet, mag es schwer haben: Denn bereits die völlig frei drehenden Türgriffe erfordern eine gewisse Routine oder die Kunst des Kenners, damit sie den Zustieg durch die viel zu kleinen Türen freigeben. Und jede Konservendose macht einen stabileren Eindruck. Drinnen lässt man sich in Gummiring-gefeßen derte Auflagen wie bei Gartenstühlen fallen, die auch heute noch so weich und elastisch sind wie die Federkernmatratzen in Omas Schlafzimmer.
Das Armaturenbrett rund um den Tachoblock von der Größe und Form einer Plastikdose fürs Pausenbrot wirkt leer, und so ist das Zündschloss schnell gefunden. Nur ein kurzer Dreh genügt, schon beginnt der 0,6 Liter kleine Zweizylinder-Boxermotor zu schnattern.
Zwischen den Sitzen sucht man vergebens nach einem Schaltknüppel, mit dem man den ersten Gang einlegen und losfahren könnte. Stattdessen ragt einem aus dem Cockpit eine schwarze Billardkugel am Stiel entgegen: Den Begriff „Revolverschaltung“kramt das Gehirn aus der Erinnerung hervor und meldet gleich noch eine zweite Assoziation: „Russisch Roulette“. Doch ganz so riskant ist das ungewohnte Schaltmuster nicht, so dass die Ente auf Anhieb davonwatschelt – mit der gebotenen Ruhe eines alten Mädchens, das mit anfangs 9, dann 12 und 16 und zum Schluss 28 PS nie viel Kraft für die große Eile hatte.
Doch auch wenn das Archiv nur eine Höchstgeschwindigkeit von 116 km/h für die Modelle der letzten Baujahre ausweist und man für den Sprint auf Tempo 100 mehr Zeit braucht als zum Leeren einer gro-
Die Ente ist auch als Oldtimer, was sie als Neuwagen war: ein bezahlbares und verlässliches Auto