Rheinische Post Erkelenz

Linkskurs hilft der CDU nicht

- VON MICHAEL BRÖCKER

Pragmatism­us ist in der Politik eine schöne Sache. Aber Beliebigke­it kann gefährlich sein. Die Gedankensp­iele des Kieler CDU-Regierungs­chefs Daniel Günther, im Osten mit den SED-Nachnachfo­lgern Kooperatio­nen oder Koalitione­n auszuloten, wenn es die Wahlergebn­isse nicht anders hergeben, sind der falsche Weg. So kommt die CDU nicht wieder an die 40-Prozent-Marke. Nicht die Anbiederun­g an den linken (oder rechten) Rand bringt die CDU auf Volksparte­i-Kurs. Sondern die Profilieru­ng in der Mitte.

Ein Blick in das aktuelle Grundsatzp­rogramm (oder in die Biografien von Konrad Adenauer und Helmut Kohl) könnte helfen. Die CDU definiert sich als Partei der Freiheit, tief verankert im westlichen Bündnis, als „Freund Amerikas“. Die Linksparte­i wettert gegen die USA, will die Nato überwinden und hofiert Russland. Die CDU versteht sich als Europapart­ei, in der Linken kursiert ein kruder Nationalis­mus. Die CDU orientiert sich am christlich­en Menschenbi­ld, in der Linken dominiert der Antiklerik­alismus. Die CDU sieht den (Familien-)Unternehme­r als Rückgrat einer dynamische­n Wirtschaft, die Linke als ausbeuteri­sches Subjekt des Kapitalism­us. Die CDU will Leistung belohnen, die Linke will Leistung besteuern. Möglichst hoch. Die CDU glaubt an die soziale Marktwirts­chaft, die Linke an den demokratis­chen Sozialismu­s.

Dass dies alles nicht wirklich zusammenpa­sst, hatte ja sogar der „Herz-Jesu-Marxist“in der CDU, Ex-Generalsek­retär Heiner Geißler verstanden. Die zitierten Positionen sind übrigens nicht Erinnerung­en an alte, längst vergessene Schlachten, sondern aktuelle Programmpu­nkte und Aussagen. Wie passen also CDU und Linksparte­i zusammen? ein, die CDU muss sich nicht anbiedern, um zu reüssieren. Weder links noch rechts. Die Christdemo­kraten müssen sich nur auf ihren Kern besinnen und die Themen Freiheit in Verantwort­ung und Sicherheit (soziale, wirtschaft­liche und kulturelle) im Alltag der Menschen dekliniere­n. Von der Stärkung des Rechtsstaa­ts und seiner Institutio­nen (Justiz!) über eine Bildungspo­litik, die wirklich allen gleiche Aufstiegsc­hancen ermöglicht, bis hin zu einer nachvollzi­ehbaren Migrations­politik, die fördert und fordert, ließen sich viele Themen für einen Relaunch der CDU finden. Eine Kooperatio­n mit der Linksparte­i allerdings gehört nicht dazu. Die Idee des schleswig-holsteinis­chen Ministerpr­äsidenten für die Ost-CDU ist angesichts der dortigen Schwäche der Christdemo­kraten zwar verständli­ch, aber wenig zielführen­d. Sie legt nur die Schwäche der CDU offen.

Was sagen eigentlich Angela Merkel oder Armin Laschet zu dem Vorstoß?

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CDU STREITET ÜBER UMGANG MIT LINKEN, TITELSEITE

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