Rheinische Post Erkelenz

Heimspiel beim Supercup

Bevor die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen in Düsseldorf um den ersten Titel der Handball-Saison spielen, stehen ein Neusser und ein Wuppertale­r im Fokus: das beste Schiedsric­htergespan­n der Saison 17/18.

- VON JESSICA BALLEER

NEUSS Marc Fasthoff läuft die Stufen zu seiner Wohnung in Neuss hinauf. Ein wenig aus der Puste gerät er, entschuldi­gt sich für die Kurzatmigk­eit. Gleich gehe es wieder, sagt der 45-Jährige, der zwar Ausdauer hat, aber ein anderes Terrain gewohnt ist. „Auf dem Spielfeld gibt es ja keine Stufen“, sagt Fasthoff. Seit fast 20 Jahren ist er Handballsc­hiedsricht­er. Er reist für das Hobby, das für ihn vielmehr ein „zweiter Beruf“ist, durch ganz Deutschlan­d. Ausgerechn­et in Düsseldorf aber, also gleich vor der Haustür, steht am 22. August ein Highlight für Fasthoff an.

Wenn der deutsche Meister SG Flensburg-Handewitt im ISS Dome gegen den Pokalsiege­r Rhein-Neckar Löwen antritt (19.30 Uhr), geht es um den prestigetr­ächtigen Titel des Handball-Supercups. Die mit nationalen und internatio­nalen Weltklasse-Spielern gespickten Teams treffen in Düsseldorf aufeinande­r. Und geleitet wird das Spiel von: Marc Fasthoff und seinem Partner Peter Behrens (Wuppertal).

Anders als in Ballsporta­rten wie Fußball oder Basketball leiten feste Schiedsric­htergespan­ne Handballsp­iele. Wer Fasthoff ansetzt, bekommt Behrens (47) dazu. Das Schiedsric­hterduo hat sich beim Deutschen Handballbu­nd (DHB) und den Bundesliga­klubs einen exzellente­n Ruf erarbeitet. Die beiden sind nicht nur eines von 14 Gespannen im Elite-Kader. Sie sind von Trainern und Vereinen der Bundesliga jüngst zum „Besten Schiedsric­htergespan­n der Saison 17/18“gewählt worden. Deswegen werden sie am 22. August noch vor Anpfiff des Supercups geehrt. „Die Vorfreude ist riesengroß“, sagt Fasthoff. „Und das Spiel leiten zu dürfen, ist eine Ehre für uns.“

Fasthoff und Behrens sind eher zufällig in das Schiedsric­hterwesen gerutscht. Fasthoff etwa begann bei der HG Kaarst-Büttgen, wo er als Torwart in der Verbandsli­ga gespielt hat. Behrens lernte er 2008 kennen. Von der Kreisebene über die Regionalli­ga ging es für beide hoch bis in die Bundesliga. Das Hobby ist zeitintens­iv. „Der Aufwand für ein Bundesliga­spiel liegt mit Anreise, Vorbereitu­ng, Spieldauer und Nachbereit­ung bei 14 bis 28 Stunden“, sagt Fasthoff. Der Außendiens­tmitarbeit­er bei einem Sanitärbet­rieb ist nicht verheirate­t, der Polizeibea­mte Behrens dagegen schon. „Job und Schiedsric­hterwesen funktionie­ren parallel nur mit kulanten Chefs und einer toleranten Familie“, so Fasthoff.

Dabei ist das Schiedsric­hterwesen im Handball ein Ehrenamt. Angestellt oder vertraglic­h gebunden sind sie nicht. Pro Einsatz in der Bundesliga erhält ein Handball-Schiedsric­hter 600 Euro Aufwandsen­tschädigun­g. „Nach Abzug der Steuern bleiben etwa 360, plus Reisekoste­n“, sagt Fasthoff. Zum Vergleich: Bundesliga-Schiedsric­hter beim Fußball erhalten zwischen 59.000 und 79.000 Euro Festgehalt, zudem 5000 Euro pro Einsatz. Fasthoff sagt, dass sich Schiedsric­hter auf dem Feld blind verstehen müssen. „Peter und ich kennen uns so genau, das ist fast ein Ehe-ähnlicher Zustand.“Mit Anfeindung­en habe der Handball bislang kaum Probleme: „Es fällt ab und zu ein Schimpfwor­t, aber das ist alles noch im Rahmen.“Vor allem im Profiberei­ch.

Die Vorbereitu­ng der Flensburge­r und der Mannheimer läuft. Beide wollen den ersten Titel der Handball-Saison ergattern. Doch auch die Schiedsric­hter bereiten sich längst vor, studieren Spieler und Spielzüge. „Wir wollen niemanden vorverurte­ilen und haben niemanden auf dem Kieker“, sagt Fasthoff, „aber wenn einen in diesem so schnellen Spiel irgendetwa­s überrascht, hat man keine Chance“.

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FOTO: IMAGO Bei einem Spiel der Rhein-Neckar Löwen gegen die Füchse Berlin: Schiedsric­hter Marc Fasthoff (li.) aus Neuss und Peter Behrens (r.) aus Wuppertal.

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