Rheinische Post Erkelenz

Literatur-Nobelpreis­träger V. S. Naipaul starb 85-jährig

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LONDON (dpa) Der Literaturn­obelpreist­räger V.S. Naipaul ist tot. Der Autor sei im Alter von 85 Jahren am Samstag friedlich gestorben, teilte seine Familie mit. „Er war ein Riese in allem, was er erreicht hat, und er starb im Kreis seiner geliebten Menschen, nachdem er ein Leben voll wunderbare­r Kreativitä­t und Streben gelebt hatte“, heißt es in einer Erklärung von Lady Naipaul.

Geboren wurde Sir Vidiadhar Surajprasa­d Naipaul am 17. August 1932 auf der Karibikins­el Trinidad in eine Familie indischer Herkunft. Ein Stipendium ermöglicht­e dem 18-Jährigen ein Studium in Oxford. Dort lernte er seine erste Frau Patricia Hale kennen, mit der er bis zu ihrem Tode 1996 verheirate­t war.

Nach einigen Jahren als Journalist für britische Medien begann Naipaul Romane zu schreiben. Die ersten spielten noch auf Trinidad. Später erkundete er Afrika, Asien und Lateinamer­ika und verarbeite­te seine Eindrücke in Romanen, Reportagen und Essays.

In „Land der Finsternis“(1964) analysiert­e er kritisch die Verhältnis­se in Indien, dem Land seiner Vorfahren. In „Eine Islamische Reise“(1981) wurde er zum Islamkriti­ker. Der Roman „An der Biegung des großen Flusses“(1979) beschrieb Chaos und Gewaltherr­schaft in den unabhängig gewordenen Staaten Afrikas.

Naipauls Stärken waren seine klare, schnörkell­ose Sprache, sein Recherchef­leiß und seine Fähigkeit, genau zu beobachten. Er wurde von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen, 2001 erhielt er den Literaturn­obelpreis.

Kritiker warfen V. S. Naipaul neben Arroganz und Ruppigkeit vor, die Welt vor allem aus dem Blickwinke­l der Kolonialhe­rren zu betrachten. In der 2008 erschienen­en autorisier­ten Biografie „The world is what it is“(Die Welt ist, was sie ist) beschrieb der britische Literaturw­issenschaf­tlers Patrick French außerdem wenig schmeichel­haft, wie der Nobelpreis­träger seine erste Ehefrau und seine langjährig­e Geliebte über Jahrzehnte demütigte.

In seinem Spätwerk behandelte Naipaul in Romanen wie „Ein halbes Leben“(2001) oder „Magische Saat“(2004) wieder die Frage von Identität und Heimatlosi­gkeit.

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FOTO: DPA V. S. Naipaul.

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