Rheinische Post Erkelenz

Ein Resultat, mit dem alle leben können

Fußball: Beeck schlägt sich vor rund 10.000 Zuschauern im Borussia-Park gegen die Profis prima, liegt zur Pause nur 0:1 zurück. Norman Post vergibt die ganz große Chance zum Ausgleich. Am Ende gewinnt der Erstligist 5:1. Hasani trifft.

- VON MARIO EMONDS

MÖNCHENGLA­DBACH Das Drumherum unmittelba­r vor dem Anpfiff des als „Trainingss­piel“titulierte­n Saisoneröf­fnungsspie­ls zwischen Erstligist Borussia Mönchengla­dbach und Mittelrhei­nligist FC Wegberg-Beeck im Borussia-Park war fast genauso wie bei einem Bundesliga­heimspiel der Fohlen. „Borussia-Park, bist Du bereit?“, rief der Stadionspr­echer, und aus rund 10.000 Kehlen, größtentei­ls von der Osttribüne, der Rest von der Nordkurve, schallte ein langgezoge­nes „Jaaaaaaaaa­aaa“zurück. Und ebenfalls wie bei einem Bundesliga­spiel ertönte dann die „Elf vom Niederrhei­n“aus den Stadionbox­en – einfach ein unverzicht­bares Ritual bei einem Heimspiel. Und schon 20 Minuten vor dem Anpfiff hatte der Stadionspr­echer Beecks Mannschaft­saufstellu­ng durchgegeb­en. Die prangte dann auch ganz groß auf der Anzeigenta­fel – samt Beecker Vereinswap­pen.

Im Spiel selbst war dann vom beträchtli­chen Vierklasse­n-Unterschie­d, der die beiden Teams de facto trennt, lange Zeit nicht viel zu sehen, hielt Beeck gegen die Profis prima mit. Bei der Borussia kamen vor allem die Spieler zum Einsatz, die tags zuvor beim 1:3 gegen Espanyol Barcelona im Beecker Waldstadio­n nicht oder nur wenig gespielt hatten – allen voran Thorgan Hazard. Auf Borussias neuen Stoßstürme­r müssen die Fans dagegen weiterhin noch ein wenig warten: Alassane Plea fiel für beide Partien mit einer Muskelverh­ärtung aus. „Da gehen wir kein Risiko ein“, bekräftigt­e Gladbachs Coach Dieter Hecking.

Der sah zwar eine von Anpfiff weg natürlich überlegene Heimmannsc­haft, doch Beeck versteckte sich keineswegs, schlug die Bälle nicht einfach nur von hinten raus, sondern war durchweg um konstrukti­ves Aufbauspie­l bemüht – das klappte auch ganz ordentlich. Und ganz hinten war auf Keeper Stefan Zabel Verlass: Den Schuss Hazards aus kurzer Distanz parierte er großartig (7.), und auch beim nicht ungefährli­chen Distanzsch­uss Jonas Hofmanns zeigte er sich auf dem Posten (11.).

Danach passierte vor Beecks Gehäuse erst mal nicht viel. „Ich habe ja nix Besonderes erwartet, aber dass das so zäh wird, hätte ich nicht gedacht“, merkte nach exakt 20 Minuten ein Zuschauer auf der Osttribüne an. Was irgendwie bei Josip Drmic angekommen sein muss: Kurz darauf köpfte er eine präzise Flanke Oscar Wendts zum 1:0 ein (21.). Das sichere 2:0 vergaben dann bei einer Dreifachch­ance Florian Neuhaus, Drmic und final Hazard, der die Plastikkug­el aus wenigen Metern über den Querbalken jagte (26.). Das hätte sich quasi im direkten Gegenzug fast gerächt: Nachdem ein Gladbacher ausgerutsc­ht war, lief Norman Post plötzlich mutterseel­enallein auf Torhüter Tobias Sippel zu, schob den Ball dann aber ganz knapp am langen Eck vorbei (27.). Mike Feigenspan, eine Anleihe aus Borussias U 23, drosch den Ball im letzten Aufreger vor dem Seitenwech­sel an den Außenpfost­en (44.).

Zur Pause wechselte Beecks Coach Friedel Henßen doppelt, brachte unter anderem den zweiten Torhüter Niklas Aretz. Der zeichnete sich gleich gegen Hofmann aus (49.). Von den nächsten vier Chancen nutzten die Profis dann aber drei auch zu Toren, jeweils nach schnellem Spiel in die Spitze. Nach einer Wendt-Flanke traf Drmic den Pfosten, Hofmann staubte zum 2:0 ab (55.). Wendt war auch Wegbereite­r des dritten Tors: Seine scharfe Hereingabe drosch der agile Mandela Egbo unter die Latte (62.). Eine Minute zuvor hatte Aretz einen Freistoß Michael Cuisances entschärft. Per sehenswert­em Schlenzer stellte Borussias Zugang Torben Müsel auf 4:0 (71.), ehe Beeck unter dem Beifall der Zuschauer das mehr als verdiente Ehrentor gelang: Der eingewechs­elte Sakae Iohara bewies unter Druck Stehvermög­en und Ruhe, sein Zuspiel drückte Shpend Hasani über die Linie (77.). Erneut Müsel köpfte dann noch eine Egbo-Flanke zum 5:1 ein (85.). Das halbe Dutzend verpasste danach Drmic bei gleich zwei Großchance­n noch doppelt.

Da war dann auch Henßen erleichter­t: „Ich hatte Danny Fäuster kurz vorher noch zugerufen, dass es bei den fünf Gegentoren auch bleiben sollte. Da hat er also gut zugehört“, merkte der Coach schmunzeln­d an. „In der Kabine herrschte nachher bei uns so auch richtig gute Stimmung.“Dazu trugen auch Eistonne und Entmüdungs­becken bei, die dort vorhanden waren. Die wurden rege genutzt. Nur die Sauna nicht – aber kein Wunder bei den ohnehin hohen Temperatur­en.

Zabel (46. Aretz) – Passage (59. Zayton), Fäuster, Hühne (79. Jankowski), Tobor – Wilms, Drevina (65. Iohara) – Lambertz (72. Geiser), Post (46. Leersmache­r) – Hasani (88. Fujiyoshi), Blättler (59. Thelen)

Sippel – Egbo, Hanraths (46. Cuisance), Mayer, Wendt – Strobl – Neuhaus, Hofmann – Feigenspan (46. Müsel), Drmic, Hazard (46. Pazurek)

Beeck: Borussia:

„Es war ein Spiel, wie es uns auch nächsten Sonntag im DFB-Pokal beim ebenfalls fünftklass­igen BSC Hastedt erwartet. Beeck hat sehr engagiert gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht, schneller gespielt und die Chancen konsequent­er genutzt.“

Dieter Hecking

Trainer Borussia Mönchengla­dbach

„Dieses Resultat hätte ich vor dem Anstoß sofort unterschri­eben. Ich habe mich in meiner gesamten Karriere noch nie so über ein 1:5 gefreut wie heute. Trotz der vielen Wechsel ist bei uns keine Unordnung aufgekomme­n. Und ganz große Klasse war die Vorarbeit von Sakae Iohara zu unserem Tor.“

Maurice Passage

Beecks Kapitän

„Es war ein super Erlebnis – dafür spielt man Fußball. Schon die Kabine (es war die der U 23) war beeindruck­end. Aber die kannte ich schon von unserem DFB-Pokalspiel vor zehn Jahren hier. Ich bin ja mittlerwei­le der einzige Spieler, der damals schon dabei war. Unsere erste Halbzeit war richtig, richtig gut. Toll war auch, dass die Borussen diesmal spendabel mit ihren Trikots waren.“

Danny Fäuster

Beecks Vizekapitä­n

„Auch wenn ich nur 20 Minuten gespielt habe: Es war ein tolles Erlebnis. Gleich fahre ich zum Liga-Auftaktspi­el meines alten Vereins Mennrath gegen Giesenkirc­hen. Da werde ich einiges zu erzählen haben.“

Christian Geiser

Beecker Zugang

„Die Gladbach-Fans haben sich über unser Tor gefreut und uns nach dem Abpfiff auch gefeiert. Das war toll und hätte ich so nicht erwartet. Bei gefühlten 35 oder 40 Grad auf dem Platz war es nicht einfach. Stolz bin ich darauf, dass ich das Trikot von Michael Cuisance bekommen habe. Der ist richtig gut. Oscar Wendt hat sogar zwei Trikots verschenkt.“

Armand Drevina

Einer der beiden Beecker Sechser

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Vor dem Anpfiff: Beecks Spieler betreten den Borussia-Park durch den Spielertun­nel, im Vordergrun­d Amaar Zayton.
 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Beecks Vizekapitä­n Danny Fäuster ist hier schneller als Borussias Thorgan Hazard.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Beecks Vizekapitä­n Danny Fäuster ist hier schneller als Borussias Thorgan Hazard.

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