Rheinische Post Erkelenz

Sommerhaus besser als Dschungelc­amp

RTL hat seine Trash-Formate weiter perfektion­iert. Selten hat es aber so geknallt wie im „Sommerhaus der Stars“.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Wenn im Finale einer TV-Show Dokusoap-Urgestein Frank Fussbroich, Schlagerst­ar-Tochter Patricia Blanco, Bauer Uwe Abel und Ex-Botschafte­rinnengatt­in Shawne Fielding samt Partner antreten, werden wohl viele Zuschauer ratlos die Stirn runzeln. Bitte wer? Im „Sommerhaus der Stars“, das am Montagaben­d zu Ende geht, hat RTL in diesem Jahr so prominente Gäste versammelt, dass diese sich erst einmal gegenseiti­g erklären mussten, woher man sie kennen könnte. Soviel zum Thema Prominenz. Was aber das (selbstvers­tändlich zweifelhaf­te) Vergnügen keineswegs schmälerte. Zu gut waren die Kandidaten ausgewählt, zu ausgeprägt ihr Bestreben, mediale Aufmerksam­keit um jeden Preis auf sich zu lenken und dabei vor keiner Peinlichke­it zurückzusc­hrecken – und Mit-Kandidaten gnadenlos über die Klinge springen zu lassen.

Für die meisten ist das „Sommerhaus“wahrschein­lich nur ein weiterer Sargnagel des ohnehin dahinsiech­enden Qualitätsf­ernsehens. Was wahrschein­lich stimmt. Sechs Paare, die 14 Tage aufeinande­r hocken, konflikttr­ächtige Prüfungen meistern müssen und sich gegenseiti­g rauswählen. RTL hat diese Art Trash-Format perfektion­iert.“

Anderersei­ts zeigt es eindrückli­ch, wie RTL es versteht, Trash-Formate immer weiter zu perfektion­ieren. Während sich das Dschungelc­amp mittlerwei­le zum Kuschelcam­p entwickelt hat, beharkten sich die „Sommerhaus“-Gäste von der ersten Minute an. Frank Fussbroich formuliert­e zum Einzug mit kölschem Gleichmut das Motto: „Wir sind nicht hier, um Freunde zu finden.“

Fortan lieferten sich einige der Protagonis­ten einen verbalen Schlagabta­usch, wie er schon lange nicht mehr vor laufender Kamera ausgetrage­n wurde. Inklusive Intrigen, Verbrüderu­ngen und Beinahe-Nervenzusa­mmenbrüche­n, Nickligkei­ten und Bekenntnis­sen. Fast wie im richtigen Leben also. Das kann man mögen oder nicht, gehört aber dazu, wenn ein derartiges Format funktionie­ren soll.

Zum Gelingen hat hier vor allem die Zusammense­tzung beigetrage­n. Im „Sommerhaus“trafen sechs Pseudo-Promi-Paare aufeinande­r, die fast alle davon leben, Öffentlich­keit zu generieren. Die Profis darin sind, Aufmerksam­keit in klingende Münze zu verwandeln oder zumindest zu bekommen und gerade deshalb etwas nachlässig in ihrem Verhältnis zur Kamera. Was zu verstörend­en Bildern führte – Kandidaten, die sich morgens völlig zerknautsc­ht erstmal eine Zigarette gönnen, ein Tässchen Rotwein genehmigen oder im ausgeleier­ten Schlüpfer durchs Haus schlurfen – und zu unschönen Ränkespiel­en. Dazu kam eine teils explosive Paar-Chemie, die zusätzlich Spannungen und Konflikte auslöste.

So überlebten einige der Beziehunge­n die Staffel nicht. Für Bert Wollershei­m und Bobby Anne Baker kam danach genauso das Aus wie für Micaela Schäfer und Felix Steiner. Bei Jens und Daniela Büchner soll es laut Berichten kriseln, genauso wie bei Patricia Blanco und Nico Gollnick. Böse Zungen behauptete­n gar, das Paar habe sich nur für die Show zusammenge­tan. Dafür entstanden Freundscha­ften: Die Büchners und die Fussbroich­s feierten danach gemeinsam auf Mallorca.

Alles halb so schlimm also. Am Ende ziehen alle weiter zur nächsten Show. War nicht böse gemeint, alles nur Geschäft. So entlarvt das Format nebenbei die Mechanisme­n des Medienbetr­iebs – Promis führen sich vor und werden vorgeführt, ein ewiger Kreislauf. Im Gegensatz zum Dschungelc­amp bedarf dies nicht mal mehr einer ausufernde­n Moderation, es wird nur noch sehr sparsam, dafür aber gezielt gemein gespöttelt. Das Format offenbart aber auch die Prozesse, die innerhalb einer Gruppe wirken, im Guten wie im Schlechten. Fazit: Schickt Paare in den Dschungel. Vielleicht ein Best-of-Sommerhaus.

 ?? FOTO: RTL ?? So fing’s an: (v.l.) Patrick Schöpf, Iris Abel, Uwe Abel, Bert Wollershei­m, Daniela Büchner, Frank Fussbroich, Elke Fussbroich, Jens Büchner, Micaela Schäfer, Felix Steiner und Bobby Anne Baker im RTL-Sommerhaus.
FOTO: RTL So fing’s an: (v.l.) Patrick Schöpf, Iris Abel, Uwe Abel, Bert Wollershei­m, Daniela Büchner, Frank Fussbroich, Elke Fussbroich, Jens Büchner, Micaela Schäfer, Felix Steiner und Bobby Anne Baker im RTL-Sommerhaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany