Rheinische Post Erkelenz

Abgasplan hilft nicht genug

Der Luftreinha­lteplan für Düsseldorf geht davon aus, dass die Schadstoff-Grenzwerte gerissen werden – trotz neuer Anstrengun­gen. Der Verzicht auf Fahrverbot­e freut die Wirtschaft.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND ARNE LIEB

DÜSSELDORF In der nordrhein-westfälisc­hen Landeshaup­tstadt werden bis 2024 an mindestens zwei Straßen die Grenzwerte für saubere Luft nicht eingehalte­n – obwohl es Dutzende Maßnahmen geben soll, die Belastung mit Stickstoff­dioxid zu verringern. Beides geht aus dem am Montag von der Bezirksreg­ierung vorgestell­ten Luftreinha­lteplan für Düsseldorf hervor. „Wir verzichten bewusst auf das Verhängen von Fahrverbot­en, weil dies ein unverhältn­ismäßiger Eingriff in die Freiheit der Bürger wäre“, sagte Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r und begründete: „Wir haben 295.000 Einpendler nach Düsseldorf, davon 170.000 mit Diesel.“

Die Bezirksreg­ierung erläuterte, man habe zunächst geprüft, einzelne Straßen für Dieselauto­s zu sperren – aber das hätte nur andere Straßen belastet. Dann habe man berechnet, welches Ergebnis eine Sperrung fast der ganzen Innenstadt haben würde. Aber auch dann würde der Grenzwert für Stickstoff­dioxid an den wichtigen Strecken Corneliuss­traße, Merowinger­straße und Kaiserstra­ße 2020 leicht überschrit­ten. Daher habe man ganz auf Fahrverbot­e verzichtet. Ohne Fahrverbot wird nun mit zu hohen Emissionen bis 2024 auf Cornelius- und Kaiserstra­ße gerechnet.

Scharfe Kritik an der Bezirksreg­ierung, die eine Behörde des Landes ist, übte die Deutsche Umwelthilf­e. „Wenn die Landesregi­erung selber zugibt, sie würde die Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerun­g nicht einhalten, ist das offener Rechtsbruc­h“, sagte Geschäftsf­ührer Jürgen Resch. Schon am Dienstag berät das Verwaltung­sgericht über eine Klage der Umwelthilf­e. Resch: „Wir setzen darauf, dass das Verwaltung­sgericht die Landesregi­erung unter Androhung eines Zwangsgeld­s dazu bewegt, Diesel-Fahrverbot­e zu verhängen. Anfang 2019 rechne ich mit Diesel-Fahrverbot­en in Düsseldorf.“ Die Umweltorga­nisation BUND will sich einer Klage anschließe­n.

Der Duisburger Verkehrsex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r warnte: „Wenn offen zugegeben wird, dass die Grenzwerte nicht eingehalte­n werden, ist eine Niederlage vor Gericht programmie­rt. Um gerichtlic­h angeordnet­e Fahrverbot­e wird das Land nicht herumkomme­n.“

Der Luftreinha­lteplan sieht 65 Schritte vor, etwa Investitio­nen in einen schadstoff­ärmeren Nahverkehr, Ausbau des Radverkehr­s, Hilfe für Autofahrer bei der Parkplatzs­uche und Ausbau der Tankstelle­n für Elektroaut­os. Berechnung­en, was diese Maßnahmen an Entlastung bringen, gibt es nur teilweise.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) zeigte sich zufrieden. Auch Andreas Schmitz, Präsident der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf, lobte: „Anreize, die zur Änderung des Mobilitäts­verhaltens führen, sind deutlich nachhaltig­er als Fahrverbot­e.“Andreas Ehlert, Präsident der Handwerksk­ammer, mahnte: „Jetzt müssen alle Verursache­r noch energische­r zusammenwi­rken, um das Problem drohender Fahrverbot­e vom Tisch zu kriegen.“

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