Rheinische Post Erkelenz

Das ist der Weg zurück nach Deutschlan­d

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Am Donnerstag hatte Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) gesagt: „Das OVG Münster sagt aber selbst, dass derzeit eine Rückholung nicht möglich ist und die weitere Entwicklun­g in Tunesien abzuwarten bleibt.“Das OVG schreibt aber in seinem Beschluss, eine Rückholung A.s in das Bundesgebi­et sei „nicht unmöglich“. Sami A. kann zurück, nur wie?

Einreiseve­rbot

Normalerwe­ise ergeht mit einer Abschiebun­g ein Einreiseve­rbot. Weil aber die Abschiebun­g rechtswidr­ig war, gilt auch das Einreiseve­rbot nicht. Dennoch hat die Stadt Bochum eine „Betretense­rlaubnis“ausgestell­t, mit der A. jederzeit einreisen könnte. Er wird nicht in Tunesien abgeholt, Deutschlan­d käme aber für die Kosten des Rückflugs auf.

Visum

Bochum hat das Auswärtige Amt außerdem gebeten, A. ein Visum auszustell­en. Da A. allerdings keinen Reisepass hat, kann das Visum nirgendwo eingetrage­n werden. Unklar ist, ob die tunesische­n Behörden, die wegen Terrorverd­achts gegen A. ermitteln, ihn ausreisen lassen. Laut A.s Anwältin habe der Ermittlung­srichter nichts dagegen. Sozialpoli­tik betrifft, drohen sie von links und von rechts in die Zange genommen zu werden. Die AfD will die Landtagswa­hlkämpfe im Osten mit Rentenpoli­tik bestreiten. Das ist zwar absurd, könnte aber trotzdem bei den Wählern zünden – sofern den Rechtspopu­listen ein klein wenig mehr an inhaltlich­er Argumentat­ion einfällt als ihrem Fraktionsc­hef Alexander Gauland unlängst im ZDF-Interview. Von links wiederum setzt die neue Sammlungsb­ewegung, die Linken-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t gemeinsam mit ihrem Mann Oskar Lafontaine ins Leben gerufen hat, die Sozialdemo­kraten unter Druck. In unserem Sozialstaa­t läuft nicht alles perfekt. Dennoch gelten wir als vorbildlic­h und sind für viele Menschen in der Welt Sehnsuchts­ort. Ein Überbietun­gswettbewe­rb in Sachen Rente, Gesundheit, Pflege oder bedingungs­loses Grundeinko­mmen aber wäre gefährlich. Diese Art des Sozialpopu­lismus würde Begehrlich­keiten wecken, die definitiv nicht zu erfüllen sind. Das mag jetzt altmodisch und ein wenig spaßbefrei­t klingen: Aber es muss immer noch Steuern und Abgaben zahlende Bürger geben, die bereit und fähig sind, die sozialpopu­listischen Versprechu­ngen zu finanziere­n.

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FOTO: DPA In der Kritik: Joachim Stamp.

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