Emotionale Zusammenkunft von Familien in Korea
SEOUL (ap) Im Koreakrieg vor mehr als 60 Jahren getrennte Familien sehen ihre Angehörigen erstmals im nordkoreanischen Diamantengebirge wieder. Am Montag reiste eine Gruppe älterer Südkoreaner über die Grenze, um an dem dreitägigen Treffen teilzunehmen. Am Freitag soll eine weitere Gruppe aufbrechen. Für viele von ihnen ist es die einzige Chance, ihre Angehörigen vor dem Tod noch einmal zu sehen. Sie waren im Chaos des Krieges von 1950 bis 1953 getrennt worden.
Am Montagmorgen fuhren die ausgewählten Südkoreaner in Bussen zur Amtsstube der südkoreanischen Einwanderungsbehörde an der Grenze in Goseong. Einige saßen in Rollstühlen, andere waren auf Hilfe beim Laufen angewiesen. Nach der Überprüfung ihrer Dokumente fuhren sie mit Bussen über die Grenze in Richtung Diamantengebirge, wo das dreitägige Treffen in einer Hotelanlage stattfinden sollte. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um in Nordkorea geborene Kriegsflüchtlinge, die als Geschwister getrennt wurden oder die ihre Kleinkinder auf der Flucht zurücklassen mussten. Die meisten sind zwischen 70 und 95 Jahre alt.
Das Wiedersehen der Angehörigen nach jahrzehntelanger Trennung verläuft hochemotional. Seit 2000 kam es zu 20 Zusammenführungen, zuletzt vor drei Jahren. Fast 20.000 Menschen haben daran teilgenommen. 3700 weitere sahen sich von 2005 bis 2007 über Videotelefonie. Niemand traf seine Verwandtschaft ein zweites Mal.
Seit Monaten arbeiten Süd- und Nordkorea an ihrer diplomatischen Beziehung. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und der südkoreanische Präsident Moon Jae In hatten eine Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen bei ihrem Gipfeltreffen im April vereinbart. Südkoreas Forderungen nach häufigeren Zusammenführungen lehnte Pjöngjang aber ab.
Südkorea nutzt eine Art Lotterie, um Teilnehmer für die Zusammenführungen zu bestimmen, jene in Nordkorea werden auf Grundlage ihrer Loyalität zur kommunistischen Führung ausgewählt. Mehr als 75.000 der 132.000 Südkoreaner, die sich beworben haben, sind nach Angaben aus Seoul inzwischen gestorben.