Britin überlebt zehn Stunden im Meer
Von einem Sonnenbrand abgesehen nahezu unbeschadet hat die britische Urlauberin sich zehn Stunden lang in der Adria über Wasser gehalten. Die 46-Jährige war von Bord des Kreuzfahrtschiffes „Norwegian Star“gefallen.
ZAGREB/LONDON (dpa) Mit Hilfe von Singen und Yoga-Fitness hat eine vom Kreuzfahrtschiff ins Mittelmeer gestürzte Urlauberin zehn Stunden im Wasser überlebt. Die Britin war am Samstagabend von der „Norwegian Star“in die Adria gefallen, wie das kroatische Innenministerium in Zagreb berichtete. Der Vorfall soll sich knapp 100 Kilometer vor der kroatischen Küste ereignet haben. Die genaue Ursache war am Montag hingegen noch unklar. „Allem Anschein nach war sie betrunken“, zitierte die britische Zeitung „Daily Mail“einen Passagier, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Frau soll demnach vom siebten Deck hinuntergestürzt sein.
Trotz intensiver Suche wurde sie nach Ministeriumsangaben erst gegen 10 Uhr am Sonntag nur 1300 Meter von der Unglücksstelle entfernt entdeckt und von einem Schiff der Kriegsmarine unversehrt geborgen. „Sie sagte, dass sie gesungen hat, damit sie in der Nacht nicht so sehr die Kälte fühlte“, sagte ein Retter der britischen Zeitung „The Sun“. Außerdem habe sie sich fit gefühlt, weil sie Yoga praktiziere. Experten zufolge hatte die Frau Glück im Unglück, weil das Meer relativ ruhig und warm war. Sie scheine auch psychisch stark zu sein.
„Diese wunderbaren Jungs haben mich gerettet“, sagte die Britin dem kroatischen Fernsehsender HRT. „Ich bin vom Schiff gefallen und war zehn Stunden im Meer.“Überwachungskameras an Bord zeichneten den Sturz auf – so konnte ungefähr das Suchgebiet eingegrenzt werden.
Nach einer Untersuchung im Krankenhaus war die Frau auf Fernsehbildern sehr gut gelaunt und erstaunlich fit zu sehen. Nur ihr Gesicht war von der Sonne verbrannt. Es soll sich um eine Flugbegleiterin handeln, die vor allem in Spanien lebt. In einem Interview mit der „Daily Mail“gab sie ihr Alter mit 46 Jahren an.
Nicht alle Menschen haben so viel Glück wie die Britin – immer wieder verschwinden Passagiere von Kreuzfahrtschiffen spurlos. „Tatsächlich gehen im Schnitt jedes Jahr mehr als 20 Menschen auf Kreuzfahrtschiffen verloren“, erläutert Ross Klein, Professor für Maritime Studien von der kanadischen Universität Neufundland. Insgesamt 315 solcher Fälle hat der Kreuzfahrt-Experte seit dem Jahr 2000 dokumentiert. Ein Teil der Vermisstenfälle sei auf Suizide zurückzuführen, erklärt der Experte, andere Fälle seien das Resultat unglücklicher Unfälle, oft als Folge von Alkoholmissbrauch. „Besorgniserregend ist jedoch, dass es in rund 30 Prozent aller Fälle keinen Anhaltspunkt gibt, was mit den Passagieren geschehen sein könnte“, sagt Ross Klein.
Der Verband der Kreuzfahrtindustrie Clia sagt, heutige Kreuzfahrtschiffe seien die sichersten, die je unterwegs gewesen seien. Sicherheitsvorkehrungen wie etwa einheitliche Mindesthöhen für die Reling seien da, um zu verhindern, dass Passagiere, die sich verantwortungsvoll verhalten, von Bord fallen können. Es seien keine Fälle bekannt, bei denen jemand, der sich verantwortungsvoll benommen habe, versehentlich über die Reling eines Kreuzfahrtschiffes gefallen sei.
Nach einer Untersuchung war die Frau sehr gut gelaunt und erstaunlich fit. Nur ihr Gesicht war von der Sonne verbrannt