Gefährliche Mücken
Hierzulande ist Leishmaniose, eine durch manche Mücken übertragene Infektionskrankheit, noch nicht sehr verbreitet. Das kann sich ändern.
Uwe G. (52) aus Viersen fragt: „Ich habe aus dem Urlaub eine Infektion auf der Haut mitgebracht. Mein Arzt sagte, zum Glück sei es keine Leishmaniose. Davon habe ich noch nie gehört. Was ist Leishmaniose?“
Ingo Greiffendorf
Dies ist eine durch Parasiten verursachte Infektionskrankheit, die überwiegend in beständig warmen, trockenen Regionen der Erde vorkommt und in drei Formen unterteilt wird. Man unterscheidet eine nur die Haut betreffende Form, eine zweite Form, die die inneren Organe, und eine dritte, die Schleimhäute von Nase und Rachen betrifft. Die krankmachenden Parasiten, Leishmanien genannt, werden durch sogenannte Sand- oder Schmetterlingsmücken übertragen. Leishmaniose ist abhängig vom Verbreitungsgebiet dieser Sandmücken. In Europa findet man sie im Mittelmeerraum.
Weltweit leben eine Milliarde Menschen im Gebiet der Sandmücken und Leishmaniose. Jährlich erkranken fast eine Million Menschen neu an einer der drei Formen dieser Krankheit. Zugang zu einer effektiven Therapie haben nicht alle, und es sterben mehr als 20.000 Menschen jährlich.
Leishmaniose ist weltweit aufgrund zunehmender Verstädterung, vermehrter Flüchtlingsströme und eng zusammen lebender Menschenmengen auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation hat ein Programm zur Bekämpfung der Leishmaniose veranlasst. Die besonders betroffenen Länder sind Afghanistan, Iran, Syrien, Algerien, Saudi-Arabien, Peru und Brasilien.
Leishmaniose ist in Deutschland sehr selten. Diese Fälle sind alle aus anderen Regionen importiert. Dabei handelt es sich meistens um Zuwanderer aus diesen Ländern. In den letzten Jahren wurden, obwohl in geringer Zahl, aber zunehmend häufiger auf Urlaubsreisen in Spanien, Malta und Italien erworbene Leishmanien-Infektionen bei Reiserückkehrern diagnostiziert.
In Süddeutschland könnten diese Mücken überleben
Untersuchungen von Insektenforschern zeigen, dass aufgrund der Klimaveränderungen der Lebensraum jener Sandmücken in Europa nach Norden wandert und es in Österreich, der Schweiz und in Süddeutschland für Sandmücken inzwischen möglich ist zu überleben und es – erfreulicherweise noch spekulativ – zur Verbreitung und Übertragung einer Leishmaniose kommen könnte. Eine gewisse Bedrohung stellen aus dem Mittelmeerurlaub mitgebrachte streunende Hunde dar, die nicht selten mit einer hundespezifischen Leishmaniose infiziert sind. Bei Symptomen wie Hautveränderungen oder Verhaltensstörungen sollte der Tierarzt konsultiert werden. Eine Übertragung vom Hund auf den Menschen ist aber nahezu ausgeschlossen.