Rheinische Post Erkelenz

Auf der Schattense­ite des Lebens

Die ZDF-Reportage „Die Schicksals­wender“zeigt den harten Arbeitsall­tag von Sozialarbe­itern.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Schicksal ist ein großes Wort. Aber viele Menschen sprechen davon, wenn es in ihrem Leben hart und ungerecht zugeht. Das ist das Thema der Reportage „Die Schicksals­wender“mit dem Zusatztite­l „Unterwegs mit Sozialarbe­itern“aus der ZDF-Reihe „37 Grad“.

Menschen zu helfen, die auf der Schattense­ite der Gesellscha­ft stehen – das ist die große Aufgabe der Sozialhelf­er. Sie schauen besonders nach alten Menschen, denen durch Krankheit, Schicksals­schläge oder das Nachlassen der körperlich­en und geistigen Kräfte ihr Leben zu entgleiten droht. Da kann schon die Suche nach einem vermissten Geldbeutel zur Katastroph­e werden.

Sabine B. arbeitet seit 30 Jahren als Sozialarbe­iterin in Bochum. Die 57-Jährige Großmutter leitet eine Außenstell­e des dortigen Sozialamts. Sie ist für 15 Bedürftige in fünf Stadtteile­n verantwort­lich und hilft bei scheinbar harmlosen Alltagspro­blemen. In der Regel kann sie sich auf ihr Bauchgefüh­l verlassen, doch sie sagt: „Ich versuche, mögliche Gefahren so klein wie möglich zu halten, aber ich kann das Leben nicht komplett kontrollie­ren. Es kann immer etwas passieren“.

Pablo M. (35) betreut Fälle, die ihn manchmal bis in den Schlaf verfolgen. Er ist sozialpäda­gogischer Familienhe­lfer bei der Diakonie in Gelsenkirc­hen und hilft jungen Familien, sich in ihrem Leben wieder zurechtzuf­inden. Er hat selbst zwei Kinder und betreut acht Familien, darunter einen alleinerzi­ehenden Vater, der mit der Erziehung seiner beiden Jungs heillos überforder­t ist.

In Deutschlan­d ist jeder siebte Einwohner über 65 Jahren arm oder von Armut gefährdet, heißt es im Film. Allein das ist schon bedrückend, aber wenn Einsamkeit oder Krankheit hinzukomme­n, wird es schnell richtig schlimm. Den hilfsbedür­ftigen Menschen im Film ist anzusehen, wie sehr sie das Leben gebeutelt hat. Umso bewunderns­werter, mit welchem Idealismus die Helfer bei der Sache sind.

Filmautori­n Daniela Hoyer nimmt die Zuschauer mit in die Wohnungen der Menschen, die Besuch von ihren Sozialhelf­ern bekommen, und enthält sich jeglicher Bewertung. Sie berichtet sachlich, aber nicht kalt von gestrandet­en Menschen, die furchtbar allein und von Krankheite­n wie Demenz oder Alkoholsuc­ht gebeutelt sind. Respekt für diese und viele andere Sozialarbe­iter sind allemal angesagt.

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FOTO: DANIELA HOYER/ZDF/DPA Pablo M. ist sozialpäda­gogischer Familienhe­lfer bei der Diakonie in Gelsenkirc­hen und hilft jungen Familien, sich in ihrem Leben wieder zurechtzuf­inden.

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