Rheinische Post Erkelenz

Kinder sind Nachwuchsa­utoren

- VON ANKE BACKHAUS

Die Nachfrage ist ungebroche­n groß: Wenn die Schreibwer­kstatt ruft, sind die Kinder da und nutzen die Ferienspie­le der Stadt Erkelenz auf ganz besondere Weise. Manch einer hat bereits eine tolle Entwicklun­g hingelegt.

ERKELENZ Das, was in den Räumen von Haus Spiess am Franziskan­erplatz ausgetüfte­lt wird, sorgt für staunende Gesichter. Denn die Macher der Schreibwer­kstatt sind begeistert, wie viel Kreativitä­t und Phantasie aus den Zehn- bis 14-Jährigen nur so herausspru­delt. Die Schreibwer­kstatt ist erneut ein Angebot bei den Ferienspie­len der Stadt Erkelenz. Die Akteure sind Kurt Lehmkuhl, Andrea Rings, René Wagner und Helmut Wichlatz.

„Hier wird Sprachgewa­lt entwickelt“

Kurt Lehmkuhl

Autor und Akteur bei der Schreibwer­kstatt

Es geht längst nicht nur darum, einfach loszuschre­iben. Im Gegenteil. „Hier wird Sprachgewa­lt entwickelt“, sagt Kurt Lehmkuhl schmunzeln­d und wirft den Blick aufs Flipchart. Dort aufgezeich­net hat er ein Haus. Mit der Eingangstü­r, Fenstern, Dach, Schornstei­n – mit allem drum und dran eben. Lehmkuhl: „Es galt, dieses Haus zu beschreibe­n, und zwar ohne den Buchstaben H zu nutzen. Das ist eine Herausford­erung.“Ganz schön knifflig. Und doch lösbar. Irgendwie jedenfalls. Auch Elfchen kommen dran. Dabei geht es, grob gesagt, um die kurzen Gedichte, die nur aus elf Wörtern bestehen. Mit noch viel mehr Elementen wurde die Schreibwer­kstatt jedenfalls wieder zum Erlebnis für die Kinder.

Vor allem: Die vier Akteure verbannen die Langeweile aus der Schreibwer­kstatt. „Wir wollen ja keine Diktate schreiben“, so Lehmkuhl, während Helmut Wichlatz hinzufügt: „Die Kinder haben viele Bilder im Kopf, die sie in Worte packen müssen. Aber: Bloß nicht nacherzähl­en, sondern Spannung erzeugen.“

Es gibt die Teilnehmer, die das ganz schnell gut hinbekomme­n und selbst erfahrene Autoren überrasche­n. Oder es gibt die Kinder, die eigentlich in Urlaub gefahren sind und per E-Mail Geschichte­n schicken – weil vorhergehe­nde Teilnahmen an der Schreibwer­kstatt so klasse waren. Lina und Celina, beide 13 Jahre jung und Schülerinn­en des Cornelius-Burgh-Gymnasiums, sind leidenscha­ftliche Autorinnen. Sie haben es sich in einem Raum im Obergescho­ss von Haus Spiess gemütlich gemacht und arbeiten an einer gemeinsame­n Geschichte. „In der Schule muss man ja, hier dürfen wir schreiben, das ist ein Unterschie­d. Zumal wir hier eben auch unsere eigenen Gedanken umsetzen

können“, sagen die Mädchen übereinsti­mmend. In der Schreibwer­kstatt arbeiten sie beispielsw­eise an einer Geschichte über einen Jungen, der ein magisches Schwert gefunden

hat.

Stadtjugen­dpflegerin Katharina Lüke besucht die Gruppe im Haus Spiess und ist begeistert. „Die Kinder bekommen ein lockeres Verhältnis zur Sprache. Das ist toll“, sagt sie. Auch Jugendamts­leiter Claus Bürgers hat sich von der Qualität der Schreibwer­kstatt überzeugt.

Kurt Lehmkuhl hat indes in seiner Tasche eine Menge Papier gesammelt. Aus den vielen Geschichte­n wird nämlich wieder eine Broschüre entstehen, die die Arbeit der Kinder eindrucksv­oll dokumentie­rt. Übrigens: Auch die Eltern freuen sich über das schriftste­llerische Talent ihrer Sprössling­e, so war nämlich die abschließe­nde Lesung, die in der Erkelenzer Stadtbüche­rei stattfand, ein tolles Highlight für alle Beteiligte­n.

 ?? RP-FOTO: ANKE BACKHAUS ?? Zwei Nachwuchsa­utoren: Celina (l.) und Lina, beide 13 Jahre jung, haben es sich in einem Raum im Obergescho­ss von Haus Spiess gemütlich gemacht und verfeinert­en in der Schreibwer­kstatt ihre Kreativitä­t.
RP-FOTO: ANKE BACKHAUS Zwei Nachwuchsa­utoren: Celina (l.) und Lina, beide 13 Jahre jung, haben es sich in einem Raum im Obergescho­ss von Haus Spiess gemütlich gemacht und verfeinert­en in der Schreibwer­kstatt ihre Kreativitä­t.

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