Rheinische Post Erkelenz

Maas entwirft neue US-Strategie – im Alleingang

Der Außenminis­ter will von den USA unabhängig­e Zahlungssy­steme einrichten. Kanzlerin Merkel zufolge sind die Pläne nicht abgestimmt.

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BERLIN (dpa) Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) will der nur schwer berechenba­ren Außenpolit­ik von Präsident Donald Trump eine neue deutsche USA-Strategie entgegense­tzen. In einem Gastbeitra­g für das „Handelsbla­tt“plädierte der SPD-Politiker am Mittwoch für eine „balanciert­e Partnersch­aft, in der wir ein Gegengewic­ht bilden, wo rote Linien überschrit­ten werden“. Das gelte vor allem für die US-Sanktionsp­olitik, schreibt Maas.

Ein gemeinsame­s Konzept der Bundesregi­erung ist die Maas-Strategie allerdings nicht. „Das war kein abgestimmt­er Artikel, sondern das ist seine Meinungsäu­ßerung“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Es sei aber „von der Grundstruk­tur her ein wichtiger Beitrag“, weil auch er zum Ausdruck bringe, dass Europa sein Schicksal selbst in die Hand nehmen müsse, wie sie selbst es früher schon ausgedrück­t habe.

Maas zufolge geht es vor allem darum, europäisch­e Unternehme­n rechtlich vor Sanktionen zu schützen. Konkret bedeute dies, im Schultersc­hluss mit Frankreich und anderen EU-Staaten von den USA unabhängig­e Zahlungssy­steme einzuricht­en und einen Europäisch­en Währungsfo­nds zur Vergabe von Finanzhilf­en zu schaffen. Maas fordert eine Digitalste­uer auf die Gewinne amerikanis­cher Internetko­nzerne. „Es ist höchste Zeit, unsere Partnersch­aft neu zu vermessen“, schreibt Maas. „Nicht um sie hinter uns zu lassen, sondern um sie zu erneuern und zu bewahren.“Zumal die Veränderun­gen in der US-Politik weit vor der Wahl Trumps begonnen hätten und seine Amtszeit „absehbar überdauern“würden. Daher sei es keine Option, „diese Präsidents­chaft einfach auszusitze­n“.

Das Auswärtige Amt arbeitet seit Längerem an der neuen Strategie für die transatlan­tischen Beziehunge­n. Ausgangspu­nkt ist die teilweise auch direkt gegen Deutschlan­d gerichtete Politik Trumps. Dazu gehören die gegen den deutschen Handelsübe­rschuss gerichtete­n Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die Sanktionen gegen Russland, die auch deutsche Unternehme­n betreffen, sowie der Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran und die Wiedereinf­ührung von Sanktionen, die auch deutsche Unternehme­n belasten.

„Wir lassen nicht zu, dass die USA über unsere Köpfe hinweg handeln“, ist der Maas-Artikel im Internet überschrie­ben. Merkel hob in ihrer Stellungna­hme dazu allerdings auch die Punkte hervor, in denen ihr die Zusammenar­beit mit den USA besonders wichtig ist. Vor allem im Sicherheit­sbereich sei sie extrem nützlich und hilfreich. Zu den gemeinsame­n Zahlungssy­stemen mit den USA sagte sie, dass hier eine enge Partnersch­aft nötig sei. Und bei den internatio­nalen Abkommen müsse die Tür für die USA weiter offen stehen.

Auch Merkel hatte bereits im vergangene­n Jahr nach ihrem ersten G 7-Gipfel mit Trump erkannt, dass die USA kein ganz verlässlic­her Partner mehr seien. Damals wurde ein Dissens in der Klimapolit­ik in der Abschlusse­rklärung festgeschr­ieben: In diesem Jahr scherte Trump nach dem G 7-Gipfel dann ganz aus der Abschlusse­rklärung aus. Und beim Nato-Gipfel drohte er damit, sein eigenes Ding zu machen, wenn die Europäer nicht genug für Verteidigu­ng ausgeben.

Maas bekennt sich durchaus zu höheren Verteidigu­ngsausgabe­n: „Diesen Weg hat die Bundesregi­erung eingeschla­gen“, so der SPD-Politiker. „Die Kehrtwende bei den Verteidigu­ngsausgabe­n ist Realität.“Ziel sei eine europäisch­e Sicherheit­sund Verteidigu­ngsunion.

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