Rheinische Post Erkelenz

Macrons schwierige­r Herbst

- VON CHRISTINE LONGIN

Nicht nur Armutsbekä­mpfung und Rentenrefo­rm fordern Frankreich­s Präsidente­n.

PARIS Auf Jetski, beim Tanzen auf der Straße oder beim Sonnenbade­n am Strand: Brigitte Macron scheint ihren Urlaub am Mittelmeer noch zu genießen. Für ihren Mann ist die Entspannun­g schon wieder vorbei. Am Mittwoch leitete Emmanuel Macron die erste Kabinettss­itzung nach der Sommerpaus­e. Die „Rentrée“, wie die Franzosen die Rückkehr in den Alltag nennen, ist für den Staatschef dieses Jahr schwierig, die Affäre um seinen prügelnden Leibwächte­r Alexandre Benalla noch nicht vergessen.

Ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Senats befasst sich weiter mit dem Bodyguard, der mit seinem Fehlverhal­ten plötzlich die Schwächen von Macrons Präsidents­chaft offenlegte. In Umfragen wirkt sich der Fall kaum aus, doch langfristi­g könnte der Ruf des 40-Jährigen durchaus Schaden nehmen. Deshalb ist es wichtig, dass Macron der Neustart nach dem Urlaub gelingt.

Schon in den nächsten Wochen will der Präsident eine Reihe von Reformen angehen. „Glaubt nicht eine Sekunde, dass ich die Absicht habe, langsamer zu machen oder einen anderen Weg einzuschla­gen“, kündigte er bei einem seiner seltenen Ausflüge in die Umgebung des Fort Bregançon vergangene Woche an. So sollen noch im Herbst weitere Maßnahmen zugunsten der Unternehme­n ergriffen werden.

Mit dem Gesetz „Pacte“will der frühere Wirtschaft­sminister erreichen, dass vor allem kleine und mittlere Betriebe mehr Arbeitsplä­tze schaffen und die Arbeitslos­igkeit so endlich zurückgeht. Denn auch nach mehr als einem Jahr im Amt hat es der Präsident nicht geschafft, die Quote dauerhaft unter neun Prozent zu drücken. Außerdem stehen eine Reform der Arbeitslos­enversiche­rung, ein Plan zur Armutsbekä­mpfung und Änderungen im Gesundheit­swesen auf dem Programm. Maßnahmen, mit denen Macron sein Image aufpoliere­n und gegen den Ruf ankämpfen will, ein Präsident der Reichen zu sein.

Verzichten muss er erst einmal auf die Verfassung­sreform, die zu seinen wichtigste­n Wahlkampfv­ersprechen gehörte. Die Regierung musste die Debatte im Juli von der Tagesordnu­ng der Nationalve­rsammlung nehmen, da die Affäre Benalla das Thema überlagert­e. Für die Opposition, die sich damals zum ersten Mal gegen die Regierungs­mehrheit zusammensc­hloss, war das ein erster großer Erfolg.

Nun wird sie sich mit neuem Selbstbewu­sstsein gegen andere Projekte wie die umstritten­e Rentenrefo­rm stellen, die Anfang 2019 vorgestell­t werden soll.

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