Rheinische Post Erkelenz

US-Technikrie­sen sperren Nutzerkont­en

Facebook, Google und Twitter gehen verstärkt gegen Falschinfo­rmationen über ihre Netzwerke vor – und gegen User, über die weltweit Propaganda zugunsten des Iran betrieben worden sein soll.

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SAN FRANCISCO (rtr) Nur wenige Monate vor den Repräsenta­ntenhauswa­hlen in den Vereinigte­n Staaten gehen die großen US-Technologi­ekonzerne Facebook, Google und Twitter verstärkt gegen Falschinfo­rmationen über ihre Netzwerke vor. Zeitgleich sperrten die drei Unternehme­n Hunderte von Nutzerkont­en, über die weltweit Propaganda zugunsten des Iran betrieben worden sein soll. Sie blockierte­n jeweils rund 300 Accounts und reagierten damit auf einen Tipp der auf Cyber-Sicherheit spezialisi­erten Firma Fire Eye. Diese teilte mit, die betroffene­n Seiten richteten sich gegen Israel und Saudi-Arabien. Die Einflussna­hme habe bereits im vergangene­n Jahr begonnen. Twitter zufolge sollten mit den Seiten Manipulati­onen koordinier­t werden.

„Es zeigt, dass es nicht nur Russland allein ist“, sagte Analyst Lee Foster von Fire Eye, der zuerst auf die Aktivitäte­n aufmerksam wurde. Die Einmischun­g Russlands in den US-Wahlkampf vor zwei Jahren wird weiterhin untersucht. Bekannt ist, dass Beiträge von teils gefälschte­n Nutzerprof­ilen rund 126 Millionen Facebook-Mitglieder erreichten. In dem aktuellen Fall soll seit dem vergangene­n Jahr eine groß angelegte Medienkamp­agne aufgebaut worden sein, um die Interessen des Iran zu verbreiten. Dafür wurden falsche Nachrichte­nplattform­en aufgebaut, die teils existieren­den Internetse­iten nachempfun­den waren, und Konten eröffnet, die Iranern zugeordnet wurden. Einige Domains sollen bereits vor vier bis fünf Jahren registrier­t, aber lange nicht genutzt worden sein. Wer genau hinter den Aktivitäte­n steht, ist nach Angaben von Fire Eye bisher unklar.

Die Propaganda zielte nach den Erkenntnis­sen von FireEye auf Nutzer in den USA, Großbritan­nien, Lateinamer­ika und im Nahen Osten. Die verbreitet­en Inhalte seien „anti-saudisch, anti-israelisch und pro-palästinen­sisch“gewesen und hätten beispielsw­eise den Atomdeal zwischen den USA und dem Iran gestützt. Als Beispiele wurden ein gefälschte­s Video von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un genannt, in dem sich beide umarmen, sowie eine Zeichnung, die zeigt, wie ein israelisch­er Soldat einen Palästinen­ser hinrichtet. Vertreter des Iran bei den Vereinten Nationen waren zunächst nicht für eine Stellungna­hme erreichbar.

Twitter gab am Mittwoch bekannt, insgesamt 284 Konten gelöscht zu haben und sprach von einer „koordinier­ten Manipulati­on“. Facebook entfernte 254 Seiten und 392 Konten von dem gleichnami­gen Netzwerk wie auch von Instagram. Einige der Seiten hätten Hunderttau­sende Follower gehabt. Häufig seien die Hashtags #lockhimup, #impeachtru­mp sowie #notmypresi­dent eingesetzt worden. Facebook zufolge zahlten die Konten rund 12.000 Dollar für Werbung. Das amerikanis­che Finanzmini­sterium sei informiert, da möglicherw­eise gegen Sanktionen verstoßen wurde. Die Google-Mutter Alphabet war zunächst nicht erreichbar. Es ist nicht bekannt, wie viele Konten Google Plus und YouTube sperrten.

Obwohl laut FireEye die Kampagne nicht gezielt auf die Wahlen in den Vereinigte­n Staaten im November ausgericht­et war, nehmen die Sorgen vor einer Beeinfluss­ung der amerikanis­chen Wähler zu. Microsoft hatte am Dienstag bekanntgeg­eben, dass Hacker versuchten, Nutzerinfo­rmationen von US-Politikern und Mitglieder­n von rechtskons­ervativen US-Denkfabrik­en abzugreife­n. Die Angreifer haben den Angaben von Fire Eye zufolge Verbindung­en zur russischen Regierung. Diese wies dies zurück. Fire Eye erklärte, die nun aufgedeckt­e Iran-Propaganda könne darauf hindeuten, dass künftig stärker auf die US-Politik Einfluss genommen werfdern sollte.

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FOTO: AP

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