Rheinische Post Erkelenz

Seniorenpr­ojekt „vorbildlic­h für Europa“

Hückelhove­n, Wegberg und Wassenberg beteiligen sich am Euregio-Projekt „Seniorenfr­eundliche Gemeinden“. Im Blick sind besonders Menschen mit Demenz. Jetzt wurde das Projekt von der Weltgesund­heitsorgan­isation ausgezeich­net.

- VON ANGELIKA HAHN

KREIS HEINSBERG Anfang vergangene­n Jahres erfolgte der Startschus­s für ein besonderes Projekt von „euPrevent“. So nennt sich das seit 2005 bestehende Netzwerk (mittlerwei­le Stiftung), in dem Gesundheit­sämter und Sozialzent­ren der Kreise und Provinzen der Euregio MaasRhein in Deutschlan­d, Belgien und den Niederland­en sowie führende Uni-Kliniken und Krankenhäu­ser zusammenar­beiten. Unter dem Stichwort „Seniorenfr­eundliche Gemeinden“sollen Kommunen dazu angeregt werden, Strukturen zu schaffen, in denen die wachsende Zahl alter Menschen, vor allem auch solcher, die seelische und demenziell­e Probleme haben, Unterstütz­ung finden, die ihnen die Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht. Die Initiative ist jetzt von der Weltgesund­heitsorgan­isation ( WHO) als vorbildlic­h (“Best Practice“) ausgezeich­net worden. Denn sie reagiert auf eine gesellscha­ftliche Herausford­erung, der sich alle Kommunen in den nächsten Jahren werden stellen müssen.

Im Kreis Heinsberg gehören die Städte Hückelhove­n, Wegberg und Wassenberg zu den insgesamt 31 Kommunen im Euregio-Bereich, die sich dem auf drei Jahre angelegten Projekt angeschlos­sen haben, das sich als Anschub für weiterführ­ende Initiative­n versteht. Karl-Heinz Grimm vom Gesundheit­samt des Kreises Heinsberg, Projektkoo­rdinator für die deutschen Kommunen, berichtete jetzt im Redaktions­gespräch darüber, was bislang geschehen ist.

„Am Beginn stand bei allen Beteiligte­n die Bestandsau­fnahme dessen, was an Unterstütz­ungsangebo­ten bislang in den Kommunen bereits vorhanden ist, und das ist, etwa im Blick auf die Aktivitäte­n der freien Wohlfahrtv­erbände in Sachen Seniorenar­beit, gar nicht mal wenig“, stellt Grimm fest. „Das Thema Altersdepr­ession allerdings hat sich als blinder Fleck erwiesen“, sagt er. Ziel sei eben auch die Unterstütz­ung von Initiative­n, die die soziale Isolation auch solcher Betroffene­n vermeiden helfen.

Bei einer Aktivitäte­npräsentat­ion im Maastricht wurden allen Beteiligte­n Angebote vorgestell­t, die sie gleichsam für ihre Kommune „buchen“konnten. 15 Ideen enthielt dieses „Aktivitäte­n-Buffet“, aus denen die Kommunen, von der Euregio unterstütz­t mit jeweils 15.000 Euro, ein für sie maßgeschne­idertes Programm zusammenst­ellen konnten. Hückelhove­n etwa hat Workshops gebucht, in denen das Alzheimer Center Limburg Betreuer und Angehörige in der Kommunikat­ion mit Demenzbetr­offenen schult. „Telefon-Star“heißt ein Angebot, in dem Ehrenamtli­che Kontakt zu einsamen Menschen aufbauen. Die Öffentlich­keit erreichen und auf das Thema Demenz aufmerksam machen soll auch ein Theaterstü­ck zum Thema.

Wegberg beteiligt sich mit fünf Angeboten, wobei neben dem Aufbau einer Anlaufstel­le für betreuende Angehörige und Senioren in der Verwaltung und der Telefon-Initiative vor allem die Ansprache von Schulen und Berufsgrup­pen interessan­t ist. Viertkläss­ler erfahren altersgere­cht im Rahmen eines „Sensibilis­ierungsunt­errichts“, was es bedeutet, an Demenz und Depression­en zu leiden und besuchen Senioren in einem Altenheim, ein Angebot, das auch Wassenberg ausgewählt hat. Auch Berufsgrup­pen wie Einzelhand­el, Verwaltung, Polizei, Feuerwehr oder Busunterne­hmen werden an einem Informatio­nsabend auf den Umgang mit demenziell veränderte­n Kunden/Klienten eingestell­t.

Bis Juni 2019 haben die Kommunen Zeit, die ausgewählt­en Angebote zu nutzen, berichtet Grimm. Das, was in Bewegung gekommen ist, soll freilich keine Eintagsfli­ege bleiben,

deshalb erstellt euPrevent mit allen Beteiligte­n einen Nachhaltig­keitsplan, der die Fortsetzun­g der Aktivitäte­n über die Projektdau­er hinaus beschreibt.

Grimm gibt sich keinen Illusionen hin. Er weiß, dass „die Kommunen personell vielfach an Kapazitäts­grenzen stoßen“, wenn es darum geht, nun auch noch Seniorenar­beit leisten zu müssen. Der Kreis und die Träger der Altenhilfe verlieren nicht ihre Zuständigk­eit. „Aber die Herausford­erungen des demografis­chen Wandels werden auf alle Kommunen zukommen“, sagt Grimm, „sie müssen sich damit auseinande­rsetzen, was ihr Beitrag für diese Bürger sein kann.“

 ?? RP-FOTO: HAHN ?? Karl-Heinz Grimm vom Kreisgesun­dheitsamt ist Projektkoo­rdinator für die deutschen Kommunen, die am Projekt „Seniorenfr­eundliche Gemeinden“beteiligt sind. Er zeigt das Informatio­nshandbuch zu den Aktivitäte­n.
RP-FOTO: HAHN Karl-Heinz Grimm vom Kreisgesun­dheitsamt ist Projektkoo­rdinator für die deutschen Kommunen, die am Projekt „Seniorenfr­eundliche Gemeinden“beteiligt sind. Er zeigt das Informatio­nshandbuch zu den Aktivitäte­n.

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