Rheinische Post Erkelenz

Dorfladen-Idee in Holzweiler wird konkreter

- VON KURT LEHMKUHL

Holzweiler will die Grundverso­rgung mit Lebensmitt­eln selbst in die Hand nehmen. Eine Gruppe entwickelt das Dorfladen-Konzept, nach einer Unterbrech­ung, jetzt weiter und hat Vorschläge für den Standort.

HOLZWEILER Das Ziel des vor wenigen Wochen gegründete­n Trägervere­ins „Seilerdorf-Treff“ist klar: Er will in Holzweiler einen Dorfladen errichten und betreiben, wie der Vorsitzend­e Karl-Heinz Steffens erläutert. Das Geschäft könnte für die Lebensmitt­elversorgu­ng und die Versorgung mit Dingen des alltäglich­en Bedarfs ebenso dienen wie als gesellige Anlaufstel­le, in der bei Kaffee und Kuchen geplaudert wird. So die Idee dazu, die schon fast zwei Jahre alt ist.

Nach der Schließung der letzten Bäckerei im Ort hatte sich ein Arbeitskre­is Dorfladen gegründet. Er ließ jedoch seine Arbeit ruhen, als sich im vergangene­n Jahr ein Händler aus Kirchherte­n fand, der im ehemaligen Schlecker-Laden ein Geschäft eröffnen wollte. Nachdem sich diese Absicht zerschlage­n hatte, machten die Freunde des Dorfladens Nägel mit Köpfen und nahmen ihre Arbeit wieder auf. „Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir an die Konkretisi­erung unseres Dorfladens gehen wollen“, sagt Steffens. Im Prinzip läuft der Trägervere­in offene Türen ein, denn auch das Dorfentwic­klungskonz­ept, das im Auftrag der Stadt Erkelenz für Holzweiler nach der Aufgabe der Umsiedlung­spläne entwickelt wird, spricht sich für einen derartigen Laden aus.

Grundsätzl­ich steht die Stadt den Plänen aus dem Seilerdorf positiv gegenüber. „Wir müssen prüfen, ob es eventuell Fördermitt­el dafür gibt“, sagt Bürgermeis­ter Peter Jansen. Sinnvoll sei es in seinen Augen, wenn ein bereits bestehende­r Raum mit möglichst wenig Aufwand zum Dorfladen umgestalte­t würde; beispielsw­eise der leerstehen­de Schlecker-Laden an der Brüderstra­ße. Der Verein hat ein anderes Objekt im Blick. „Wir sind sicher, dass die ehemalige Volksschul­e einen geeigneten Standort für einen Dorfladen mit integriert­em Café darstellt“, heißt es in einer Mitteilung. Eine Alternativ­e könnte auch das daneben liegende Feuerwehrg­erätehaus sein. Wichtig ist es Steffens dabei zu betonen, „dass dieser Dorfladen kein bestehende­s Geschäft verdrängt oder dazu in Konkurrenz

steht“. Die Vorzüge eines Dorfladens sieht er in den kurzen Wegen der Bürger beim Kauf des alltäglich­en Bedarfs, der Möglichkei­t des Verkaufs von ortsnah angebautem Obst und Gemüse und der Gelegenhei­t, sich tagsüber zu einem gemütliche­n Plausch zu treffen. „Wir wollen wieder mehr Leben in unser Dorf und unsere Dorfgemein­schaft bringen, nachdem die jahrzehnte­lange Verbesseru­ng der Versorgung­slage aus und wären 65 Prozent bereit, für einige Produkte mehr zu zahlen, wenn sie sie vor Ort kaufen könnten.

Beteiligun­g denkbar

Allerdings waren nur 29 Prozent bereit, sich mit einer einmaligen Zahlung von 200 bis 300 Euro an einer Genossensc­haft zu beteiligen.

Unsicherhe­it wegen der drohenden Umsiedlung nicht mehr gegeben ist.“Jetzt könne sich das Dorf neu entwickeln. „Ein Dorfladen ist ein Stück weit der ‚eigene‘ Laden. Das ist ein anderes Verkaufser­lebnis, als führe man zum Supermarkt in der nächsten Stadt.“Genossensc­haftlich betrieben, könnte jeder Interessen­t Anteile am Dorfladen erwerben oder sich durch Mitarbeit beteiligen, so schwebt es dem Verein vor.

Wenn Peter Jansen auch grundsätzl­ich den Dorfladen als Teil der Entwicklun­g von Holzweiler begrüßt, gibt er etwas zu bedenken: Zum einem sei der Aufwand für den Umbau der städtische­n Gebäude wie etwa der Schule erheblich, zum anderen gebe es in Holzweiler noch keine einheitlic­he Meinung darüber, was überhaupt mit der Schule geschehen soll. „Es gibt auch Stimmen, die möchten die Schule und den Platz davor gänzlich anders umgestalte­n“, sagt Jansen mit Verweis auf die Diskussion bei der letzten Beratung zum Dorfentwic­klungskonz­ept für Holzweiler. Die Stadt erwarte schon, dass es eine einheitlic­he Meinung in Holzweiler gebe, danach „wäre die Stadt gerne bereit, Räume bereitzust­ellen, die vom Trägervere­in hergericht­et und betrieben werden“.

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