Löwen gewinnen Handballfest
Bei der Supercup-Premiere in Düsseldorf siegt der Pokalsieger Rhein-Neckar vor mehr als 8000 Fans gegen Flensburg.
DÜSSELDORF Man wusste vor dem Anwurf des Supercups ja gar nicht, welcher Trainer nun die schwierigere Aufgabe hatte. Maik Machulla bei den Flensburgern, der fünf Abgänge seit Saisonende verkraften musste? Oder Nikolaj Jacobsen, dem gleich sieben Spieler abhandengekommen waren? Zumindest stand früh fest, wer Gratulationen verdient hatte: die Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes (DHB) und die der Sportstadt Düsseldorf. Das Prestigeduell zwischen Meister und DHB-Pokalsieger in eine Stadt zu vergeben, in der kein Handball-Bundesligist zuhause ist, belohnten 8078 Fans im ISS Dome, die ein Handballfest feiern durften.
Einen Favoriten hatte es vor Beginn des Duells um den ersten Titel der Saison nicht gegeben. Sowohl die SG Flensburg-Handewitt als auch die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim mussten in den vergangenen Wochen neue Spieler integrieren und stapelten tief. „Wir dürfen vorne wenige Fehler machen und müssen defensiv auf das Spiel von Flensburg aufpassen“, mahnte Mannheims Trainer Nikolaj Jacobsen. Angriffslustig präsentierten sich dann auch beide Mannschaften.
Rhein-Neckar legte mit schnellem Angriffsspiel los. Insbesondere die Nummer 32 wirkte wie aufgedreht: Alex Petersson (38), der in der Stadt noch von seinem Gastspiel zwischen 2003 und 2005 bei der HSG Düsseldorf bekannt sein dürfte, warf in der Anfangsphase zwei, in der ersten Hälfte als Topscorer fünf Tore. Ähnlich aufgedreht wirkte Rasmus Lauge Schmidt im roten Dress der Flensburger. Die Führung wechselte hin und her, bis zum 8:8 nach elf Minuten. Es folgte eine Phase, in der beiden Teams anzumerken war, dass noch kein blindes Vertrauen da ist. Das Quäntchen, das zum 18:16-Halbzeitstand für die Rhein-Neckar Löwen führte: der bärenstarke Löwen-Torwart Mikael Appelgren, der Tore verhinderte und Angriffe zielgenau einleitete.
Die Stimmung auf den Tribünen kochte. Am Nachmittag war das schon ähnlich. Da hatte der Nachwuchs des TSV Bayer Dormagen den A-Junioren-Supercup gewonnen. Wirklich erhebend war der Moment kurz vor Spielbeginn, als das Publikum elf Mitgliedern des Weltmeisterteams von 1978 um Heiner Brand alle Ehre erwies, es stehend und unter Applaus im Dome begrüßte. Brand, Weltmeister als Spieler und 2007 bei der Heim-WM als Bundestrainer, schob seinen ehemaligen Teamkameraden Joachim Deckarm würdevoll im Rollstuhl auf die „Platte“im Dome. Zum 40. Jahrestag des damals überraschenden Titelgewinns gratulierte nicht nur das applaudierende Publikum. Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte die Handball-Legenden bereits in der Stadt empfangen. Den Recken längst vergangener Zeiten boten Meister Flensburg und Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen denn auch ein hochklassiges Match um den Titel Supercup 2018.
Tempo und Angriffslust bestimmten auch die zweite Halbzeit. Die Mannheimer erwischten einen Blitzstart, zogen nach 40 Minuten auf vier Tore weg (20:24). Immer wieder tankte sich Andy Schmid durch, bester Spieler der Saison 17/18. Der Mann, dessen Würfe 103 km/h schnell werden können und der zehn Tore warf. Neben dem Schweizer Schmid bot auch Gudjon Sigurdsson eine überzeugende Leistung. Mit neun Treffern wurde er zweitbester Schütze der Löwen. Flensburg konnte den Rückstand nicht mehr aufholen und den Einzelaktionen nicht folgen. Auch, weil Appelgren weiter stark hielt und das Spiel immer wieder schnell machte.
Die Schiedsrichter Marc Fasthoff (Neuss) und Peter Behrens (Wuppertal) leiteten souverän. Nach Abpfiff hieß es 33:26. Und Flensburgs Machulla beglückwünschte seinen Trainerkollegen Jacobsen – vorerst. In der Bundesliga gibt es im November die Chance auf Revanche. Vielleicht sieht man sich auch im kommenden Jahr beim Supercup wieder. Definitiv wird das in Düsseldorf sein: Für drei Jahre ist das Event in der Sportstadt am Rhein zu Gast.