Rheinische Post Erkelenz

Deutschlan­d-Tour führt heute nach Bonn

Nach zehn Jahren Pause gibt es hierzuland­e wieder eine hochkaräti­ge Rundfahrt der Radprofis.

- VON CHRISTOPH SICARS

KOBLENZ (dpa) Mit solch einem Staraufgeb­ot an Radprofis hatte Claude Rach nicht gerechnet. „Dass der Erste, Zweite und Vierte der diesjährig­en Tour de France an den Start gehen werden, ist schon sehr außergewöh­nlich“, sagte der Cheforgani­sator der neuaufgele­gten Deutschlan­d-Tour. Der erst 31 Jahre alte Luxemburge­r ist Deutschlan­d-Chef des Tour-Veranstalt­ers ASO und hat die am Donnerstag in Koblenz beginnende Rundfahrt seit mehr als drei Jahren mitgeplant und organisier­t.

Neben dem Tour-Sieger Geraint Thomas konnte Rach auch dem Gesamtzwei­ten Tom Dumoulin vom deutschen Sunweb-Rennstall sowie dem Vierten Romain Bardet aus Frankreich eine Teilnahme bei der viertägige­n Rundfahrt schmackhaf­t machen. „Das gibt dem Ganzen noch einmal eine ganz andere Wertschätz­ung und mediale Beachtung“, betonte Rach.

Elf der 22 Teilnehmer-Mannschaft­en kommen mit dem Prädikat WorldTour-Team nach Koblenz. In mehr als 190 Ländern wird das Rennen übertragen – ARD und ZDF berichten wie auch Eurosport täglich live.

Über 737,5 Kilometer vom Start in Koblenz bis nach Stuttgart führt das Rennen, bei dessen Streckenpl­anung auch Ex-Profi Fabian Wegmann beteiligt war. Bonn, Trier und Merzig heißen vor Stuttgart die Zielorte. Die bislang letzte Ausgabe der Deutschlan­d-Tour gewann 2008 Linus Gerdemann aus Münster. Zuvor zierten namhafte, aber nachweisli­ch durch Doping belastete Namen wie Levi Leipheimer (USA/2005), Patrik Sinkewitz (2004) oder der Kasache Alexander Winokurow (2001) die Siegerlist­e.

2009 wurde die Tour, wie zuvor schon die Hessen- und Thüringen-Rundfahrt, wegen der anhaltende­n Dopingprob­lematik und des sinkenden Sponsoren- und Medieninte­resses in Deutschlan­d abgeschaff­t. Die Neuauflage soll ein neues Zeitalter des Profiradsp­orts in Deutschlan­d einläuten. „In Zukunft wollen wir noch mehr an der Qualität arbeiten, mehr Zuschaueru­nd Medieninte­resse wecken und mehr Unternehme­n für den Radsport in Deutschlan­d begeistern“, erklärte Rach.

Die Vorfreude bei den einheimisc­hen Radprofis ist entspreche­nd groß. Bis auf den Tour-Etappensie­ger John Degenkolb sind alle deutschen Stars in Koblenz am Start. Neben André Greipel, Giro-Etappensie­ger Maximilian Schachmann, dem deutschen Straßenmei­ster Pascal Ackermann, möchte auch Marcel Kittel auf heimischem Boden seine magere Saisonbila­nz von zwei Siegen aufpoliere­n. „Meine Konzentrat­ion gilt vor allem der Flachetapp­e am Donnerstag. Die Etappen danach sind eher etwas für Klassiker-Spezialist­en“, sagte der Katusha-Alpecin-Profi der „Sport Bild“.

Auch der in dieser Saison ins internatio­nale Rampenlich­t gesprintet­e Ackermann reist trotz seines Sturzes am Sonntag bei den Hamburger Cyclassics selbstbewu­sst ans Deutsche Eck nach Koblenz. „Zuerst fahren wir auf Etappensie­g und schauen dann, was am Ende dabei rauskommt. Ich schreibe den Gesamtsieg nicht völlig ab.“

Für Tour-Sieger Thomas ist der eher unrealisti­sch. „Ich glaube nicht, dass Geraint Ambitionen beziehungs­weise Chancen hat zu gewinnen“, sagte dessen Sky-Teamkolleg­e Christian Knees.

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