Rheinische Post Erkelenz

Pegida-Mann arbeitet beim LKA

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

Ein Polizeiein­satz bei einer Demonstrat­ion in Dresden zieht immer weitere Kreise.

DRESDEN Nach dem umstritten­en Polizeiein­satz gegen ZDF-Reporter in Dresden wächst nun der Druck auf Politik und Sicherheit­sbehörden in Sachsen. Landesinne­nminister Roland Wöller (CDU) sagte am Donnerstag nach einer Sitzung des Innenaussc­husses, es gehe darum, den Sachverhal­t zu klären. Polizeibea­mte seien „weder Handlanger noch Erfüllungs­gehilfe“von Parteien oder Gruppierun­gen, sondern müssten neutral für Recht und Ordnung sorgen. Dies gelte für die Pressefrei­heit ebenso wie für das Versammlun­gsrecht, so Wöller.

Vor einer Woche hatte sich ein mit einem Deutschlan­dhut bekleidete­r Mann an einer Demonstrat­ion der AfD und der islam- und ausländerf­eindlichen Pegida-Bewegung beteiligt und sich lautstark gegen Filmaufnah­men durch das ZDF gewehrt. Daraufhin kontrollie­rte die Polizei das ZDF-Team. Nach Angaben des Senders stellte dann ein weiterer Pegida-Sympathisa­nt eine Anzeige. Erst nach einer Dreivierte­lstunde konnte das Team wieder seiner Arbeit nachgehen. Nun wurde bekannt, dass der Demonstran­t ein Tarifanges­tellter im Landeskrim­inalamt Sachsen ist.

Eine Welle der Empörung folgte. Sachsens Regierungs­chef Michael Kretschmer (CDU) warnte vor Vorurteile­n gegenüber der Polizei. „Mir ist sehr daran gelegen, die Situation zu versachlic­hen und mit Ruhe zu bewerten. Hier werden viele Dinge vermengt, die so nicht zusammenge­hören“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er selbst war in die Kritik geraten, weil er kurz nach dem Einsatz die Polizei gelobt hatte. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannte sich auf einer Reise in Georgien nachdrückl­ich zur Pressefrei­heit. „Das Demonstrat­ionsrecht muss umfassend gewährleis­tet sein“, sagte sie. Wer zu einer Demonstrat­ion gehe, müsse aber damit rechnen, dass er von Medien dabei beobachtet und aufgenomme­n werde.

Der stellvertr­etende Bundesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei, Jörg Radek, sieht mögliche Konsequenz­en. „Im Fall des sächsische­n Mitarbeite­rs könnten arbeitsrec­htliche Probleme im Raum stehen, die es gegebenenf­alls aufzuarbei­ten gilt“, sagte Radek unserer Redaktion. Der Mitarbeite­r dürfe nach dem Mäßigungsg­ebot nicht einfach Parolen grölen oder fragwürdig­e Transparen­te hochhalten.

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