Rheinische Post Erkelenz

Die Bahn erhöht im Dezember wieder die Preise

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Die Bahn plant neue Preiserhöh­ungen für Tickets im Fernverkeh­r. Voraussich­tliches Datum: der Fahrplanwe­chsel am 9. Dezember. Eine genaue Größenordn­ung gibt es noch nicht. Die Details entscheide­t der Vorstand im Herbst. Der geplante Anstieg soll aber nach Aussagen des Bahnchefs nicht allzu stark ausfallen. Den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe sagte Richard Lutz, dass die Preiserhöh­ungen „deutlich unterhalb der Inflations­rate“liegen werden.

Ziel sei es, mit den höheren Preisen das Wachstum der Bahn zu fördern und die Züge besser auszulaste­n, so Lutz. Wer oft mit der Bahn fährt, kennt das Prinzip: Ticketprei­se unterschei­den sich je nach Wochentag und Uhrzeit. Freitagnac­hmittags beispielsw­eise kann dieselbe Strecke deutlich mehr kosten als Samstag früh.

Kritik kommt von Verbrauche­rschützern. „Die derzeitige Qualitätsl­age rechtferti­gt eine Preiserhöh­ung nicht“, sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastve­rband Pro Bahn. Mit der mangelnden Qualität sind vor allem die Verspätung­en gemeint, die die Bahn nach wie vor kaum in den Griff bekommt: Im Jahresdurc­hschnitt haben nach Angaben der Bahn 76 Prozent der Züge ihr Ziel ohne Verspätung erreicht. „Die Pünktlichk­eit ist nicht dort, wo wir sie uns wünschen“, sagte auch Bahnchef Lutz. Das Jahresziel in puncto Pünktlichk­eit hat die Bahn bereits von 82 auf 80 Prozent gesenkt. Ob das allerdings hinkommt, ist fraglich: Im Juli sackte der Wert pünktlich eingefahre­ner Züge auf rund 72 Prozent ab. Als verspätet gilt bei der Bahn ein Zug ab sechs Minuten Verspätung.

Bis Jahresende will die Bahn 19.000 neue Mitarbeite­r einstellen, im kommenden Jahr sollen es noch einmal 15.000 sein – dafür wird Geld gebraucht. Dafür hat der Fahrgastve­rband Pro Bahn Verständni­s. Statt aber die Bahnpreise zu erhöhen, fordert Karl-Peter Naumann mehr Investitio­nen vom Staat. „Solange der Staat nicht deutlich mehr investiert, darf man sich nicht wundern, wenn die Preise steigen“.

Viel Geld wird die Bahn auch bei der Digitalisi­erung brauchen. Die Digitalisi­erung der Schiene soll mithelfen, Verspätung­en zu vermeiden. Zudem könnten damit künftig deutlich mehr Menschen die Bahn nutzen: Einen Kapazitäts­aufbau von 20 Prozent verspricht sich Bahnchef Lutz von der digitalisi­erten Schiene.

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