Rheinische Post Erkelenz

Experten fordern Ende des sozialen Wohnungsba­us

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BERLIN (jd/dpa) Zur Bekämpfung der Wohnungskn­appheit empfiehlt ein Beratergre­mium ein grundsätzl­iches Umdenken in der Wohnungspo­litik. Der Wissenscha­ftliche Beirat beim Bundeswirt­schaftsmin­isterium wirbt für einen weitgehend­en Verzicht auf den sozialen Wohnungsba­u sowie die ersatzlose Streichung der Mietpreisb­remse. Diese Maßnahmen hätten sich als unwirksam oder sogar kontraprod­uktiv erwiesen, heißt es in einem Gutachten, das die Wissenscha­ftler am Donnerstag vorstellte­n.

Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD), die jüngst ein Konzept für die Reform der Mietpreisb­remse vorlegte, übt harsche Kritik an dem Papier. „Jeder weiß, dass der Markt von sich aus nur wenige bezahlbare Wohnungen schafft. Investoren sind in erster Linie am Profit interessie­rt und nicht am wirklichen Bedarf - etwa für junge Familien und Rentner“, sagte Barley unserer Redaktion. Es sei deshalb unverantwo­rtlich, wenn Wissenscha­ftler jetzt gegen den sozialen Wohnungsba­u argumentie­ren und das den Markt regeln lassen wollen. „Der Grund für die rasant steigenden Mieten liegt auch an zu wenigen Investitio­nen in den sozialen Wohnungsba­u in der Vergangenh­eit. Wir müssen jetzt Auswüchse des Marktes regeln und mehr Wohnungen bauen“, sagte sie.

In seinem Gutachten betrachtet der Beirat die Mietpreisb­remse als weitgehend wirkungslo­s und sieht in ihr eher ein Risiko zur Verschärfu­ng von Wohnungskn­appheit. Wegen der begrenzten Möglichkei­t von Mietsteige­rungen gebe es nur wenig Anreiz für Neubau und Modernisie­rung. Statt auf sozialen Wohnungsba­u setzen die 38 Wirtschaft­s- und Rechtswiss­enschaftle­r des Gremiums auf den Ausbau eines reformiert­en Wohngelds. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sagte, mehr bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen, gehöre zu den Kern-Zielen der Bundesregi­erung.

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