Die Bundesliga von A-Z
Wer stoppt die Bayern? Zum Auftakt der Bundesliga-Saison versucht es die TSG Hoffenheim. Die Saison-Vorschau als Alphabet.
Abseits, das
Wird auch für die Videoschiedsrichter-Abteilung in jenem Kölner Keller immer wichtiger. Jetzt dürfen die TV-Schiris eine kalibrierte Linie als Hilfestellung nützen. Die Diskussionen werden dennoch nicht aufhören. Zum Glück.
Ballbesitz, der
Seit der WM auf dem Index. Zu Unrecht. Immer noch gilt die Regel: Wenn wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor schießen. Sicher bald nachzulesen in den Memoiren von Otto Rehhagel (80).
Chancengleichheit, die
Gab es noch nie. Zwischen dem Großunternehmen Bayern München und dem Rest der Bundesliga-Welt klafft eine Lücke, die nicht mehr geschlossen werden kann. Was hilft dagegen? Vor allem Einfallsreichtum und Mut.
Dino, der
Ausgestorben. Die Bundesliga-Uhr im Hamburger Volksparkstadion hat ausgetickt. Die Liga muss sich einen neuen Dauerkandidaten fürs Relegationsspiel suchen.
Eckbälle, die
Die WM lehrte, dass Eckbälle mitunter zu Toren führen. Und wahrscheinlich werden sich in den nächsten Wochen vor den Eckstößen auch in deutschen Strafräumen jene Spielerkolonnen bilden, mit denen die Engländer die Welt verzückten.
Fortuna
Düsseldorf Nach einem langen Irrweg über rekordverdächtig viele Ligen wieder Mitglied im Fußball-Establishment. Gilt bei den sogenannten Experten als erster Abstiegskandidat. Das kann Trainer Friedhelm Funkel überhaupt nicht erschüttern. Seine Taktik: „Wir bauen eine Wagenburg.“Herrlich.
Gegenpressing, das
Wahrscheinlich vom frühen Jürgen Klopp zu Frankfurter Studienzeiten ersonnen oder von Thomas Tuchel im Sabbatjahr nach der Grundschule. Jedenfalls seit der WM wieder beliebt. Bezeichnet die wilde Jagd nach dem einstweilen verlorenen Ball und erinnert manchmal an selige E-Jugend-Zeiten. Wird nur besser honoriert.
Hoffenheim,
TSG Einst nur als Spielzeug des SAP-Gründers Dietmar Hopp überlebensfähig. Nun ein ganz schön freches Mitglied der Bundesliga-Spitzengruppe. Trainer Julian Nagelsmann erklärte jüngst: „Ich strebe immer nach dem Maximalen, und das ist der Meistertitel.“Und Torwart Oliver Baumann findet: „Wenn sehr vieles passt, ist das möglich.“Größenwahn? Mal sehen.
Individuelle Klasse, die
In Zeiten der System-Fetischisten zu Unrecht übersehen. Kommt aber wie die Standardsituation wieder in Mode. Was wären die Bayern ohne Robert Lewandowski oder Borussia Dortmund ohne Marco Reus?
Jagd, die
Wird alle Jahre wieder ausgerufen. Gejagt werden die Bayern, Jäger sind alle, die noch mehr Geld haben als Borussia Mönchengladbach. Die Jagd eröffnet am Freitag, 20.30 Uhr, die TSG Hoffenheim.
Kovac, Niko
Seine Eltern haben früher sicher oft gesagt: „Niko, halt dich gerade.“Das tut er nun auch, wenn er für die Bayern am Spielfeldrand steht. Neben Lucien Favre (BVB), Adi Hütter (Frankfurt) und Ralf Rangnick (Leipzig) ist Kovac einer von vier neuen Trainern. Den ersten Titel hat er schon. Sein Team gewann den Supercup.
Leipzig,
RB Nicht nur der Erfinder eines Fußballklubs zum Zweck der Markenwerbung. Sondern auch ein Ort der Ämterhäufung. Sportdirektor Ralf Rangnick regiert dort neben Trainer Ralf Rangnick. Bis zum nächsten Jahr. Dann regiert Sportdirektor Rangnick neben Trainer Nagelsmann.
München,
FC Bayern Zuletzt sechsmal in Folge deutscher Meister. Ein Ende dieser Serie ist nicht abzusehen. Die Hoffnung der Liga: Vielleicht wird es diesmal ein bisschen spannender, also irgendwo im Bereich eines nur einstelligen Punktevorsprungs.
Nagelsmann,
Julian Schon vor Saisonbeginn der Trainer des Jahres. Ist immer noch erst 31, hatte ein Angebot von Real Madrid, geht nächstes Jahr nach Leipzig und glaubt, dass er dieses Jahr die Bayern ärgern kann. So viel Sendungsbewusstsein tut einfach gut.
Ordnung, die
Gehört auch in der kommenden Saison zur Sprechausrüstung bei der Spielnachbearbeitung. Wahlweise als „Wir hatten eine gute Ordnung“, „Da hatten wir keine Ordnung“, „Wir müssen wieder zu unserer Ordnung finden“.
Polyvalenz, die
Steht auf dem Wunschzettel der Trainer-Akademiker. Sie wünschen sich Spieler, die am besten alles spielen können. Sie könnten auch sagen: „Ich will einen wie Joshua Kimmich.“Aber das hört sich nicht so gebildet an.
Quote, die
Wird zur Freude der Statistiker überall erhoben, von der Ballbesitzquote über die Passquote bis zur Torschussquote. Am Ende aber entscheidet das Ergebnis.
Rückpass, der
Steht bei den Fans von Heimmannschaften auf dem Index und wird mit Murren und Pfiffen kommentiert. Bleibt aber ein zulässiges Stilmittel – vor allem bei all denen, die nicht unbedingt bei Bayern München spielen.
Stoßstürmer, der
Brutales Wort für klassische Mittelstürmer. Galt als Auslaufmodell, kommt aber wieder. Gladbach (Plea) hat einen verpflichtet, Münchner Erfolge hängen mit einem (Lewandowski) zusammen. Dortmund hatte mal einen (Aubemeyang) und holt sich vielleicht noch einen. Obwohl der neue Trainer Favre dem feinen Kombinationsfußball im Zweifel den Vorzug gibt, hat er nichts gegen Tore.
TV, das
Ohne die Sender wären die Klubs nicht so reich. Deshalb bleibt
der Spielplan schön zerfasert, und deshalb gibt es auch künftig Spiele, auf die Privatsender ein exklusives Zugriffsrecht haben. Noch nicht so schlimm wie in Spanien und England. Aber schlimm genug.
Umschaltspiel, das
Gehört ebenfalls zur Sprechausrüstung der Spielnachbetrachtung. Wird manchmal durch ein taktisches Foul unterbunden – auf dem Platz, nicht bei der Nachbetrachtung.
Verteidigung, die
Ist längst zu einer Veranstaltung für die ganze Mannschaft geworden. Wie man’s nicht macht, zeigte die DFB-Mannschaft bei der WM.
Werbung, die
Für Klubs ganz wichtig, für Spieler auch. Viele Fans finden, dass der Fußball vor lauter Vermarktung seine Basis aus den Augen verliert. Dagegen protestieren nicht nur Ultras. Ändern werden sie nichts.
XSteht auf Tippzetteln für Unentschieden. Wie wenig viele Unentschieden wert sind, bewies der VfL Wolfsburg. Seine 15 Remis waren der Spitzenwert, das reichte gerade mal für die Relegation. Nun soll’s viel besser werden. Dafür holte der VfL Sportdirektor Jörg Schmadtke.
Yann,
Nachname Sommer Hatte eine ziemlich gute WM als Torwart der Schweizer und bleibt den Mönchengladbachern trotzdem erhalten – Stand jetzt, wie es so schön heißt.
Zorc,
Michael BVB-Sportdirektor und länger im Klub als Maskottchen Emma. Im „Kicker“hat er über Spiele in München gesagt: „Ich wünsche mir mehr Widerstand in diesen Spielen.“Ein schöner Wunsch.