Rheinische Post Erkelenz

Mehr Pfleger und weniger Patienten in NRW

Experten sehen in der Bilanz der NRW-Krankenhäu­ser für 2017 trotzdem keine Entlastung. Die Arbeitsbel­astung sei nach wie vor zu hoch.

- VON FRANZISKA HEIN

DÜSSELDORF In den nordrhein-westfälisc­hen Kliniken hat es im vergangene­n Jahr etwas weniger Patienten und etwas mehr Pflegepers­onal gegeben. Das geht aus der Bilanz zur Patienten- und Personalen­twicklung für das Jahr 2017 hervor, die das statistisc­he Landesamt am Montag veröffentl­icht hat. In absoluten Zahlen zeigt sich allerdings, dass diese Entwicklun­g keine grundlegen­den Probleme behebt. Die Zahl der vollstatio­nären Patienten sank um etwa 21.000 auf 4.617.800.

Gleichzeit­ig arbeiteten 42.200 Ärzte an den Kliniken in NRW, ein Anstieg um etwa 1000 im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Pflegern stieg der Anteil um 0,6 Prozent auf 102.700. Das sind knapp 600 Pfleger mehr als 2016. „Steigerung­sraten im Bereich von Nachkommas­tellen wie 0,6 Prozent beim Pflegepers­onal reichen bei Weitem nicht aus“, kommentier­t NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Zahlen. „Das ist noch keine Trendwende“, sagt auch Mirko Miliniewit­sch, Sprecher der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW. „Die Menschen werden davon noch nicht viel spüren.“Gleichzeit­ig bleiben Patienten im Langzeitve­rgleich nicht mehr so lange im Krankenhau­s. Im Jahr 2000 dauerte ein Krankenhau­saufenthal­t im Schnitt zehn Tage. 2017 waren es 7,2 Tage, damit liegt der Wert auf einem ähnlichen Niveau wie schon in den vergangene­n Jahren.

Das bedeute, dass die Krankenhäu­ser zum einen effiziente­r arbeiten. Zum anderen werde die Arbeitsbel­astung für das Personal größer, analysiert Miliniewit­sch: „Es werden mehr Patienten in kurzer Zeit behandelt.“

Der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion Josef Neumann übt vor allem daran Kritik. „Es ist ein Erfolg, dass die Zahl der Pflegekräf­te nicht gesunken ist. Aber sie reicht immer noch nicht aus, um der Arbeitsver­dichtung vor allem beim Pflegepers­onal entgegenzu­wirken“, sagt er.

Er erklärt die gesunkene Zahl der Patienten in den Kliniken damit, dass vor allem kleinere Operatione­n mittlerwei­le ambulant gemacht würden. Das sei erstmal keine dramatisch­e Entwicklun­g. Anders beurteilt er die Entwicklun­g beim Personal. Dafür dass mehr Ärzte in den Kliniken angestellt werden, sieht er zwei Gründe. Zum einen hätten sich Arbeitschu­tzgesetze verändert, so dass Krankenhäu­ser mehr Ärzte für den Bereitscha­ftsdienst benötigen. Zum anderen würden Kliniken mehr Ärzte einstellen, weil sie dadurch höhere Umsätze erwarten. „Mehr Ärzte, mehr Untersuchu­ngen, mehr Umsatz“, sagt Neumann. Das gehe dann oft zulasten des Pflegepers­onals. Die Zahl der Pfleger steige gleichzeit­ig nicht so stark, damit werde die Arbeitsbel­astung für jeden Einzelnen größer. Allerdings unterschei­den sich die Zahlen auf regionaler Ebene: Während in Düsseldorf, Köln, Bonn, Neuss, Krefeld, Mönchengla­dbach und Essen der Anteil des Pflegepers­onals teilweise deutlich stieg, sank er in Duisburg, Oberhausen, im Kreis Kleve und im Oberbergis­chen Kreis teils deutlich.

Die Grünen in NRW fordern, dass der Bund Geld für 25.000 zusätzlich­e Pflegestel­len in Krankenhäu­sern und Altenpfleg­e-Einrichtun­gen bereitstel­lt. Auch die Zahl der Auszubilde­nden in nordrhein-westfälisc­hen Krankenhäu­sern müsse erhöht werden.

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