Mehr Pfleger und weniger Patienten in NRW
Experten sehen in der Bilanz der NRW-Krankenhäuser für 2017 trotzdem keine Entlastung. Die Arbeitsbelastung sei nach wie vor zu hoch.
DÜSSELDORF In den nordrhein-westfälischen Kliniken hat es im vergangenen Jahr etwas weniger Patienten und etwas mehr Pflegepersonal gegeben. Das geht aus der Bilanz zur Patienten- und Personalentwicklung für das Jahr 2017 hervor, die das statistische Landesamt am Montag veröffentlicht hat. In absoluten Zahlen zeigt sich allerdings, dass diese Entwicklung keine grundlegenden Probleme behebt. Die Zahl der vollstationären Patienten sank um etwa 21.000 auf 4.617.800.
Gleichzeitig arbeiteten 42.200 Ärzte an den Kliniken in NRW, ein Anstieg um etwa 1000 im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Pflegern stieg der Anteil um 0,6 Prozent auf 102.700. Das sind knapp 600 Pfleger mehr als 2016. „Steigerungsraten im Bereich von Nachkommastellen wie 0,6 Prozent beim Pflegepersonal reichen bei Weitem nicht aus“, kommentiert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Zahlen. „Das ist noch keine Trendwende“, sagt auch Mirko Miliniewitsch, Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW. „Die Menschen werden davon noch nicht viel spüren.“Gleichzeitig bleiben Patienten im Langzeitvergleich nicht mehr so lange im Krankenhaus. Im Jahr 2000 dauerte ein Krankenhausaufenthalt im Schnitt zehn Tage. 2017 waren es 7,2 Tage, damit liegt der Wert auf einem ähnlichen Niveau wie schon in den vergangenen Jahren.
Das bedeute, dass die Krankenhäuser zum einen effizienter arbeiten. Zum anderen werde die Arbeitsbelastung für das Personal größer, analysiert Miliniewitsch: „Es werden mehr Patienten in kurzer Zeit behandelt.“
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Josef Neumann übt vor allem daran Kritik. „Es ist ein Erfolg, dass die Zahl der Pflegekräfte nicht gesunken ist. Aber sie reicht immer noch nicht aus, um der Arbeitsverdichtung vor allem beim Pflegepersonal entgegenzuwirken“, sagt er.
Er erklärt die gesunkene Zahl der Patienten in den Kliniken damit, dass vor allem kleinere Operationen mittlerweile ambulant gemacht würden. Das sei erstmal keine dramatische Entwicklung. Anders beurteilt er die Entwicklung beim Personal. Dafür dass mehr Ärzte in den Kliniken angestellt werden, sieht er zwei Gründe. Zum einen hätten sich Arbeitschutzgesetze verändert, so dass Krankenhäuser mehr Ärzte für den Bereitschaftsdienst benötigen. Zum anderen würden Kliniken mehr Ärzte einstellen, weil sie dadurch höhere Umsätze erwarten. „Mehr Ärzte, mehr Untersuchungen, mehr Umsatz“, sagt Neumann. Das gehe dann oft zulasten des Pflegepersonals. Die Zahl der Pfleger steige gleichzeitig nicht so stark, damit werde die Arbeitsbelastung für jeden Einzelnen größer. Allerdings unterscheiden sich die Zahlen auf regionaler Ebene: Während in Düsseldorf, Köln, Bonn, Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Essen der Anteil des Pflegepersonals teilweise deutlich stieg, sank er in Duisburg, Oberhausen, im Kreis Kleve und im Oberbergischen Kreis teils deutlich.
Die Grünen in NRW fordern, dass der Bund Geld für 25.000 zusätzliche Pflegestellen in Krankenhäusern und Altenpflege-Einrichtungen bereitstellt. Auch die Zahl der Auszubildenden in nordrhein-westfälischen Krankenhäusern müsse erhöht werden.