Nichts wie raus aus der Metro
Nach Haniel stellt auch Ceconomy seine Beteiligung am Handelskonzern zum Verkauf. In beiden Fällen steht der Tscheche Daniel Kretinsky als Investor bereit. Er könnte bald mehr als 30 Prozent der Metro-Anteile halten.
DÜSSELDORF Daniel Kretinsky hat im Bewusstsein der meisten Deutschen, auch jener, die an Wirtschaft interessiert sind, bisher keine große Rolle gespielt. Dabei ist der Mann mit 43 schon Milliardär und einer der 300 reichsten Menschen der Welt. Energieexperten kennen ihn aus der jüngeren Vergangenheit als Käufer eines britischen RWE-Kohlekraftwerks und als den Mann, der Vattenfall das ostdeutsche Braunkohle-Geschäft abgenommen hat. Jetzt macht er im deutschen Handel Furore. Dem Duisburger Familienkonzern Haniel kauft er 7,3 Prozent der Anteile am Düsseldorfer Handelskonzern Metro ab, auf die restlichen 15,2 Prozent hat er eine Kaufoption, und jetzt verhandelt er auch mit dem Elektronikhändler Ceconomy über dessen Zehn-Prozent-Anteil an der Metro. Setzte Kretinsky das alles um, käme er auf 32,5 Prozent der Anteile – und müsste allen anderen Anteilseignern ein Übernahmeangebot machen.
Verschwindet die Metro also über kurz oder lang vom Aktienmarkt? Für das Management wäre es vermutlich ein Segen. Denn in der jüngeren Vergangenheit ist der Kurs mehr als einmal nach schlechten Nachrichten abgestürzt. Der zwischenzeitliche Kurssprung um 18 Prozent vom Montag ist kein Widerspruch, sondern eher das Signal, dass der Kapitalmarkt möglichst klare und stabile Verhältnisse in der Eigentümerstruktur haben will. Diejenigen, die jetzt verkauft haben (Haniel) und/oder verkaufen wollen (Haniel und Ceconomy), gelten
schon längere Zeit als Ausstiegskandidaten – getreu dem Motto: „Bloß raus aus der Metro!“
Seit der Aufspaltung des alten Konzerns im vergangenen Jahr hat die Aktie der neuen Metro, bestehend aus dem jetzt Wholesale genannten Großhandelsgeschäft und der SB-Warenhauskette Real, mehr als ein Viertel ihres Börsenwertes eingebüßt. Nichts ist zu sehen von großem Investoren-Interesse, das durch eine schärfere Abgrenzung
des Geschäfts erreicht werden sollte. Die Probleme im Russland-Geschäft, bedingt durch die Krise im Land und Managementfehler der Metro, haben das verschärft – so sehr, dass bei Haniel der Geduldsfaden riss.
Der war eh dem Vernehmen nach extrem gespannt. Denn auch in der alten Metro war die Lage alles andere als komfortabel. Zwar hat es Vorstandschef Olaf Koch vor drei Jahren anders als sein glückloser Vorgänger
Eckhard Cordes geschafft, den Warenhausbetreiber Galeria Kaufhof loszuschlagen. Aber danach? Seit Jahren beschreibt Koch bei jeder Gelegenheit die gewaltigen Sprünge im Online-Geschäft, das aber nur einen Bruchteil der Gesamterlöse ausmacht. Er predigt das Dienstleistungsgeschäft und redet von Mehrwert für den Kunden. Aber das ist sehr mühselig und kleinteilig, mitnichten als große Vision geeignet, mit deren Hilfe Kochs Botschaft an
den Finanzmärkten hätte verfangen können. Unter dem Strich stehen deutliche Kurs- und damit auch Wertverluste, die die Metro-Beteiligung für manchen Investor zum Klotz am Bein haben werden lassen.
Vor allem für die Haniels. Die ließen sich vor zehn Jahren vom damaligen Konzernchef Cordes dazu überreden, ihren Metro-Anteil für drei Milliarden Euro aufzustocken. Zum Teil auf Pump finanziert und unglücklicherweise zu einem Zeitpunkt, als die Metro-Aktie um ihren Höchststand pendelte. Zum Vergleich: Am Montag war das noch 22,5 Prozent große Metro-Paket an der Börse noch rund 970 Millionen Euro wert.
Womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären. Natürlich wird Kretinsky einen Paketaufschlag zahlen. Ohne Verluste wird Haniel aber wohl nicht aus dem Engagement bei der Metro herauskommen. Aber vermutlich gilt in Duisburg die Devise: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.