Rheinische Post Erkelenz

USA und Mexiko legen Handelsstr­eit bei

Trump will den Namen Nafta streichen. Die Börsen feiern die Einigung und hoffen nun auf einen Deal mit Kanada.

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WASHINGTON (dpa/rtr) Die USA und ihr Nachbar Mexiko haben nach langem Streit eine vorläufige Einigung für ein neues nordamerik­anisches Freihandel­sabkommen erzielt. Nun soll auch Kanada als dritter Partner des bisherigen Abkommens Nafta (North American Free Trade Agreement) ins Boot geholt werden, sagten die Präsidente­n Mexikos und der USA, Enrique Peña Nieto und Donald Trump, am Montag in einem gemeinsame­n Telefonat.

„Dies ist etwas sehr Positives für die Vereinigte­n Staaten und für Mexiko“, sagte Peña Nieto. Er wünsche sich, dass Kanada nun ebenfalls dem neuen Abkommen beitreten könne und die bilaterale­n Probleme mit den USA ausgeräumt werden könnten. Auch Trump sagte, die Gespräche mit Kanada sollten nun „sofort“wieder beginnen.

Man habe nun zunächst mit Mexiko weitgehend Einigung erzielt, betonte US-Präsident Trump: „Wir werden sehen, ob Kanada Teil davon werden kann.“Es könne auch zu einem Extra-Abkommen mit Kanada kommen. In jedem Fall soll das neue Abkommen nach seiner Darstellun­g nicht mehr den Namen Nafta tragen. Dieser sei negativ besetzt. „Ich werde den bestehende­n Deal beenden“, sagte Trump. Die Tilgung des Namens soll Trump offenbar bei der Gesichtswa­hrung helfen. Vorläufig sprach er von einem „US-mexikanisc­hen Handelsabk­ommen“. Viele Menschen hätten daran gearbeitet, sagte Trump. „Wir haben es viel einfacher gemacht und viel besser, für beide Länder.“Wenn Kanada fair verhandeln wolle, sei das Nachbarlan­d dazu eingeladen. „Das einfachste wäre, Zölle auf ihre Autos zu erheben“, sagte Trump. „Aber wir wollen ihnen eine Chance geben.“

Er hoffe, dass die Gespräche zwischen allen drei Ländern noch in dieser Woche abgeschlos­sen werden können, sagte Peña Nieto. Der US-Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer sagte, er hoffe, dass Freitag eine Einigung an den Kongress gesandt werden könne. Eine formelle Unterzeich­nung könnte dann Ende November erfolgen.

In dem vorläufige­n Abkommen mit Mexiko sei unter anderem der Verzicht auf gegenseiti­ge Zölle bei Agrarprodu­kten vereinbart worden, teilte das Büro von Lighthizer mit. Außerdem seien Eckpunkte für den Anwendung von Biotechnol­ogie in der Landwirtsc­haft festgezurr­t worden. Das betrifft vor allem die Gentechnik.

Auch beim Schutz geistigen Eigentums sowie bei der Liberalisi­erung der Märkte für Finanzdien­stleistung­en seien Fortschrit­te zum bisherigen Abkommen erreicht worden. Die Vereinbaru­ng soll nach Angaben des Weißen Hauses 16 Jahre gelten und alle sechs Jahre überprüft werden.

Das 1994 abgeschlos­sene nordamerik­anische Handelsabk­ommen Nafta ist eines der größten Freihandel­sabkommen der Welt. Es betrifft fast 500 Millionen Menschen und deckt ein Gebiet mit einer Gesamtwirt­schaftslei­stung von knapp 23 Billionen Dollar (19,8 Billionen Euro) ab. Das Handelsvol­umen der USA mit den beiden Nachbarn hat sich seit 1994 auf 1,3 Billionen Dollar fast vervierfac­ht. Trump hatte das Abkommen eine „Katastroph­e“genannt und nach seinem Amtsantrit­t in Frage gestellt. Entspreche­nd setzte er auch Neuverhand­lungen durch. Diese waren wiederholt ins Stocken geraten.

Die Gespräche für das trilateral­e Abkommen hatten sich in den vergangene­n Tagen zwischen Mexiko und den USA positiv entwickelt. Allerdings sitzt Kanada derzeit wegen erhebliche­r Spannungen mit den USA nicht mit am Tisch. Zuletzt hatten US-Strafzölle auf Stahlund Aluminiume­infuhren das Verhältnis zu den beiden Nachbarn Mexiko und Kanada schwer belastet. Große Differenze­n zwischen Kanada und den USA gibt es unter anderem beim Handel mit Flugzeugen, Autos und Agrarprodu­kten.

Ein Sprecher des kanadische­n Außenminis­teriums sagte, Kanada stehe in regelmäßig­em Kontakt mit seinen Verhandlun­gspartnern und arbeite auf eine neue Vereinbaru­ng hin. Allerdings werde das Land eine neue gemeinsame Übereinkun­ft nur dann unterzeich­nen, wenn sie auch gut für Kanada sei und die Interessen der Mittelschi­cht berücksich­tige.

Die Anleger reagierten erleichter­t. Die Einigung gab der mexikanisc­hen und der kanadische­n Währung Auftrieb. Ein US-Dollar verbilligt­e sich um bis zu 1,5 Prozent auf 18,59 Peso und um 0,6 Prozent auf 1,29 kanadische Dollar. Gefragt waren auch die deutschen Autobauer, die Fahrzeuge in Mexiko produziere­n und in den USA verkaufen. Die Aktien von BMW, Daimler und Volkswagen stiegen jeweils etwa 2,5 Prozent. Der europäisch­e Branchenin­dex gewann 2,2 Prozent. In den USA profitiert­en exportabhä­ngige Unternehme­n wie der Baumaschin­en-Hersteller Caterpilla­r oder der Flugzeug-Bauer Boeing. Deren Papiere legten bis zu 2,7 Prozent zu.

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