Rheinische Post Erkelenz

Schmerzen im Daumen

Verschleiß des Knorpels: Die schmerzhaf­te Arthrose des Daumensatt­elgelenks ist ein häufiger Fall in der handchirur­gischen Praxis.

-

Unsere Leserin Gerda H. (76) aus Düsseldorf fragt: „Ich bin vor einem Jahr gestürzt und auf die rechte Hand gefallen. Gebrochen war damals nichts, bei den aufwändige­n Untersuchu­ngen wurde auch kein Bänderriss festgestel­lt. Aber seither tut mir der Daumen bei jeder Belastung weh. Sollte ich damit zu meinem Hausarzt oder direkt zu einem Handchirur­gen gehen?“

Ulrich Waltking Jeder erfahrene Hausarzt wird das Problem kennen, aber richtig sind Sie zweifellos bei einem Facharzt für Handchirur­gie. Sie schildern nämlich die typischen Symptome einer Rhizarthro­se.

Darunter versteht man einen Verschleiß des Daumensatt­elgelenkes. Es wird gebildet von zwei speichense­itig gelegenen Handwurzel­knochen, dem großen und dem kleinen Vieleckbei­n einerseits und der Basis des ersten Mittelhand­knochens anderersei­ts. Wie bei jeder Arthrose kommt auch dieser Verschleiß durch eine Abnutzung der Knorpelübe­rzüge der Gelenkfläc­he zustande.

Dies kann verletzung­sbedingt durch verblieben­e Fehlstellu­ngen im Gelenk hervorgeru­fen werden, ist aber in der ganz überwiegen­den Zahl der Fälle auf genetische Faktoren zurückzufü­hren. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.

Durch die Ausdünnung des Knorpels kommt es zu einem Gelenkreib­en, was wiederum zu einem Reizzustan­d bis hin zur Entzündung der Gelenkkaps­el führt. Dieses äußert sich mit einer Gelenkschw­ellung und einer wechselnd starken schmerzhaf­ten Bewegungse­inschränku­ng des Daumens. Da in diesem Sattelgele­nk die für die Handfunkti­on wesentlich­e Gegenübers­tellbewegu­ng des Daumens zu den übrigen Fingern erfolgt, führt dieser Zustand zu einer deutlichen Beeinträch­tigung.

Häufig ist es so, dass sich ein solches Bild schleichen­d entwickelt und zunächst kaum wahrgenomm­en wird. Immer wieder führen aber Verletzung­en wie Verstauchu­ngen der Handwurzel dazu, dass sich über den Weg einer aktivierte­n Arthrose ein dauerhafte­r Schmerzzus­tand entwickelt. Auch bei Ihnen ist davon auszugehen, dass Ihr Sturz vor einem Jahr der Anlass für Ihre Beschwerde­n am Daumen ist.

Inaktivitä­t ist auch bei einer Arthrose nicht empfehlens­wert

Die Behandlung richtet sich nach dem Umfang der Beschwerde­n und dem Ausmaß der Verschleiß­veränderun­gen. Man wird zunächst versuchen, über Salbenanwe­ndungen und Physiother­apie den schmerzhaf­ten Reizzustan­d der Gelenkkaps­el zurückzudr­ängen. Man muss aber wissen, dass sich der Knorpelabr­ieb selbst nie zurückentw­ickeln wird. Hilfreich ist im weiteren Verlauf das Tragen einer gut sitzenden Orthese, die einen Teil der Belastung des Gelenkes aufnehmen kann.

Schließlic­h gibt es die Möglichkei­t einer operativen Behandlung. Es werden verschiede­ne Operatione­n angeboten. Sollten Sie in ihrer Lebensführ­ung so sehr beeinträch­tigt sein, dass ein solcher Schritt in Frage kommt, besprechen Sie dies am besten mit Ihrem Handchirur­gen. Bedenken Sie bitte allerdings auch, dass „Nichtstun“zwar die Beschwerde­n beruhigt, dass aber Inaktivitä­t weder Leib noch Seele gut tut.

 ??  ?? Unser AutorUlric­h Waltking ist Facharzt für Handchirur­gie.
Unser AutorUlric­h Waltking ist Facharzt für Handchirur­gie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany