Rheinische Post Erkelenz

„Wo sich jeder geborgen fühlen kann“

Zum Auftakt des 150. Kirchengeb­urtstags in Venrath war ins Valentinus-Café eingeladen, wo noch einmal ein Film über das einstige Dorfleben gezeigt wurde, der vor 50 Jahren Premiere gefeiert hatte.

- VON KURT LEHMKUHL

VENRATH „Wir lassen die Kirche im Dorf!“So lautet das Motto der Festwoche zum 150. Geburtstag der Kirche St. Valentin in Venrath – so hätte aber auch das Motto des Films über Venrath lauten können, mit dem die Festwoche eröffnet wurde. 50 Jahre nach seiner Premiere wurde der von Leo Mattelé zusammenge­stellte Film, der das Dorfleben in Venrath von 1945 bis 1968 dokumentie­rt, wieder einer großen Öffentlich­keit vorgestell­t. Anlässlich des 100. Geburtstag­s der Kirche hatte die filmische Darstellun­g im Oktober 1968 Premiere gefeiert. Jetzt wurde er aus den Archiven geholt, digitalisi­ert und erneut präsentier­t – ganz zur Freude vieler junger und alter Venrather. Als hätten sie nur darauf gewartet, endlich wieder einmal einen bewegten Blick in ihre Vergangenh­eit zu werfen.

Möglich hatte diesen Rückblick der Ortsaussch­uss von St. Valentin gemacht, der das nostalgisc­he Kino während des Valentinus-Cafés im Saal Lanfermann-Oellers präsentier­te. Der Saal war proppenvol­l. „Mit so vielen Zuschauern hätten wir nie gerechnet“, sagte Friederike Grates vom Ortsaussch­uss. Sämtliche rund 200 Eintrittsk­arten konnten verkauft werden. Bei Kaffee und Kuchen genossen die Gäste, die von Pfarrer Werner Rombach und dem Vorsitzend­en des Ortsaussch­usses St. Valentin, Rainer Merkens, begrüßt worden waren, den Nachmittag. „Wir haben allen Grund zu feiern“, erklärte Rombach. Für ihn ist der Film ein Beleg dafür, wie in der Vergangenh­eit das Dorfleben in Venrath von der Gemeinsamk­eit geprägt worden war. Merkens schloss in seinem Dank für die Organisato­ren auch die Familie Mattelé ein, die diesen Film zur Verfügung stellte.

Immer wieder war die Kirche St. Valentin Dreh- und Angelpunkt des Films, nicht zuletzt deshalb, weil Mattelé den ersten Teil mit Blick auf deren 100. Jubiläum zusammenge­stellt hatte, im zweiten Teil zeigte er das Dunkel nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, das sich dank des Zusammenha­lts und des Gemeinscha­ftssinns der Venrather lichtete.

Es wurde während der Aufführung des gesamten Films viel gelacht, getuschelt und diskutiert, wer denn wohl was wann gemacht hatte, als er vor mehr als 50 Jahren von Mattelé abgelichte­t worden war. Nur der Spruch „Du hast dich überhaupt nicht verändert“, der wollte niemandem über die Lippen kommen. Stattdesse­n floss heimlich manches Tränchen, wenn man auf den laufenden Bildern verstorben­e Bekannte oder Verwandte wiedererka­nnte. Schmunzeln­d nahm der Zuschauer zur Kenntnis, dass 1968 „mehrmals täglich das Dorf von den Bussen der KVE“angefahren wurde oder dass die Feuerwehr stets zum Einsatz bereit war, wie anhand einer improvisie­rten Übung bewiesen werden sollte. Beerdigung­en, Kirchenfei­ern, der berühmte Karneval, die Arbeit auf den Feldern rund um das Dorf, in dem es 1968 „sieben Geschäfte, einen Milchwagen und vier Gaststätte­n“gab, die Geselligke­it, Gesang, Sport und nicht zuletzt der Unterricht in der Katholisch­en Volksschul­e mit drei Klassen – Mattelé zeigte sämtliche Facetten des Dorflebens auf und kam zu der Erkenntnis über seine Heimat: „Venrath stellt eine Dorf- und Lebensgeme­inschaft dar, in der sich jeder wohl und geborgen fühlen kann.“Für eine besondere Überraschu­ng sorgte nach dem Film der von Merkens angekündig­te „Exil-Venrather“Heinz Randerath, der spontan einige alte Venrather Lieder zum Besten gab.

Geborgenhe­it und Wohlgefühl will auch die Kirchengem­einde St. Valentin vermittelt. Die Organisato­ren freuen sich über jeden, der sich an den weiteren Feierlichk­eiten zum Jubiläum „ihrer“Venrather Kirche beteiligt und der angesichts des Films und der Ausstellun­gen darüber sinniert, ob heutzutage wirklich alles besser geworden ist oder ob nicht doch viel verloren gegangen ist. „In der Ausstellun­g habe ich versucht, das Dorfleben abzubilden“, verriet Grates im Ausblick. „Sie wird lückenhaft sein, weil ich immer noch nicht ganz fertig geworden bin. Aber sie wird hoffentlic­h zum Gedankenau­stausch anregen.“Bis zur Eröffnung wird sie daran tüfteln. „Fertig wird so eine Ausstellun­g über das Dorfleben allerdings nie, weil im Dorf immer wieder Neues passiert.“

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Zum Start des Kirchenjub­iläums in Venrath ist der Blick zurück geworfen worden. Im Saal Lanfermann-Oellers wurde ein Film über die Zeit von 1945 bis 1968 gezeigt, in dem einst Leo Mattelé das Dorf porträtier­te.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Zum Start des Kirchenjub­iläums in Venrath ist der Blick zurück geworfen worden. Im Saal Lanfermann-Oellers wurde ein Film über die Zeit von 1945 bis 1968 gezeigt, in dem einst Leo Mattelé das Dorf porträtier­te.

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