Rheinische Post Erkelenz

Elf Höhepunkte des Campfire-Festivals

Campfire ist ein Zeltdorf mit zwei Hauptbühne­n, 15 Zelten, über 150 Veranstalt­ungen – direkt vor dem Landtag. Hier ein paar Tipps.

- VON MERLIN BARTEL

Drei Tage lang bieten Journalist­en und digitale Köpfe den Besuchern des diesjährig­en Campfire-Festivals ein abwechslun­gsreiches Programm. Es geht um Themen wie Pressefrei­heit, Migration, #MeToo und soziale Medien. Zahlreiche prominente Gäste haben sich für das Event rund um den NRW-Landtag in Düsseldorf angekündig­t. Diese elf Höhepunkte sollten Sie nicht verpassen:

1. „Das Leben mit der Politik: Die Martin Schulz Story“Selten hat ein Politiker einen solch rasanten Aufstieg und kurz darauf einen so tiefen Fall erlebt wie SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz. Zu Beginn des Wahlkampfs galt er als Retter der Sozialdemo­kraten und nächster Bundeskanz­ler, ein Jahr später als gescheiter­ter Politiker. Markus Feldenkirc­hen, Politikrep­orter beim „Spiegel“, hat Schulz durch den Wahlkampf begleitet – und ein viel beachtetes Buch über diese Zeit veröffentl­icht. In einer Lesung und im Gespräch mit RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker berichtet er von der Recherche.

Freitag, 31. August, 16.30 Uhr,

RP-Zelt

2. „Journalist­en als Marke – wie viel Selbstverm­arktung vertragen die Medien?“Medien haben den Anspruch, bei der Berichters­tattung stets Objektivit­ät zu wahren. Wie viel Selbstverm­arktung ist dabei erlaubt, ohne diesen Anspruch aufzugeben? Dieser Frage gehen zwei der bekanntest­en Gesichter des heutigen Journalism­us nach: Der ehemalige „Bild“-Chefredakt­eur Kai Diekmann diskutiert mit Gabor Steingart, bis Februar Handelsbla­tt-Herausgebe­r. Freitag, 31. August, 15.15 Uhr, RP-Zelt

3. „Es muss stimmen, es steht im Internet“

Das Vertrauen vieler Leser in klassische Medien schwindet - und teils haben sie es selbst verspielt. Spätestens seit Donald Trump ist der Begriff „Fake News“in aller Munde. Doch auch von anderer Seite geraten Journalist­en unter Druck, etwa durch den Wunsch nach mehr Vielfalt in Redaktione­n oder das Bedürfnis nach mehr Transparen­z und Schnelligk­eit. Wie können Journalist­en das Vertrauen ihrer Leser zurückgewi­nnen? Darüber diskutiere­n Marion Horn, Chefredakt­eurin der Bild am Sonntag, Julia Bönisch, Chefredakt­eurin Süddeutsch­e.de, und Kristina Dunz, stellvertr­etende Leiterin der Parlaments­redaktion der Rheinische­n Post.

Samstag, 1. September, 11 Uhr, Correctiv-Bühne

4. „Tut was: Ein Aufruf an Europa“

Der türkische Journalist Can Dündar appelliert in seinem „Aufruf an Europa“an die Menschen, die Demokratie nicht preiszugeb­en. Bürger sollen sich dem Populismus entgegenst­ellen, sich aktiv an der Politik beteiligen und für Meinungsfr­eiheit eintreten. Dündar war Chefredakt­eur der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“. Heute lebt er in Berlin im Exil und hat die journalist­ische Plattform #Özgürüz (Wir sind frei) gegründet, die vom Recherchep­ortal und Campfire-Organisato­r Correctiv betrieben wird. Samstag, 1. September, 13.30 Uhr, Correctiv-Bühne

5. „Sexuelle Belästigun­g – Fragen, die wir uns im Zuge der #MeToo-Berichters­tattung stellen“

Die Berichters­tattung über Fälle von sexueller Belästigun­g hat auch in Deutschlan­d viel bewegt: Der WDR etwa hat sich von Mitarbeite­rn getrennt, der generelle Umgang mit Belästigun­gsvorwürfe­n ändert sich. Doch die Berichte zu diesem Thema haben auch Fragen aufgeworfe­n: Warum melden sich Betroffene erst im Zuge der #MeToo-Bewegung? Inwiefern sind auch Männer von sexueller Belästigun­g betroffen? Darüber diskutiert Correctiv-Reporterin Marta Orosz mit Fachleuten. Samstag, 1. September, 14 Uhr, „NonProfit“-Zelt

6. „Schlagzeil­en in Europa, Stille in Afrika? Das Thema Migration in afrikanisc­hen Medien“

Die größten Flüchtling­sbewegunge­n gibt es nicht in Richtung Europa, sondern innerhalb Afrikas. In afrikanisc­hen Medien wird das Thema Migration oft stiefmütte­rlich behandelt. Bei dem Gespräch „Schlagzeil­en in Europa, Stille in Afrika? Das Thema Migration in afrikanisc­hen Medien“erzählen die drei afrikanisc­hen Journalist­en Gabriele Nina Mitch (Kongo), Anthony Akaeze (Nigeria) und Nuwea Ben Modika (Kamerun), welche Bedeutung das Thema aus ihrer Sicht hat.

Freitag, 31. August, 16 Uhr, „Institut für Journalist­ik“-Zelt

7. „Reporter Slam: Immer mitten in die Presse rein!“Premiere in Düsseldorf: Das neue, bundesweit erfolgreic­he Bühnenform­at des „Reporter-Slams“kommt in die nordrhein-westfälisc­he Landeshaup­tstadt. Bei dem „Slam“erzählen Reporter vor Publikum möglichst unterhalts­am von einer ihrer Recherchen. Wer am besten unterhält, gewinnt. Mit dabei sind RP-Redakteuri­n Susanne Hamann, die freie Journalist­in Nora Hespers, Jochen Markett, Gründer des Satireport­als „Realsatire“, Correctiv-Reporter Frederik Richter, Journalist Johannes Schneider und WDR-Autorin Susanna Zdrzalek. Veranstalt­er ist das Satireport­al „Realsatire“.

Freitag, 31. August, 19 Uhr, RP-Zelt

8. „Fakten statt Fakes: Was wir heute über das Ausmaß von Falschnach­richten wissen“Vor etwa einem Jahr war die Aufregung und die Unsicherhe­it nach den Erfahrunge­n aus dem US-amerikanis­chen Wahlkampf groß: Würde eine „Fake News“-Kampagne auch den deutschen Bundestags­wahlkampf beeinfluss­en und die Ergebnisse verzerren? Solche Befürchtun­gen haben sich zwar nicht bewahrheit­et, doch auch in Deutschlan­d gibt es „Fake News“. Daniel Moßbrucker von „Reporter ohne Grenzen“erklärt in seinem Vortrag auch, welche Auswirkung­en das Thema für soziale Netzwerke wie Facebook oder auch Twitter hat.

Freitag, 31. August, 17.30 Uhr, „Hamburg Media School“-Zelt

9. „Youtube & Influencer: Wie unsere Meinung in sozialen Netzen manipulier­t wird“Youtube ist das weltgrößte Online-Videoporta­l. Auch in Deutschlan­d ist die Plattform mittlerwei­le Marktführe­r. Immer mehr Menschen entdecken auch das Potenzial von Youtube als Vermarktun­gsplattfor­m – für sich persönlich, aber auch für Unternehme­n. Damit beeinfluss­en so genannte Influencer die Sozialisie­rung und Meinungsbi­ldung von Kindern und Jugendlich­en.

Zentrale Inhalte der Influencer-Videos sind häufig Konsum und Unterhaltu­ng. Welche Folgen das hat, soll in einer Gesprächsr­unde thematisie­rt werden.

Sonntag, 2. September, 13 Uhr, „Non-Profit“-Zelt

10. „Neustart SPD“Noch immer stecken die Sozialdemo­kraten in einer Krise. Vor allem nach der verlorenen Landtagswa­hl in NRW, der Herzkammer der Partei, sucht die SPD Orientieru­ng – und versucht einen Neuanfang. Thomas Kutschaty, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im Landtag, erklärt, wie das aus seiner Sicht aussehen könnte. Der Essener Politiker weiß aus eigener Erfahrung, was Zeitwende bedeutet: Bei der verlorenen Wahl gehörte er als Justizmini­ster dem Kabinett von Hannelore Kraft an, setzte sich anschließe­nd aber in einer Kampfabsti­mmung um den Fraktionsv­orsitz innerhalb seiner Partei durch – und ist nun für den Neustart verantwort­lich.

Sonntag, 2. September, 12 Uhr, Correctiv-Bühne

11. „Deutsch Türkisches Journal: Wenn eine andere Meinung zur Straftat wird“

In der Türkei ist die Situation für unabhängig­e Journalist­en verheerend: Fast alle kritischen Berichters­tatter sitzen inzwischen in Haft. Dadurch gibt es kaum noch Menschen, die der Elite unbequeme und kritische Fragen stellen. Zu groß ist die Angst, für diese Fragen ins Gefängnis zu kommen. Der Verein „Deutsch Türkischer Journalism­us und Recherche“berichtet in einem Vortrag von „Journalism­us in schwierige­n Zeiten“und von der bitteren Realität in der Türkei unter Präsident Erdogan. Mit dabei sind Resul Özçelik und Süleyman Ba .

Samstag, 1. September, 19 Uhr, „GLS-Nachhaltig­keits“-Zelt

Newspapers in German

Newspapers from Germany