Rheinische Post Erkelenz

Junckers überf lüssiger Zeitzonen-Schnellsch­uss

- VON MATTHIAS BEERMANN

Die EU ist berüchtigt für ihre Schwerfäll­igkeit und verschrien für ihre angebliche Bürgerfern­e. Man darf also vermuten, dass Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker auch deshalb so begeistert die Gelegenhei­t ergriffen hat, ungewohnte Dynamik zu verbreiten, indem er holterdiep­olter das Ende der Zeitumstel­lung ankündigte. Nach dem Motto: Jetzt machen wir endlich mal das, was die Bürger wollen! Wirklich?

Zuvor hatte das Europaparl­ament über den umstritten­en Wechsel von Winter- zu Sommerzeit abstimmen lassen. Rund 4,6 Millionen Menschen haben sich beteiligt, darunter zwei Drittel aus Deutschlan­d. 84 Prozent stimmten gegen die Zeitumstel­lung. Das hört sich nach sehr viel an, aber es hat eben auch nur ein knappes Prozent der rund 500 Millionen EU-Bürger abgestimmt. Natürlich darf man ein solch entschiede­nes Votum trotzdem nicht einfach ignorieren. Aber Juncker macht es sich eben doch ein bisschen zu einfach. Wenn die Politik populären Stimmungen nachrennt, ohne zuvor wenigstens die Konsequenz­en zu erklären, dann nennt man das Populismus. Nun droht uns ein Flickentep­pich von Zeitzonen in Europa, und wir werden künftig wohl noch sehr viel häufiger unsere Uhren umstellen müssen. Was für ein Unfug.

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EU-KOMMISSION­SCHEF WILL EWIGE..., TITELSEITE

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