Große Aufgaben für neues Regionalteam
Wohin der Weg die katholische Kirche im Bistum Aachen führen wird, ist eine spannende Frage. Sicher ist nur, dass es zu den Veränderungen kommen soll, die Bischof Helmut Dieser bereits zu Anfang des Jahres angeregt hatte.
KREIS HEINSBERG Inhalte, Strukturen und Personen sind nicht von vornherein von der Diskussion ausgenommen. „Wir wollen von den Gläubigen erfahren, wie die Kirche im 21.Jahrhundert aussehen soll“, erläutert Anja Klingbeil, die im Bistum für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Aus diesem Grunde habe der Bischof einen Gesprächs- und Veränderungsprozess mit dem Titel „Heute bei Dir“angestoßen, der bis zum 31. Dezember 2021 andauern soll.
Als Bindeglied zwischen den Gläubigen in den einzelnen Gemeinden und dem Bistum stehen die Regionalteams, die Anfang des Monats ihre Arbeit in den acht Regionen aufgenommen haben. Das dreiköpfige Team für die Region Heinsberg wurde in der Kirche St. Gangolf in Heinsberg offiziell ins Amt eingeführt. Es besteht aus Regionalvikar Propst Markus Bruns, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Heinsberg/ Oberbruch, als Leiter, Diakon Stephan Lütgemeier aus der Gemeinschaft der Gemeinden Gangelt als Pastoraler Mitarbeiter und Hiltrud Derix, Gemeinderatsvorsitzende der Gemeinschaft der Gemeinden Hückelhoven als ehrenamtliche Mitarbeiterin. Während des Gottesdienstes wurde ihnen von Bischof Dieser die Urkunde zur Beauftragung überreicht. „Die Beauftragung der Regionalteams ist vorläufig und nur für den Zeitraum des Gesprächs- und Veränderungsprozesses vorgesehen“, betont Anja Klingbeil, um von vornherein die Vermutung auszuräumen, durch das Team werde ein neues Leitungsteam etabliert, das eventuell an die Stelle von Regionaldekanen treten könnte.
Man müsse sich bewusst sein, dass es die „katholische Selbstverständlichkeit“ nicht mehr gebe, hat Lütgemeier nüchtern erkannt. Deshalb müssten die Gläubigen in den Gemeinden motiviert und mobilisiert werden, um den Prozess in Gang zu setzen, der „ihre“Kirche belebt, erneuert und stärkt. So wie bisher könne es nicht mehr weitergehen, meint auch Propst Bruns. Der Relevanzverlust von Glauben und Kirche dürfe nicht verkannt und müsse behoben werden. Deshalb sei es auch dringende Aufgabe, die Gläubigen vor Ort zu fragen, was sie von ihrer Kirche halten, wie sie ihre Kirche sehen und was sie an ihrer Kirche ändern wollten. Der gelebte Glaube in einer Gemeinschaft, die sich Kirche nennt, werde geringer. Da gelte es, gegenzusteuern. Was brauche der Mensch, um sein eigenes Christsein im Ort leben zu können?, fragte Lütgemeier. Es könne nur weitergehen, wenn jeder Gläubige sich einsetzt. „Wir sind Kirche.“Daran müsse jeder mit tun in einer Zeit, in der die kirchlichen Einheiten immer größer werden und die Zahl der Priester abnehme, so dass die Frage, wie sich die Kirche in der Zukunft aufstellt, immer dringlicher werde.
Das Regionalteam wird das Gespräch in den Gemeinden mit den Gläubigen suchen, mit Politikern und Bürgermeistern darüber diskutieren, wie diese die Kirche und ihre Aufgaben sehen, und die Regionalteams werden sich regelmäßig treffen, um untereinander die Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig Anregungen zu geben. „Wir fühlen uns als mittlere Ebene und als Mittler zwischen Bistum und den Gemeinden“, erklärt Hiltrud Derix die Funktion, „und wir werden in die Gemeinden hineingehen.“Sie wünscht sich, dass „es
uns als Pastoralteam gelingt, Menschen zu motivieren, selbst die Initiative zur Veränderung zu ergreifen und nicht nur die Kirche zu kritisieren“. Inhaltlich sei nichts festgelegt – obwohl es schon einige Handlungsfelder gibt, die sich in den bisherigen Vorgesprächen herauskristallisiert haben, wie Anja Klingbeil ergänzt. Elf Handlungsfelder stehen fest. „Das muss aber nicht abschließend sein.“Ergebnisoffenheit sei gefragt, eine erste Zwischenbilanz soll nach 100 Tagen gezogen werden.