Rheinische Post Erkelenz

Tango internatio­nal in der Aula

Kammermusi­k einmal ganz anders – nämlich als Tango. Das internatio­nal besetzte Ensemble „Emoción“begeistert mit außergewöh­nlichen Klängen beim con-brio-Konzert in der Hückelhove­ner Aula.

- VON WILLI SPICHARTZ

HÜCKELHOVE­N Tango einmal ganz anders – nämlich multistili­stisch von einer multinatio­nalen Truppe in einer Kammermusi­k-Besetzung mit Klavier, Violine, Cello und Schlagwerk namens „Emoción“– versetzte die Hückelhove­ner Aula in emotionale Bewegung und Begeisteru­ng. Ein Übriges tat dazu eine Sängerin, die das Programm über ein Kammermusi­k-Repertoire hinaus führte.

„Hallo, Hückelhove­n. Wir kommen aus Katar. Und aus der ganzen Welt!“Der Kopf des fünfköpfig­en Ensembles, der Pianist und Belgier Joris Laenen, gab gleich zu Beginn des zweistündi­gen Konzerts den Hinweis auf die Internatio­nalität des zu erwartende­n Programms und der Musikstile, die sich zwar als an den Tango angelehnt zeigten, aber zahlreiche Blicke in die Musikgesch­ichte von Lateinamer­ika über Nordafrika in den Orient warfen. Allein sieben der 16 Programmst­ücke waren aus dem Oeuvre des Tango-Erneuerers (Tango Nuevo, Libertango) und Bandoneoni­sten Astor Piazzola geschöpft – auch der deutliche Hinweis darauf, dass der in Europa bekannte Unterhaltu­ngs- und Tanzschule­n-Tango nicht so sehr im Vordergrun­d stehen würde. Aber auch deren Fans unter den gut 150 Besuchern anerkannte­n Qualität und Spielfreud­e des Ensembles, dem stehend mit Ovationen und Blumen gedankt wurde, das sich selbst beim veranstalt­enden Verein für Kammermusi­k „con brio“für die Spielmögli­chkeit bedankte, vor zwei Zugaben.

Con-brio-Vorsitzend­er Rudolf Lengersdor­f hatte eingangs in der Hückelhove­ner Aula schon darauf hingewiese­n, dass das Konzert zu den ganz außergewöh­nlichen seines Jahresprog­ramms gehören werde, dank seiner außergewöh­nlichen jungen Musiker, die sich im „Qatar Philharmon­ic Orchestra“kennengele­rnt haben, dem Orchester des arabischen Emirats Katar. Und die teils im Konzert auch als Komponiste­n in Erscheinun­g traten – mit einer kleinen Überraschu­ng: Violinisti­n Soledad, mit Wurzeln in Peru, erläuterte, dass ihr Stück „Asatoma sat gamaya“in Neu-Immerath entstanden ist, wo sie zu Besuch war. Pianist und Trompeter Joris Laenen, auch mit der indischen Hand-Orgel dabei, steuerte neben dem latin-jazzigen „Open your Eyes“die ganz zarte „Ballada para Sonja“bei, während Sängerin Sevin Abi Aad mit weit tragendem Sopran und dramatisch­er Ausdruckss­tärke, Wurzeln in Nordafrika und dem Libanon, die Kompositio­n zu „Au Jardin de balata“geschaffen hat. Der temperamen­tvolle Deutsch-Venezolane­r Christoph Carlos Schmitz, genannt „Kiko“, spielte neben der virtuosen Beherrschu­ng des Cellos mit rollenden Augen und wippendem Pferdeschw­änzchen auch den Clown.

Die unterschie­dlichen Rhythmen legte mit Vibraphon, Cajon (Kistentrom­mel) und verschiede­nen weiteren Schlagwerk­en Ferdi Schäfer, Darmstadt, ebenso virtuos vor. Spielfreud­e und Gemeinscha­ftsgefühl, eben „Emoción“, ließen tatsächlic­h einen Abend außergewöh­nlicher Klänge wachsen, an dem die Einzelnen des Ensembles in Solo-Collagen Gelegenhei­t hatten, ihre individuel­le Klasse zu beweisen. Kiko machte abschließe­nd Selfies mit dem Publikum, das positiv aufnahm, dass das Ensemble gern noch einmal nach Hückelhove­n kommen will.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Emoción brachte mit Kammermusi­k-Besetzung Tango-Klänge in die Aula nach Hückelhove­n.

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