Rheinische Post Erkelenz

Vereintes Europa: Scheitern wäre fatal

- VON KURT LEHMKUHL

Daniel Röder, Fachanwalt und Vorsitzend­er von „Pulse of Europe“, referierte unter dem Oberthema „Lage der Demokratie in Deutschlan­d und Europa“auf Einladung der Kreisspark­asse Heinsberg.

HEINSBERG Den Worten folge der Handelskri­eg und danach die militärisc­he Auseinande­rsetzung. „So geht es immer“, sagt Daniel Röder, die Geschichte im Blick, die Gegenwart vor Augen, die Zukunft im Kopf. Es gehe schlichtwe­g um nichts anders als die Zukunft eines vereinten Europas, das zerbrechli­cher ist, als viele glauben. „Trump, Putin, die vielen Nationalis­ten in den Ländern Europas, sie wollen die Idee des vereinten Europas zerstören.“

Und dann? Europa habe Frieden und Freiheit gebracht. Was die Europagegn­er wollen, könne jeder erkennen, der es will. Der Blick nach Ungarn, Tschechien, Polen, Italien, Österreich, in die Niederland­e, nach Frankreich, Großbritan­nien reiche, wenn er denn nicht schon durch die nationalis­tischen Auswüchse in Deutschlan­d geschärft wurde. „Wenn uns der Euro um die Ohren fliegt, ist es zu spät.“Wenn Frieden und Freiheit nur für den eigenen Staat gelten, ist jeder andere ein Ausländer. Das gelte auch für den Deutschen, der in Frankreich weilt, oder den Österreich­er, der nach Ungarn will. Ist das gewollt? Ist den Menschen das vereinte Europa so wenig wert, das sie sich nicht dafür einsetzen wollen?

So denkt und fragt Röder, Gründer der Bewegung „Puls of Europe“, der bei den Sparkassen-Gesprächen 2018 über die „Lage der Demokratie in Deutschlan­d und Europa“referierte. „Europa braucht uns, weil wir Europa brauchen“, sagt er. Das Scheitern des vereinten Europas wäre fatal für Frieden und Freiheit, was nicht zuletzt auf fehlendes Demokratie­verständni­s zurückzufü­hren sei. „Viele wissen gar nicht mehr, was Demokratie bedeutet, weil sei es nicht lernen.“Nationalis­ten machten es sich einfach. Sie reduzierte­n alle Probleme auf ein Thema, in diesem Falle die Flüchtling­sproblemat­ik, hätten damit Erfolg, lähmten dadurch die Politik, was ihnen zu weiterem Erfolg verhelfe. Da müsse jeder gegensteue­rn, fordert Röder und geht selbst voran. Am Tag nach der Wahl von Trump zum Präsidente­n der USA hat er, der sich bis dahin nicht öffentlich positionie­rte, mit seiner Frau in Frankfurt die erste Versammlun­g organisier­t. „Laienhaft, unwissend, ohne großen Plan“seien sie vorgegange­n, einzig mit der Botschaft: Wir müssen aufstehen, dürfen nicht zulassen, dass Trump oder Nationalis­ten wie Orban in Ungarn das vereinte Europa zerstören. Das war die Geburt von „Pulse of Europe“, einer Sammelbewe­gung, die sich inzwischen in 21 Ländern für den europäisch­en Gedanken stark macht, vom Gedanken getragen, in demokratis­chen Verhältnis­sen frei und friedlich zu leben.

Die von Röder und seiner Frau ins Leben gerufene Bewegung, für die das Ehepaar mit dem Europäisch­en Bürgerprei­s des EU-Parlaments und dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net wurde, will Europa positiv darstellen, Botschafte­n in den öffentlich­en Raum senden, mahnen und warnen. „Jeder kann etwas für Europa tun, und wenn er nur bei der nächsten Europawahl seine Stimme abgibt.“Die Vorstellun­g, Rechtspopu­listen und Nationalis­ten könnten im nächsten Parlament einen starken Block bilden, sei besorgnise­rregend. Der Glaube, dazu könne es nicht kommen, sei ein Irrglaube. „Wer hat schon geglaubt, Trump hätte ernsthaft eine Chance?“Und jetzt? Jetzt folge nach den markigen Worten der Handelskri­eg. Und dann?

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER „Europa braucht uns, weil wir Europa brauchen“, sagt Dr. Daniel Röder, Gründer der Pulse-of-Europe-Bewegung.

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