Rheinische Post Erkelenz

Wie die „Blaue Route“ankommt

- VON MARCEL KOLB

Seit fast einem

Jahr gibt es die Fahrradstr­aße. Wir haben nachgefrag­t, wie die Regelung angenommen wird.

Das Erste, was auf der „Blauen Route“auffällt, ist die Ruhe, die auf der Straße herrscht. Seit dem 20. September 2017 ist im Bereich Bruckneral­lee/Buscher Straße /Richard-Wagner-Straße eine Fahrradstr­aße eingericht­et. Das bedeutet, dass nur Fahrräder die Straße benutzen dürfen. Eine Ausnahme gilt für Anlieger.

Das Angebot wird gut angenommen. „Ich fahre hier jetzt öfter mit dem Fahrrad entlang als vor der Umstellung, weil es viel ruhiger geworden ist“, sagt eine Radfahreri­n aus Venn, die mit ihrem Pedelec unterwegs ist. „Ich fühle mich zwar sicherer, aber manchmal sind die wenigen Autofahrer doch noch rücksichts­los“, sagt sie.

Die ehemalige Fahrbahn für Autos ist jetzt Fahrradstr­aße. Auf großen Teilen der Richard-Wagner-Straße und der Bruckneral­lee gibt es zwischen den Fahrbahnen eine Allee. Auf dem Schotterwe­g zwischen den Bäumen führt Anwohner Bernd Koenemann seine Hündin Paula spazieren. „Verkehrste­chnisch finde ich die Fahrradstr­aße eine sehr gute Einrichtun­g“, sagt er. Mit der Situation für Fußgänger, die nach Angaben der Stadt ebenfalls verbessert werden sollte, ist er in Teilen zufrieden. Allerdings beschwert er sich darüber, dass „einige Radfahrer noch auf dem Fußweg fahren. Die scheuen sich dann auch nicht, zu klingeln. Aber es werden immer weniger.“

Doch auch für Radfahrer ist die Situation noch nicht uneingesch­ränkt gut. „Wenn Busse hinter mir her fahren, fühle ich mich bedrängt. Das ist unangenehm. Dann fahre ich auch schon mal rechts ran und steige ab, damit die Busse vorbeifahr­en können“, sagt die Pedelec-Fahrerin. Auch die Vorfahrtsr­egelungen an den Kreuzungen mit anderen Straßen mache manchmal noch Probleme.

Im Vergleich zur Situation vor der Umgestaltu­ng sieht Michael Hof eine Verbesseru­ng. „Vorher hat es sich auf dem Schotterwe­g gestaut. Gerade, wenn Fahrradfah­rer und Kinderwäge­n unterwegs waren, wurde es schwierig. Jetzt ist es aber für alle Beteiligte­n angenehmer.“

Von den Anwohnern sind nicht alle von der Fahrradstr­aße überzeugt. Zur Zeit ist die „Blaue Route“ein Fall für das Verwaltung­sgericht Düsseldorf. Drei Anwohner der Fahrradstr­aße haben dort den Erlass einer einstweili­gen Verfügung beantragt, wonach der Mittelstre­ifen wieder für Radfahrer geöffnet werden soll. Dazu solle die Stadt entspreche­nde „Radfahrer frei“-Schilder anbringen. Dies hatte die Stadt zuletzt auf Anraten der Polizei abgelehnt. Eine Entscheidu­ng steht noch aus.

Für das Fest „Alles Gute, Blaue Route“wird für einen Tag ein Blitzer auf der Route aufgestell­t. Blitzen wäre aber auch an normalen Tagen möglich: Auf der Fahrradstr­aße gilt eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 30 km/h, für Autos genauso wie für Radfahrer. Dabei ist besonders, dass sich der Autoverkeh­r an die Geschwindi­gkeit des Radverkehr­s anpassen muss. Besonders ist auch, dass Fahrradfah­rer nebeneinan­der fahren dürfen. Trotzdem müssen sie nach wie vor auf der rechten Seite der Fahrbahn fahren.

Die „Blaue Route“ist im Rahmen des neuen Nahverkehr­skonzepts der Stadt entstanden und soll das vorhandene Radwegnetz ergänzen. Der städtische „Masterplan Nahmobilit­ät“von April 2017 führt insgesamt 464 Kilometer Radwege auf. Diese sollen erweitert werden. Besondere Berücksich­tigung soll dabei die Anbindung von Haltestell­en des öffentlich­en Personenna­hverkehrs finden. Die ehemalige Bahntrasse zwischen Hohenzolle­rnstraße und der Straße an der neuen Niers in Neuwerk könnte eine mögliche Ausbaustre­cke für eine Schnellver­bindung nach Krefeld werden. Die Pedelec-Fahrerin aus Venn sieht Bedarf für neue Radwege. „Das größte Problem in Mönchengla­dbach sind die Straßen ohne Radwege. Da ist es gut, dass sich jetzt etwas tut“, sagt sie.

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FOTO: LISA KREUZMANN Die erste Fahrradstr­aße der Stadt ist im Bereich Bruckneral­lee/Buscher Straße/Richard-Wagner-Straße. Dort dürfen nur noch Anlieger mit ihrem Pkw fahren, ansonsten ist die Straße nur Radfahrern und Fußgängern erlaubt.
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FOTO: KOLB Bernd Koenemann mit Paula auf der Bruckneral­lee.

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